Ausstieg?
- Bestandsgarantie!

Leserbrief vom 17.06.2000
- veröffentlicht in der 'taz' am 23.06.
und in der Badische Zeitung am 27.06. als
'Schlimmer als eine Bestandsgarantie'

 

Was bei diesem 'Konsens' herausgekommen ist, ist kein Ausstieg. Es ist eigentlich sogar noch schlimmer als eine Bestandsgarantie. Die deutschen AKW sind ursprünglich für eine Laufzeit von 25 Jahren ausgelegt. Wenn sie nun durchschnittlich 32 Jahre lang laufen sollen, würde sich das Risiko potenzieren - vorausgesetzt, wir können nicht doch noch durch CASTOR-Blockaden und andere Aktionen einen Ausstieg in der Realität und nicht auf dem Papier erzwingen...

Das Material der Reaktor-Druckgefäße versprödet durch den Neutronenbeschuß immer mehr. Diese und viele andere Teile eines Reaktors können nicht aus- gewechselt werden. Die "rot-grüne" Bundesregierung garantiert der Atom-Mafia, daß die Sicherheits (?)-Bestimmungen nicht neueren oder bereits vorliegenden Erkenntnissen angepaßt und verschärft werden dürfen, solange der 'Konsens' gilt. Die CDU und Angelika Merkel, die ausgebildete Physikerin, stehen schon Gewehr bei Fuß zur Wachablösung, falls die Regierung doch noch ungehorsam werden sollte und der Atom-Mafia auch nur ein einziges AKW wegnehmen wollte.

Am Beispiel Schweden sehen wir, was herauskommt, wenn die Bevölkerung den Versprechungen von Politikern vertraut: Trotz Volksabstimmung und dem Versprechen, sich an das Votum zum Atomausstieg zu halten ist nichts geschehen. Der 'Konsens' ist weniger noch als das Versprechen in Schweden. Es wird zweimal nichts geschehen, wenn die AKW-Bewegung nicht wieder annähernd soviele Menschen auf die Beine bekommt, wie Anfang der 80er Jahre.

Manche wundern sich über die "Grünen". Diese Partei ist in den letzten 10 Jahren schleichend zur Kriegs- und Atom-Partei mutiert. Petra Kelly wird sich im Grabe umdrehen.

 

Klaus Schramm

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