Pressemitteilung des BUND Herbolzheim v. 13.09.91

Die Grenzen sind längst
überschritten

 

Der BUND Herbolzheim kritisiert die 'Fortschreibung' des Flächennutzungsplans im Gemeinderat

Der BUND Herbolzheim erinnert daran, daß er sich bereits vor drei Jahren gegen die damals beschlossenen Neubaugebiete aussprach. Nichts anderes könne gegenüber der vom Gemeinderat am 3.09. beschlossenen Erweiterung der Baufläche um über 100 Hektar im Flächennutzungsplan vom BUND heute erwartet werden. Besonders frustrierend sei die Zurückstellung eines Vorschlages zur Wiederaufforstung im südwestlichen Bereich Herbolzheims. Als bezeichnend erscheint dem BUND, daß sich in dieser Hinsicht nichts auf freiwilliger Basis bewegt, sondern ausdrücklich abgewartet wird, welche Maßnahmen durch gesetzliche Auflagen unumgänglich sein werden.

Der BUND erinnert an die auch 1988 ins Feld geführten Zahlen: Schon damals wurde täglich in der alten BRD eine Fläche von 167 Hektar überbaut, was pro Jahr der Fläche des Bodensees entspricht. Und schon bis dahin nahm die Fläche Herbolzheims innerhalb von 35 Jahren bei gleichbleibender Bevölkerung um 30 Prozent zu. Verwiesen wird auch auf die Ergebnisse der letzten Volkszählung: Danach stehen über 30 Quadratmeter Wohnraum pro Kopf der Bevölkerung (Greise und Säuglinge eingerechnet) zur Verfügung. Es könne klar ersehen werden, ob die Wohnungsnot echten oder künstlichen Ursprungs sei. Die Frage folgt daher, ob weiterhin ein gesellschaftlicher Konflikt auf dem Rücken der Natur ausgetragen, immer mehr Fläche "genutzt" und damit der "eigene Ast abgesägt" werden könne.

Der BUND gibt zu bedenken, daß längst alle Argumente gefallen sind und jede und jeder Bescheid wissen könne. Schon 1972 sei das Buch von Meadows "Die Grenzen des Wachstums" erschienen, 1975 Gruhls "Ein Planet wird geplündert". Ebenso gebetsmühlenhaft würde immer wieder - in Herbolzheim nicht zuletzt 1988 - die Antwort wiederholt: Dies sei nun wirklich der letzte Bebauungsplan, die letzte noch benötigte Entlastungsstraße u.s.w....

Nach Einschätzung des BUND und auch der überwiegenden Mehrheit verantwortungsbewußter Wissenschaftler seien die Grenzen inzwischen längst überschritten. Eigentlich müsse, um zu retten, was noch zu retten ist, Rückbau und Renaturierung gefordert werden.

 

Klaus Schramm für den BUND Herbolzheim

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