14.03.2008

Brand im AKW Brokdorf

Im schleswig-holsteinischen Atomkraftwerk Brokdorf hat es nach einem Kurzschluß gebrannt. Heute (Freitag) vormittag kam es nach Betreiberangaben beim Test einer Förderpumpe zu einem Kurzschluß in einem Schalter, der daraufhin in Brand geriet. Vor noch nicht einmal zwanzig Jahren hatten Nuklear-Ingenieure Stein und Bein geschworen, daß solche Vorkommnisse in deutschen Atomkraftwerken Dank hoher Sicherheitsstandards undenkbar seien. Inzwischen müssen solche dem Verschleiß geschuldeten Undenkbarkeiten eher zur Normalität als zur Ausnahme gerechnet werden.

Wie gemeldet wurde, habe der Brand von der Werksfeuerwehr mit Handfeuerlöschern erstickt werden können. Komplikationen, die der Brand zur Folge hatte, konnten jedoch nicht geleugnet werden: So habe sich die Pumpe vom AKW-Leitstand aus nicht mehr abschalten lassen. Darauf hin mußte offenbar eine Stromschiene außer Betrieb genommen werden, um den Kurzschluß beheben zu können. Aus der Darstellung des AKW-Betreibers, des Strom-Konzerns E.on, geht hervor, daß daher 18 Minuten lang nur zwei der vier Notstromstränge zur Verfügung standen - die Mindestanforderung für die Beherrschung von Störfällen. Die Panne mußte mit "Eilt" gemeldet werden, weil es sich um eine Funktionsstörung im Sicherheitssystem handelte.

Die Aufsichtsbehörde - unter Sozialministerin Trauernicht für ihre betreiberfreundlichen Entscheidungen berüchtigt - ist nach eigenen Angaben mit eigenen und externen Sachverständigen zur Ursachenklärung vor Ort. Das AKW Brokdorf dürfe weiter betrieben werden.

Die infolge des Brandes außer Betrieb genommene Stromschiene dient der Versorgung von Teilen der Nachkühlkette. Dies bedeutet, daß bei diesem Brand - anders als beim Brand des Transformators im AKW Krümmel am 28. Juni 2007 - das Sicherheitssystem des Atomkraftwerks unmittelbar betroffen war. Im AKW Krümmel war es als Folge des Brandes am 28. Juni 2007 zu einer Schnellabschaltung, dann zu Überspannung, zu Ausfällen wichtiger Funktionen im AKW-Leitstand, zu Chaos, menschlichem Versagen, einer bedrohlichen Kühlstands- und Druckabsenkung im Reaktordruckbehälter und so zu einem Beinahe-GAU gekommen.

Seit Sommer 2007 sind die beiden ebenfalls nahe Hamburg gelegenen AKWs Krümmel und Brunsbüttel außer Betrieb. Erst Ende Februar war es im AKW Brokdorf im Verlauf von Prüftarbeiten zur ungewollten Flutung einer der vier vorhandenen Pumpenkammern des Nebenkühlwassersystems gekommen.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel zum AKW Krümmel

      Brand im AKW Krümmel
      Reaktor heruntergefahren (28.06.07)

      AKW Krümmel knapp an GAU vorbei
      Schnellabschaltung infolge des Brands gefährdete Reaktor (3.07.07)

      Beinahe-GAU oder Medien-GAU? (17.07.07)

      AKW Krümmel:
      Atom-Ministerin Trauernicht beim Lügen ertappt (26.07.07)

      Erneut ein Defekt im AKW Krümmel entdeckt (27.08.07)

      Abgeschaltetes AKW Krümmel mit "normalen" Pannen
      War "AKW-Tuning" Ursache des Beinahe-GAU am 28. Juni?
      (28.12.07)

Siehe auch

      Schwedisches AKW 7 Minuten vor GAU
      Versagte eine Komponente »Made in Germany«? (3.08.06)

      Informationen zum deutschen "Atom-Ausstieg"

      Atom-Ausstieg selber machen

 

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