16.05.2017

Neckar-CASTOR
Transport-Genehmigung erteilt

CASTOR-Transport auf dem Neckar und Panzerfaust - Collage: Samy - Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Nicht-Kommerziell 3.0
Laut Mitteilung des "grünen" AKW-Betreibers und baden-württembergischen Strom-Konzerns EnBW hat das sogenannte Bundesamt für kerntechnische Entsorgung heute die Genehmigung für den riskanten CASTOR-Transport auf dem Neckar erteilt. Dieser Transport mit hochradioaktiven abgebrannten Brennelementen von der AKW-Ruine Obrigheim ins sogenannte Zwischen-Lager am AKW Neckarwestheim wurde bereits im September 2016 angekündigt. Der Tag X ist nach wie vor offen.

Wie EnBW heute zugleich mitteilt, habe das "Bundesamt für kerntechnische Entsorgung" (BkE) verboten, den Termin für den ersten CASTOR-Transport auf einem Fluß in Deutschland bekannt zu geben. Tatsächlich dürfte das BkE dieses Verbot auf Wunsch von EnBW formuliert haben. Auch die Bekundung von Seiten des AKW-Betreibers, noch in dieser Woche mit der Beladung der ersten drei Behälter zu beginnen, ist allenfalls ein Indiz für einen baldigen Start des CASTOR-Transports. Denn vor drei Wochen wurde bekannt, daß befüllte CASTOR-Behälter unter Mißachtung der offenkundigen Risiken nun auch unter freiem Himmel abgestellt werden dürfen (Siehe unseren Artikel v. 23.04.17).

Bekanntlich kann mit Hilfe einer problemlos auf dem Schwarzmarkt erhältlichen Panzerfaust aus einem halben Kilometer Entfernung 70 Zentimeter dicker Panzerstahl durchlagen werden. Eine solche Panzerfaust hat schußbereit - also mit der entsprechenden Rakete bestückt - lediglich ein Gewicht von 13 Kilogramm. Entlang des Neckars gibt es auf der insgesamt 50 Kilometer langen Transportstrecke unzählige Möglichkeiten für Verstecke, von wo aus ein Terror-Angriff unternommen werden kann.

CASTOR-Behälter weisen eine Außenwandung aus lediglich 40 Zentimeter dickem Gußeisen auf. Diese enthält zudem axiale Bohrungen, so daß von einer effektiven Wandstärke von rund 30 Zentimetern ausgegangen werden muß. Und: Bekanntlich besitzt Gußeisen bei weitem nicht die Widerstandfähigkeit von Panzerstahl. Wird auch nur ein einziger CASTOR-Behälter auf dem Gelände der AKW Ruine Obrigheim oder während des Transports auf dem Neckar bei einem Terror-Angriff zerstört, sind die Folgen ebenso verheerend wie bei einem Super-GAU in einem AKW. Ein CASTOR-Behälter vom Typ 440/84 mvk - wie er nun für diesen Transport auf dem Neckar verwendet werden soll - wiegt in beladenem Zustand 107 Tonnen.

Neben dem Risiko eines Terror-Angriff gibt es eine ganze Reihe weiterer Risiken, die bei einem solchen CASTOR-Transport ohne irgend einen rationalen Grund eingegangen werden (Siehe hierzu auch unsere Artikel v. 30.09.16, v. 11.02.17, v. 18.02.17 und v. 21.02.17). Das Aktionsbündnis 'Neckar CASTOR-frei!' kritisierte die Genehmigung scharf und sprach von einer "Entscheidung gegen die Sicherheit". Auch der baden-württembergische Landesverband des BUND wies darauf hin, daß ein gekentertes Schiff nicht so einfach geborgen werden könne und ein Unfall mit den CASTOR-Behältern auf dem Neckar viele Kilometer flußabwärts und unzählige Menschen in Mitleidenschaft ziehen würde.

Der pseudo-grüne Atom-Minister Franz Untersteller, der bereits kurz nach seinem Amtsantritt 2011 die baden-württembergischen Atomkraftwerke als "sicher" bezeichnet hatte, sprach heute davon, er gehe bei dem bevorstehenden CASTOR-Transport auf dem Neckar von "höchsten Sicherheitsstandards" aus. Die Gemeinde Neckarwestheim hingegen hat bereits angekündigt, vor Gericht einstweiligen Rechtsschutz zu beantragen, um die CASTOR-Transporte zu verhindern. Neckarwestheims Bürgermeister Jochen Winkler kritisierte, daß die Gemeinde die Unterlagen für den Transport laut BfE erst in den kommenden 14 Tagen erhalte. Diese Unterlagen seien jedoch unabdingbar für die Formulierung einer entsprechenden Klage gegen die CASTOR-Transporte. Es sei sehr ärgerlich, daß die Transport-Genehmigung erteilt wurde, bevor die Kommune die Akten erhalten hat. Stimme das Gericht dem Antrag der Gemeinde zu, müßten die Transport-Vorbereitungen gestoppt werden, so Winkler.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      CASTOR-Behälter unter freiem Himmel?
      EnBW ohne jegliches Risiko-Bewußtsein (23.04.17)

      Bundesweite Frühjahrs-Konferenz
      der Anti-Atom-Initiativen (3.04.17)

      Anti-AKW-Demo in Heilbronn
      Auftakt zum CASTOR-Widerstand (4.03.17)

      CASTOR-Transport auf dem Neckar geplant
      Seltsame Probefahrt am 21. Februar (21.02.17)

      Neckar-CASTOR: EnBW will
      Schiffs-Transport testen (18.02.17)

      Neckar-CASTOR: Protest-Aktion
      auf Heilbronner Brücke (11.02.17)

      Atommüll aus dem AKW Obrigheim
      EnBW macht Reklame für CASTOR-Transport auf dem Neckar
      (30.09.16)

 

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