30.07.2012

General Electric: Atomenergie zu teuer
Das Ende des Atomenergie-Zeitalters

Der lauernde Super-GAU
General Electric, einer der weltgrößten Konzerne, verabschiedet sich aus dem Atomenergie-Geschäft. In einem Interview sagte GE-Chef Jeffrey Immelt, Atomenergie sei aufgrund der hohen Kosten "wirklich schwierig" zu rechtfertigen. Offenbar können auch die von US-Präsident Barack Obama bereitgestellten enorm hohen Finanz- beihilfen die in den vergangenen zwei Jahrzehnten häufig angekündigte "Renaissance der Kernenergie" nicht in die Gänge bringen.

In einem Interview mit der 'Financial Times' erklärte GE-Chef Immelt, Stromerzeugung mit Atomenergie sei aufgrund der Kosten "wirklich schwierig" zu rechtfertigen. GE war in den 70er- und 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts eines der führenden Unternehmen der Atomenergie-Branche. Der Konzern steht für die weltweite Verbreitung des Siedewasser-Reaktors, eines AKW-Typs dessen Konstruktion in Lizenz von AEG in Deutschland übernommen wurde, und ist bis heute weltweit einer der größten Ausrüster von Atomkraftwerken. Der Umsatz von General Electric aus dem Atomgeschäft im Rahmen eines Joint Ventures mit dem japanischen Konzern Hitachi wird auf rund eine Milliarde US-Dollar geschätzt, was jedoch weniger als ein Prozent des jährlichen Konzern-Umsatzes ausmacht.

Auch die Atom-Reaktoren im AKW Fukushima Daiichi, in denen es zur Kernschmelze gekommen ist, waren Siedewasser-Reaktoren nach dem Bauplan von General Electric. In Europa ist ein solcher Reaktor von General Electric noch im AKW Garoña in Betrieb. Der pseudo-sozialistische Ministerpräsident José Zapatero hatte im Wahlkampf im Jahr 2008 den Atom-Ausstieg versprochen und zugesagt, das älteste spanische AKW, das seit 1970 in Betrieb ist, im Jahr 2010 stillzulegen. Doch bereits im Juli 2009 brach er das Wahlversprechen und sprach eine de facto unbefristete Betriebsgenehmigung aus. Auch von der jetzigen spanischen Regierung ist in dieser Sache keine demokratische Entscheidung zu erwarten.

"Erdgas und Wind stehen heute im Vordergrund", sagte Immelt der 'Financial Times' und verwies dabei auf zwei Energiequellen, auf die seiner Meinung nach die meisten Länder umschwenken. "Wenn ich mit Chefs von Ölunternehmen rede, sagen die mir, sie finden ständig neue Gasvorkommen. Atomstrom läßt sich nur noch schwer rechtfertigen, sehr schwer. Erdgas ist momentan so billig, und irgendwann kann man die wirtschaftliche Seite einfach nicht mehr ignorieren," so der GE-Chef.

Ausschlaggebend für die Richtungsentscheidung des Konzern-Kolosses dürfte weniger der Super-GAU von Fukushima als die problematische und äußerst umweltschädliche "Schiefergasrevolution" in den USA sein. Denn erneuerbare Energie wie Windkraft und Solarenergie werden von Immelt im Interview nur am Rande erwähnt.

Die sinkenden Gas-Preise resultieren aus der unerwartet ergiebigen Ausbeute von Gas-Vorkommen in tiefen Schiefer-Gesteinsschichten in den USA. Die "Schiefergasrevolution" hat dazu geführt, daß die USA nicht mehr von Gasimporten abhängig sind und zum Gas-Exporteur werden. Das Schiefergas wird mit Hilfe einer Technologie nutzbar gemacht, die von UmweltschützerInnen kritisiert wird. Dabei werden giftige Chemikalien eingesetzt und die Gesteinsschichten werden mit Wasser unter hohem Druck aufgebrochen, damit das Gas ausströmen kann.

Wie der im Oktober 2010 gestorbene langjährige ehrenamtlicher Präsident von Eurosolar, Hermann Scheer, in seinem Buch "Energieautonomie" (2005) schrieb, werden die Energie-Konzerne weiterhin auf Großtechnologie setzen und der Energie-Wende um so stärkeren Widerstand leisten, je mehr sich die erneuerbaren Energien ausbreiten. Es wäre eine Illusion, zu erwarten, daß sich die gleichen Konzerne, die in der Vergangenheit den Ausbau der Erneuerbaren nach Kräften behindert haben, sich "vom Saulus zum Paulus" wandeln. So schrieb Scheer: "Es spricht jedoch entschieden mehr dagegen als dafür, dass nunmehr die großen Energiekonzerne die treibenden Kräfte werden könnten. (...) Investitionen in Großkraftwerke und Infrastrukturen haben Amortisationszeiten von zwei bis drei Jahrzehnten. Die jeweiligen einzelnen Investitionen erfolgen nie zum gleichen Zeitpunkt. Die Zahl vorfinanzierter Großinvestitionen ist immer ungefähr so groß wie die der abgeschriebenen. (...) Die Lokomotivführerrolle für erneuerbare Energien wird auch in Zukunft nicht aus dem konventionellen Energiesystem kommen."

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Energie-Wende? Centrotherm insolvent
      "Schwarz-Gelb" zerschlägt deutsche Solar-Branche (12.07.12)

      Greenpeace-Aktivist landet auf
      spanischem AKW Garoña (6.06.12)

      Obama subventioniert die Atom-Mafia
      Bau zweier Atom-Reaktoren angekündigt (9.02.12)

      Erneuerbare bei über 20 Prozent
      Energie-Wende dennoch gebremst (29.08.11)

 

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