Kohlendioxid und Atomkraftwerke
Heute, Freitag, landete ein Werbebrief der Zeitschrift 'GEO' in Millionen deutscher
Briefkästen. Mit der Uralt-Werbemethode einer Umfrage versucht der Verlag Gruner+Jahr,
der zum Bertelsmann-Konzern gehört, AbonnentInnen für die Zeitschrift 'GEO' zu gewinnen:
Wer den Fragebogen zum Thema "Klimawandel" ausfüllt und einsendet, bekommt als
"Dankeschön" u.a. drei 'GEO'-Hefte zum Sonderpreis. Der kleinere Haken dabei: Wer nicht
rechtzeitig abbestellt, ist automatisch AbonnentIn von 'GEO'.
Der größere Haken: In einer der Fragen ist Propaganda der Atomkraftwerks-Betreiber
versteckt:
Aus Sicherheitsgründen will Deutschland Kernkraftwerke abschalten. Bei der Stromherstellung
mit Atomkraftwerken fallen aber im Gegensatz zu anderen Kraftwerken keine Emissionen an.
Glauben Sie, dass Atomkraft in Deutschland doch noch Zukunft hat?*
Wer sich nicht auf das Infotainment der Mainstream-Medien verläßt, sondern sich unabhängig
informiert, weiß sicherlich schon seit Jahren: Pro Kilowattstunde AKW-Strom fallen rund 60 Gramm Kohlendioxid an. Selbst eine Studie des Schweizer Energieministeriums - das sicherlich
nicht als atomenergie-kritisch gelten kann - kam auf einen Wert von 39 Gramm Kohlendioxid pro Kilowattstunde. Selbstverständlich muß auch bei der im Betrieb emissionsfreien Produktion von Strom aus erneuerbaren Energien die Emission von Kohlendioxid bei der Herstellung von Windkraftwerken oder Solarzellen auf die gesamte Lebensdauer der Anlagen
umgerechnet werden. Dabei ergeben sich Werte zwischen 18 und 28 Gramm Kohlendioxid pro
Kilowattstunde. Zum Vergleich: Ein Steinkohle-Kraftwerk emittiert rund 940 Gramm Kohlendioxid pro Kilowattstunde - und ein Braunkohle-Krfatwerk liegt mit 1.230 Gramm Kohlendioxid pro Kilowattstunde noch erheblich darüber.
Eine zweite Propaganda-Lüge in dem kurzen Text aus dem 'GEO'-Fragebogen wird aus einem unvermeidbaren Gewöhnungeffekt selbst vielen kritischen Atomkraft-GegnerInnen nicht mehr
auffallen: Mit "Deutschland" ist in aller Regel die deutsche Bundesregierung gemeint - will also tatsächlich die deutsche Bundesregierung "Kernkraftwerke abschalten"? Seit dem "Atom-Ausstieg" im Jahr 2000 wurden in Deutschland gerade einmal zwei von 19 Atomkraftwerken abgeschaltet. Großbritannien ist ohne formellen Beschluß schon weiter!1
Bei dem 2003 stillgelegten AKW Stade handelte es sich zudem um ein Kraftwerk, das bereits
fünf Jahre zuvor vom Betreiber selbst als nicht mehr rentabel bezeichnet worden war. Und das 2005 abgeschaltete AKW Obrigheim war 37 Jahre in Betrieb - 12 Jahre länger als von den Konstrukteuren ursprünglich vorgesehen.2
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
* Auffallend ist auch, daß es in diesem Original-Text einmal
"Kernkraftwerk" und einmal "Atomkraftwerk" heißt.
Die Verwendung des Begriffs "Kernkraftwerk" ist immer ein Indiz,
daß der Text aus dem Umfeld der AKW-Betreiber
E.on, RWE, Vattenfall und EnBW stammt.
1 Siehe auch unseren Artikel:
Atomausstieg Bilanz 2006:
Acht Atomreaktoren in Europa stillgelegt (3.01.07)
2 Siehe auch
Informationen zum deutschen "Atom-Ausstieg"
Atom-Ausstieg selber machen!