9.01.2008

AKW Gundremmingen
Block B abgeschaltet

Weitere Indizien für illegales "AKW-Tuning"

Ab dem frühen Morgen des 5. Januar (Samstag) wurde im bayerische AKW Gundremmingen Block B heruntergefahren. Nach rund 18 Stunden konnte er am Sonntag um 1 Uhr 45 vom Netz genommen werden. Block C liefert weiter Strom. Block A mußte 1977 nach einem schweren Unfall mit Totalschaden stillgelegt werden. Mit einer Nennleistung von 1.284 MW pro Block handelt es sich um das stärkste deutsche Atomkraftwerk.

Block B mußte laut Mitteilung der Kraftwerksleitung heruntergefahren werden, weil eine Turbine unvorhergesehen mit einer um rund 30 Prozent reduzierten Leistung arbeitete. Bereits seit Montag war von TechnikerInnen nach der Ursache des Leistungsabfalls gesucht worden. Gestern wurde nun bekannt gegeben, daß es sich bei der Ursache um eine Leckage an einer Schweißnaht gehandelt habe. Laut AKW-Sprecher Jan Kiver habe der Vorfall keine "sicherheitstechnische Bedeutung für die Anlage und die Umgebung des Atomkraftwerks" - die Abschaltung des Blocks B sei rein vorsorglich geschehen. "Auch bei einer Luxuslimousine geht eben mal ein Auspuffrohr kaputt," erklärte Kiver nonchalant. Der Vorgang fällt nach Angaben der Kraftwerksbetreiber auch nach Entdeckung der Leckage nicht unter die Meldepflicht.

Mittlerweile sind Unstimmigkeiten über die Leistung des AKW Gundremmingen aufgetaucht. Kurz vor Weihnachten 2007 war von einem Antrag auf Erhöhung der Nennleistung um 112 Megawatt auf 1.396 MW berichtet worden. Nun ist in den aktuellen Meldungen ohne nähere Erläuterung von einer Leistung des AKW Gundremmingen von bereits "zweimal 1.344 Megawatt" die Rede. Gleichzeitig hieß es, die Reaktorleistung solle um 4,2 Prozent erhöht werden. Auf der Basis von 1.284 MW entspräche 4,2 Prozent einer Erhöhung um 54 MW auf 1.338 MW - auf der Basis von 1.344 MW einer Erhöhung um 56 MW auf 1.400 MW. Dies gab erneut Anlaß zu Spekulationen über ein illegales "AKW-Tuning" ohne Genehmigung der Behörden.1

Das AKW Gundremmingen liefert nach offizieller Auskunft ein Drittel des bayerischen Bedarfs an elektrischem Strom. Anteilseigner am AKW Gundremmingen sind zu 75 Prozent RWE und zu 25 Prozent E.on. Das bayerische "Umwelt"-Ministerium segnete den Antrag vom Dezember zwar bereits ab, der Entwurf für die Genehmigung liegt allerdings derweil noch ohne Unterschrift auf dem Schreibtisch des Bundes-"Umwelt"-Ministers Sigmar Gabriel.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

1 Siehe unseren Artikel:

      Abgeschaltetes AKW Krümmel mit "normalen" Pannen
      War "AKW-Tuning" Ursache des Beinahe-GAU am 28. Juni?
      (28.12.07)

Siehe auch unsere Artikel zum Thema:

      Brand im AKW Krümmel
      Reaktor heruntergefahren (28.06.07)

      AKW Krümmel knapp an GAU vorbei
      Schnellabschaltung infolge des Brands gefährdete Reaktor (3.07.07)

      Beinahe-GAU oder Medien-GAU? (17.07.07)

      AKW Krümmel:
      Atom-Ministerin Trauernicht beim Lügen ertappt (26.07.07)

      Erneut ein Defekt im AKW Krümmel entdeckt (27.08.07)

      Krebs-Häufung in der Nähe von AKWs
      Neue Studie im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz
      (7.12.07)

 

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