11.04.2013

Atommüll im Ärmelkanal
und in den Weltmeeren

Atommüll-Faß am Meeresboden
Über viele Jahre hin gab es kaum öffentlichen Widerstand gegen die sogenannte Verklappung von Atommüll in den Weltmeeren. Auch die deutsche Atom-Mafia war mit dem Segen der Bundesregierung an diesen verbrecherischen Machenschaften beteiligt. Ein Wort des Bedauerns war bis heute nicht zu hören.

Eine Film-Ausstrahlung beim TV-Sender 'arte' durchbricht das von den Mainstream-Medien viele Jahre lang ausgebreitete Schweigen zu diesem Thema (Siehe u.a. unser Info 'Die stille Katastrophe'). Rund 53 Prozent des versenkten Atommülls landeten im Atlantik, 45 Prozent in arktischen Gewässern. Weltweit waren 70 bis 80 Gebiete betroffen. 1993 wurde die Verklappung auf hoher See endlich durch ein internationales Abkommen verboten - nicht zuletzt Dank der Aktionen von Greenpeace. Allerdings dürfen die Plutonium-Fabriken in La Hague in Nord-Frankreich und Sellafield im englischen Cumbrien ihre radioaktiven Abwässer nach wie vor ins Meer leiten.

Zwischen 1967 und 1969 ließ die französische Atomenergiekommission CEA 46.000 radioaktive Behälter aus Marcoule im Atlantik versenken. Selbst im Mittelmeer, nur 80 Kilometer von der Küste entfernt, wurde trotz der Proteste des bekannten Meeresforschers Jacques Cousteau, Atommüll versenkt.

1997 entdeckte Greenpeace, daß die Cogema, Betreiberfirma von La Hague, ihren radioaktiven Müll einfach ins Meer leitet. Durch eine Rekordebbe lag eines der Abfallrohre frei. Die damalige französische Umweltministerin, Dominique Voynet, ließ die Angaben von Greenpeace, die von der Cogema heftig abgestritten wurden, überprüfen. Die Messungen ergaben, daß die Werte wesentlich höher waren, als es selbst Greenpeace für möglich gehalten hatte. Der erlaubte EU-Wert von 100.000 Becquerel pro Kilogramm wurde mit gemessenen 155 Millionen Becquerel weit übertroffen. Ein unabhängiges Forschungsteam maß sogar 3.000fache Überschreitungen. Außerdem wiesen die WissenschaftlerInnen nach, daß Strände, Meerwasser und Fische in der Nähe der Anlage hoch verseucht waren. Das führte letztendlich dazu, daß die französische Umweltministerin die Strände sperrte und ein Fischfangverbot erließ.

Die Auswirkungen der britischen Plutoniumfabrik Sellafield übertreffen selbst die der Anlage in La Hague. Allein zwischen 1979 und 1986 hatten sich 672 Unfälle ereignet. Wie La Hague setzt auch Sellafield auf "Verdünnungsentsorgung" und verseucht bedenkenlos Luft und Wasser. Die norwegische Strahlenschutzbehörde schätzt die freigewordene Radioaktivität auf 40.000 Becquerel, die sich über Tausende von Kilometern in den Ozeanen verbreitet haben. Bis nach Kanada und in den arktischen Gewässern läßt sich die aus Sellafield freigesetzte Radioaktivität nachweisen.

Nach einem Bericht der EU von 1988 wurden bis dahin 250 Kilogramm Plutonium in die Irische See geleitet. Ende 1998 lag ein wichtiger Teil der Anlagen von Sellafield still, weil Abflußkanäle verstopft waren, in denen sich der radioaktive Müll staute.

In Großbritannien wird radioaktiver Müll an über 50 verschiedenen Stellen ins Meer geleitet. Allein zwischen 1946 und 1982 gelangte Atommüll von insgesamt 46 Petabecquerel (46.000.000.000.000 Becquerel) ins Meer. Der weitaus größte Teil landete vor den europäischen Westküsten und in der Irischen See.

Seit Ende der 70er Jahre setzt sich Greenpeace gegen die Verklappung von Atom- und Industriemüll auf hoher See ein. Doch Parteien-Politik und Atom-Mafia scherten sich nicht darum. Fässer mit radioaktiven Abfällen wurden weiter über Bord geworfen. Erst als die Öffentlichkeit immer aufmerksamer wurde, kam 1993 das Ende der Atommüllverklappung.

Heute sollen mehr als 100.000 Tonnen radioaktiver Abfälle auf dem Meeresgrund vor Europa liegen. Niemand weiß genau, was in den Fässern an radioaktivem Material versenkt wurde. Früher wurden die Versenkungsgebiete regelmäßig untersucht und Meeresboden, Wasser und Fische auf Radioaktivität kontrolliert. ForscherInnen fanden dabei Radionuklide, die darauf hindeuten, dass Fässer leckgeschlagen sind. Das hat sich bis heute noch eher verstärkt.

Die Filmemacher Thomas Reutter und Manfred Ladwig haben sich mit einem Schiff, Spezialausrüstung und Unterwasserkameras auf die Suche nach den versenkten Atommüllfässern gemacht. Heraus kam der Film "Versenkt und Vergessen: Atommüll vor Europas Küsten", den 'arte' heute auf einer Pressekonferenz in Berlin vorstellte. Der Film zeigt, welche Schäden die radioaktiven Altlasten mittlerweile bei Menschen und in der Umwelt angerichtet haben.

Harald Zindler, einer der Greenpeace-Aktivisten, die damals im Schlauchboot gegen die Verklappungen kämpften, begleitete die Filmemacher. Nahe der Kanalinsel Alderney befindet sich die Atommüllkippe Hurd Deep. Auf über 40 Quadratkilometern liegen zehntausende Atommüllfässer auf dem Meeresgrund und das Team machte sich auf, den versunkenen Atommüll im Ärmelkanal zu finden.

Termin:
Dienstag, 23. April, 20:15 Uhr

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch:

      Die stille Katastrophe
      Info-Serie Atomenergie - Folge 8

neuronales Netzwerk