25.04.2007

Die Gefahren des AKW Temelin
werden fast nur in
Österreich publik

Seit Jahren berichten die österreichischen Medien über die zunehmend brisanten Störfälle des an der Grenze gelegenen tschechischen AKWs Temelin. Sicherlich ist die österreichische Medienlandschaft in dieser Thematik weniger abhängig als die deutsche, da es in Österreich keine Atomindustrie gibt, die über Anzeigen und Geld Einfluß geltend machen könnte. Österreichs Bevölkerung konnte noch zu Zeiten des atomkraftfördernden SPÖ-Bundeskanzlers Bruno Kreisky 1978 einen realen Atomausstieg per Volksentscheid erzwingen.

Nun droht der österreichische Umweltminister Josef Pröll Tschechien offen mit einer Völkerrechtsklage, weil die Prager Regierung ein Abkommen über Verbesserungen der Sicherheit des AKW Temelin nicht erfüllt. Der seit Jahren andauernde Streit zwischen Wien und Prag über das Schrott-AKW Temelin spitzt sich zu. Die tschechische Regierung entschied kürzlich, den sogenannten Prozeß von Melk, ein bilaterales Abkommen zur Regelung der Situation um das südböhmische AKW Temelin, einseitig als "abgeschlossen" und damit beendet zu erklären. Am Montag informierte in Wien der tschechische Ministerpräsident Mirek Topolanek Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) und Vizekanzler Wilhelm Molterer (ÖVP) über das Vorhaben des tschechischen Kabinetts.

Österreichische AntiatomaktivistInnen kündigten nunmehr weitere Grenzblockaden an. Topolanek sagte Radio Prag bezüglich der Grenzblockaden, die tschechische Seite habe bislang Geduld gezeigt und wolle den Streit nicht eskalieren lassen. Die Blockaden halte sie, so der Premier, jedoch für eine klare Verletzung der EU-Richtlinien.

Seit der Inbetriebnahme des AKW Temelin wurden innerhalb von fünf Jahren insgesamt 166 Störfälle registriert. Laut dem Betreiber-Konzern CEZ habe keiner der Störfälle negative Auswirkungen für die Sicherheit des Personals im AKW oder der AnwohnerInnen der Region noch Schäden für die Umwelt gehabt. Prompt kam es heute zu einem weiteren Störfall. Die Reaktorleistung von Block 1, der in den letzten Wochen mehrmals Probleme bereitet hatte, wurde in den frühen Morgenstunden zunächst auf 37 Prozent gesenkt. Als Grund hierfür nannte Vaclav Brom, der Sprecher des AKW Temelin, laut der östereichischen Tageszeitung 'Standard', daß eine der beiden Kühlwasser-Pumpen wegen erhöhter Feuchtigkeit im Motor ausgefallen sei. Die Turbine sei unterdessen vom Netz genommen worden und die Leistung des Reaktors werde aktuell bei 30 Prozent gehalten.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Temelin: Täglich neue Probleme
      - soeben 46ster Störfall
      - Störfälle in Mochovce und Paks nicht in Griff (17.05.03)

      Störfall Nummer 65 im tschechischen AKW Temelin (8.06.04)

 

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