13.10.2013

Flächenfraß
Täglich 74 Hektar
mehr Siedlungs- und Verkehrsfläche

plattgemacht
Laut den offiziellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes nimmt die Siedlungs- und Verkehrsfläche in Deutschland derzeit täglich um 74 Hektar zu. Dies entspricht rund 106 Fußballfeldern. Seit mehr als zwei Jahrzehnten fordern Umwelt­schützerInnen, daß der Wahnsinn gestoppt wird.

Die Siedlungs- und Verkehrsfläche hat in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) in Jahren 2009 bis 2012 insgesamt um 2,3 Prozent oder 1.087 Quadratkilometer zugenommen. Der Flächenfraß hat sich zwar verlangsamt - allerdings lediglich von 81 Hektar pro Tag im Zeitraum 2008 bis 2011 auf nunmehr 74 Hektar.

Zum Stichtag 31. Dezember 2012 beanspruchte die Siedlungs- und Verkehrsfläche laut Destatis 48.225 Quadratkilometer oder 13,5 Prozent der Bodenfläche Deutschlands (357.169 Quadratkilometer). Die Waldfläche nahm 107.970 Quadratkilometer oder 30,2 Prozent der Bodenfläche ein, die Landwirtschaftsfläche 186.465 Quadratkilometer oder 52,2 Prozent. Von Wasserflächen waren 8.634 Quadratkilometer bedeckt, die sonstigen Nutzungskategorien umfassten 5.875 Quadratkilometer.

"Siedlungs- und Verkehrsfläche" ist strenggenommen nicht gleichzusetzen mit "versiegelter Fläche". Denn diese Flächen umfassen auch einen gewissen Anteil unbebauter und nicht-versiegelter Flächen. So haben zum Beispiel die Erholungsflächen - dabei handelt es sich insbesondere um Grünanlagen und Sportflächen - derzeit einen Anteil von 8,6 Prozent an der Siedlungs- und Verkehrsfläche. Für die Natur jedoch und die Artenvielfalt sind diese "Grünflächen" verloren.

Merkwürdiger Weise gibt es auch heute noch JournalistInnen, die sich empören, beim Begriff "Flächenfraß" handele es sich um Polemik. Damit solle - so die Sorge - das "Wachstum von Städten und Dörfern" in Mißkredit gebracht werden. Der Begriff sei "selbstverständlich, nimmt man ihn wörtlich, Unsinn". Denn werde ein Grundstück bebaut, sei es damit ja nicht verbraucht, sondern nur vom Menschen genutzt. Heuchlerisch verweisen solche Schreiberlinge zugleich auf "geringer verdienende Berufsgruppen wie Krankenpfleger, Kindergärtnerinnen oder Polizisten", die sich die Mieten nicht mehr leisten können. (Siehe hierzu unseren Artikel v. 22.07.13). Als Schreckgespenst wird der "Landschaftsschützer" an die Wand gemalt, der den Menschen vorschreiben wolle, wo sie sich "niederlassen" dürften.

Daß der Wahnsinn immer noch virulent ist und der Flächenfraß nicht aus Einsicht in ökologische Zusammenhänge, sondern nur infolge eines schwächelnden Wirtschaftswachstums einige Jahre nicht mehr ganz so rasant fortschritt, zeigt das Beispiel Baden-Württemberg. Dort wächst der "Bedarf" an Bauland wieder. Im "Ländle" hat der Flächenfraß zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder zugenommen. Jenseits des "Weißwurst-Äquators" mögen sich viele fragen, wie dies denn unter einer "grün-roten" Landesregierung möglich sei. So hat sich bislang bundesweit auch kaum die traurige Tatsache herumgesprochen, daß seit dem Start der Landesregierung unter dem Pseudo-Grünen Winfried Kretschmann im März 2011 in ganz Baden-Württemberg im Jahr 2012 gerade einmal neun Windkraftanlagen errichtet wurden und daß im ersten Halbjahr 2013 keine einzige ans Netz ging.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Bedrohte Arten in Europa
      Viel Minus - wenig Plus (26.09.13)

      Mieten zu hoch
      bei stagnierenden Einkommen (22.07.13)

      Bienen und Wildinsekten sind überlebenswichtig
      Industrielle Landwirtschaft ohne Zukunft (27.02.13)

      Dem deutschen Wald geht es schlechter
      als in den 1980er-Jahren (4.02.13)

      Pestizide vernichten Amphibien
      Umweltbundesamt fordert Beschränkungen (1.02.13)

      Speer-Azurjungfer ist Libelle des Jahres 2013
      Vom Aussterben bedroht (5.01.13)

      Sumpfwiesen-Perlmuttfalter
      ist Schmetterling des Jahres 2013 (22.11.12)

      NABU fordert Blumenwiesen
      statt Englischem Rasen (6.11.12)

      Flächenfraß weiter lebensgefährlich
      BUND fordert Biotopverbund (17.07.12)

      Artenvernichtung
      Osterhase gefährdet? (4.04.12)

      Wald-AIDS greift um sich
      Zustand der Buchen auf historischem Tiefpunkt (2.02.12)

      Libelle des Jahres 2012
      60 Prozent auf der Roten Liste (26.01.12)

      Dohle: Von der Roten Liste
      zum Vogel des Jahres 2012 (15.10.11)

      Merkel degradiert Wald zum Rohstofflieferanten
      Wald-AIDS in den Medien nahezu vergessen (21.09.11)

      Gartenrotschwanz bald ausgerottet
      Vogel des Jahres 2011 (9.10.10)

      Die Ostsee stirbt
      Mord per Ackerbau und Viehzucht (27.07.10)

      Artensterben ungebremst
      Weltnaturschutzunion IUCN hilflos (3.11.09)

      Am Fehmarnbelt droht ein Milliardengrab
      Gefahr für Zugvögel und Schweinswale (5.05.09)

      Flächenfraß in Deutschland unvermindert
      Täglich werden 113 Hektar versiegelt (18.02.09)

      Die Ostsee stirbt
      Immer weniger Schweinswale (28.01.09)

      Immer mehr Vögel sterben aus
      Jede achte Vogel-Art bedroht (23.09.08)

      2007: Negativ-Rekord
      bei bedrohten Arten (28.12.07)

      Aus dem Fortsetzungsroman "Leere Versprechen":
      "Die Bundesregierung reduziert den Flächenverbrauch"
      (31.10.07)

      Beschleunigtes Amphibiensterben
      Ein Drittel aller Amphibien vom Aussterben bedroht (8.03.07)

      Schmetterlinge in Deutschland
      80 Prozent vom Aussterben bedroht (13.04.05)

      Osterhase bedroht (27.03.05)

      Bundesadler plumbum (14.01.05)

      Rotbauchunke reloaded (30.07.04)

      Flächenfraß unvermindert (12.07.04)

      Apollofalter
      the scream of the butterfly (19.05.03)

      Die Grenzen sind längst überschritten (13.09.91)

 

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