21.03.2005

Artikel

Deutsche Auto-Konzerne
ziehen gegen Klimaschutzgesetz
Kaliforniens vor Gericht

Neun Umweltverbände prangern Heuchelei an

Neun große deutsche Umweltverbände prangern die Auto-Konzerne BMW, DaimlerChrysler, Porsche und VW der Heuchelei in Sachen Klimaschutz an. Die vier großen deutschen Autobauer hatten gegen das kalifornische Klimaschutzgesetz Klage eingereicht. Ziel dieses Gesetzes ist es, die Emission von Treibhausgasen bei Neuwagen - nicht etwa ab sofort - erst in vier Jahren, erst ab 2009 zu begrenzen. Und auch die Zielvorgabe ist im Staate des bisweilen bereits als "grün" gerühmten ehemaligen Bodybuilders und Schauspieler-Darstellers Arnold Schwarzenegger1 äußerst mickrig: Gerade mal um 30 Prozent soll der Kohlendioxid-Ausstoß neu zugelassener PKW bis 2016 - also in einem Zeitraum von 7 Jahren! - reduziert werden. Dennoch hat eine Allianz aus deutschen, amerikanischen und japanischen Autofirmen vor dem US-Bezirksgericht in Fresno, Kalifornien Klage eingereicht.

Die Verbände BUND, Deutsche Umwelthilfe, Forum Umwelt und Entwicklung, Germanwatch, Greenpeace, NABU, Robin Wood, Verkehrsclub Deutschland und WWF wollen allerdings nicht allein die Öffentlichkeit mobilisieren. Sie meinen offenbar, mit einem gemeinsamen Brief an Jürgen Schrempp (DaimlerChrysler), Helmut Panke (BMW), Bernd Pischetsrieder (Volkswagen) und Wendelin Wiedeking (Porsche) an deren längst abtrainiertes Gewissen appellieren zu können und fordern die vier Auto-Konzerne dazu auf, "umweltverträglichere" Autos produzieren.

Die Chance, wenigstens einigermaßen umweltschonende Autos mit einem längst technisch möglichen Benzinvernbrauch von 3 Liter auf 100 Kilometer zu produzieren, ging einmal mehr im letzten Oktober vorüber, als die streikenden ArbeiterInnen bei Opel Bochum daran dachten, das Werk in Eigenregie zu übernehmen. Doch in dieser Situation schwiegen sämtliche neun großen deutschen Umweltverbände.

Immerhin erkennt Manfred Treber von Germanwatch inzwischen: "Es ist heuchlerisch, daß sich die deutsche Autoindustrie einerseits ein umweltfreundliches Image gibt und andererseits gegen ein entscheidendes Umweltschutzgesetz vorgeht." Und Werner Reh vom BUND weist darauf hin, daß dieselben Unternehmen, die jetzt klagen, sich verpflichtet hätten, bis 2008 in der EU bei Neuwagen die Kohlendioxid-Emissionen auf maximal 140 Gramm pro gefahrenem Kilometer zu reduzieren. "Die Klage in Kalifornien macht deutlich, daß die deutsche Autoindustrie diese Selbstverpflichtung nicht ernst nimmt." Daß aus dieser Erkenntnis keine Konsequenz gezogen wird und die Umweltverbände zugleich an die Konzerne appellieren, läßt auf eine schizoide Geistesverfassung bei den UrheberInnen des Briefes schließen. Nur eine Enteignung der ausschließlich der Profitmaximierung dienenden Unternehmen könnte eine Kehrtwende auf deren Reise in die Umweltvernichtung bewirken.

 

Frank Bayer

 

Anmerkung:

1 Siehe auch unsere Artikel

    'Terminator for Governator!' (4.10.03)

    'Arnold Schwarzenegger's little secret' (7.10.03)

2 Siehe auch unseren Artikel

    'Streik bei Opel' (15.10.04)
    und die Artikel der darauffolgenden Tage

 

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