9.05.2008

Bayer-Chemikalie Clothianidin
in toten Bienen

Angeblich "kein klarer Zusammenhang"
Warum begann das Bienensterben am Oberrhein vor der Maisaussaat?

Wie das baden-württembergische Landwirtschaftsministerium heute (Freitag) mitteilte, sei zwar bei den untersuchten toten Bienen die Bayer-Chemikalie Clothianidin nachgewiesen worden, jedoch "in so geringen Mengen", daß "kein klarer Zusammenhang" zwischen der Maisaussaat und dem Bienensterben hergestellt werden könne.

Seit Mitte April erregt ein massenhaftes Bienensterben in der badischen Region zwischen Bad Krozingen im Süden und Bühl und Raststatt im Norden großes Aufsehen.1 Da mit der Maisaussaat erst Ende April, Anfang Mai begonnen wurde, steht nach wie vor der Verdacht im Raum, daß andere in der Landwirtschaft ausgebrachte Insektizide zumindest mit ursächlich sind.

Clothianidin ist der Wirkstoff, der im Mais-Beizmittel 'Poncho Pro' enthalten ist. Angeblich ist dieses Mittel, das die Mais-Samenkörner vor der Larve des Maiswurzelbohrers schützen soll, unabdingbar. Dessen Einsatz wurde für manche Bezirke, in denen der Käfer im vergangenen Jahr erstmals gefunden wurde, amtlich vorgeschrieben. Tatsächlich jedoch geht es allein um Profitmaximierung.

Der auf Mais spezialisierte Käfer wurde während des Kosovo-Kriegs durch US-Flugzeuge in den Balkan eingeschleppt und verbreitet sich seitdem westwärts. In der Schweiz wird der Maiswurzelbohrer bereits seit Jahren erfolgreich durch Fruchtfolge bekämpft. Wenn die Felder nur jedes zweite Jahr mit Mais bepflanzt werden - und in den übrigen Jahren mit anderen Kulturen, die allerdings weniger Profit bringen - hat der Käfer und dessen Larve keine Chance. Chemie ist also überflüssig. Doch den höchsten Profit haben Chemie-Konzerne wie Bayer mit jedem neu eingeschleppten Insekt und jeder neu auftretenden Resistenz von Insekten gegen jahrelang eingesetzte Insektizide.

Auch in die Region am Oberrhein wurde der Maiswurzelbohrer vermutlich durch Flugzeuge eingeschleppt. Rund um den 'Europapark'-Flugplatz in Lahr ist eine Häufung der Käferfunde zu verzeichnen. Auch ein Auftreten des Maiswurzelbohrers im Jahr 2003 bei Mulhouse im benachbarten Elsaß war offenbar auf den dortigen Flugplatz zurückzuführen.2

Die ImkerInnen werden nun vom baden-württembergischen Landwirtschaftsministerium weiter vertröstet. Abschließende Untersuchungs-Ergebnisse sollen "bis in einem Monat" vorliegen.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

1 Siehe auch unsere Artikel:

      Bienensterben wegen Bayer-Chemikalie Clothianidin?
      Kam das Gift aus Obstplantagen oder von Maisäckern? (6.05.08)

      Bienensterben in Baden
      Ursache Agro-Chemikalien? (27.04.08)

      Stoppt Gerichtsurteil den Vormarsch
      von Gen-Food in Deutschland?
      Verwaltungsgericht Augsburg gab der Klage eines Imkers statt
      (9.05.07)

      Bienen-AIDS auch in Deutschland?
      ImkerInnen wehren sich gegen Anbau von BT-Mais (13.03.07)

      Bienen-AIDS in den USA
      Ist Gentechnik die Ursache? (6.03.07)

      Bayer und BASF
      wegen Bienensterben angeklagt (19.02.04)

      Bienensterben
      und noch ein Insektizid (14.08.03)

      Bienentod durch Imidacloprid
      Bayer-Konzern verliert Prozeß (10.07.03)

      Nach dem Bienensterben
      nun auch ein Rückgang bei den Hummeln (18.06.03)

      Bienensterben zweite Stufe (6.06.03)

      Bienensterben
      nimmt bedrohliche Ausmaße an (30.05.03)

2 Siehe auch unsere Artikel:

      Mais-Anbau im Elsaß in Gefahr
      Neuer Mais-Schädling bedroht Monokulturen (19.08.03)

      Maiswurzelbohrer
      Drei Länder, drei Lösungsansätze, ein EU-Problem (24.08.04)

 

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