11.11.2003 Stand 10 Uhr

CASTOR-Verspätung
wird immer größer

Straße unterspült
Polizei beschlagnahmt Feld und stellt Traktoren sicher

Der CASTOR-Zug hinkt heute morgen um 10 Uhr bereits rund 5 Stunden hinter seinem Fahrplan her. Ankett-Aktionen und Sitzblockaden in Frankreich und Süddeutschland (wir berichteten) haben immer wieder für außertarifliche Ruhepausen des Lok- und Begleitpersonals gesorgt. Laut Einschätzung der wendländischen Anti-Atom-Bewegung ist nicht damit zu rechnen, daß die letzte Etappe des Transports nach dem Verladen von der Schiene auf Straßentransporter in Dannenberg für die letzten 18 Kilometer nach Gorleben noch bei Tageslicht stattfindet.

In der vergangenen Nacht hatte die Polizei eine Trecker- und Sitzblockade in Groß Gusborn aufgelöst und ein Feld beschlagnahmt, auf dem 40 Traktoren sich zu einem X formiert hatten. Stundenlang hatte die Polizei alle Haupt- und Nebenstraßen östlich von Dannenberg gesperrt.

Wie heute morgen bekannt wurde, hat sich an der Straße, die der CASTOR-Konvoi vermutlich nehmen soll, ein Wasserschaden "ereignet". Am km 49,95 zwischen Quickborn und Langendorf entstand gestern Abend ein Wasserschaden, der behoben und gesichert wurde.

Um 7.15 Uhr wurde an der gleichen Stelle erneut ein Schaden an einer Leitung mit 15 cm Durchmesser gesichtet. An dem Rohr soll ein PVC-Rohr mit 50er Durchmesser angeschlossen sein, das bis zur Mitte der Straße reicht. Die Stabilität der Straßendecke ist in Frage gestellt. Der WBV (Wasserbeschaffungsverband) Lüchow überprüft zur Zeit die Stabilität der Straßendecke. Es wird ein tieferes Loch vermutet, und es ist derzeit noch unklar, ob nicht die gesamte Asphaltdecke aufgefräst und erneuert werden muß. Es wird derzeit auch über andere Reparaturmöglichkeiten diskutiert.

"Jede Stunde Verzögerung ist ein kleiner Nadelstich. Auch im Wendland werden Menschen mit Sitzblockaden und anderen Aktionen versuchen, den Zeitplan der Atommüllkutscher durcheinander zu bringen", prophezeit die BI Lüchow-Dannenberg in einer aktuellen Pressemitteilung. Denn je länger der Transport dauere, desto mehr Gelegenheit habe man, die Ausstiegsrhetorik von Bundesumweltminister Jürgen Trittin zu konterkarieren. Besonders verärgert sei man über die Behauptung, daß Gorleben als Zwischenlagerstandort entlastet würde. "Uns reicht es, daß für weitere zehn Jahre jährlich 12 bis 18 Castorbehälter nach Gorleben rollen sollen. Das heißt: ab dem Jahr 2005 zweimal pro Jahr Ausnahmezustand im Wendland. Trittin schweigt sich aus zu unserer Forderung, die Nichteigung des Salzstocks Gorleben regierungsoffiziell zu bestätigen und endlich den Standort aufzugeben", sagte ein BI-Sprecher. Das Moratorium auf der Endlagerbaustelle sei kein Aus für das Projekt. Die niedersächsische Landesregierung sei ganz scharf darauf, an der "Einbahnstraße Gorleben" festzuhalten und seitens der Stromkonzerne werde bereits jetzt das Kostenargument - in Gorleben wurden 1,4 Milliarden Euro verbuddelt - bemüht, um den Weiterbau einzufordern. "Um so dringender stellt sich die Frage, warum Trittin nicht den Mut hat, von einem Salzstock, der Wasserkontakt hat, abzurücken", so die BI.

 

Ute Daniels

 

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