15.08.2004

Dokumentation

Für eine neue Wende

Liebe Senftenbergerinnen und Senftenberger.

Vor einer Woche habe ich hier gesagt, daß das Problem an der Politik wie sie normalerweise funktioniert ist, daß wir für die Politiker gar nicht existieren. Ich glaube, daß wir hier unseren ersten Erfolg einstreichen können.

Liebe Senftenbergerinnen und Senftenberger, ihr könnt stolz auf euch sein, denn wir haben uns wieder in der Politik sicht- aber, spürbar gemacht. Der Beweis: Wolfgang Clement hat uns auf seiner Pressekonferenz angegriffen. Er hat einmal nicht über den bevorstehenden Aufschwung faseln können, sondern er hat uns angegriffen.

Ich bin Wolfgang Clement aber eigentlich sehr dankbar, daß er die Frage nach einer neuen Wende, nach einer grundsätzlich anderen Gesellschaft aufgeworfen hat.

Denn ich denke, daß Hartz IV eben nur der letzte Höhepunkt einer Politik war, die in den letzten 15 Jahren die gesamte Republik - ob Ost oder West - ruiniert hat.

Ich denke es ist wieder an der Zeit zu träumen, von einer Gesellschaft in der jeder in Würde Arbeiten und Leben kann. Um unsere Phantasie über eine solche neue Gesellschaft anzuregen, habe ich zwei Zahlen mitgebracht.

Die erste ist, daß die Produktivität pro Arbeitnehmer von 1990 bis 2000 um 73,7 Prozent gewachsen. Das bedeutet, wenn im Jahre 1990 500 Menschen 500 Autos produzierten waren es im Jahr 2000 280, die 500 Autos produzieren.
Ist etwas davon bei uns angekommen?
Im Gegenteil: die, die arbeiten, arbeiten immer länger für wengier Geld und viele haben gar keine Arbeit. Anstatt daß Arbeit und Einkommen angesichts dieses riesigen Reichtumszuwaches gerecht verteilt werden.

Um Verteilung geht es bei der zweiten Zahl. In Deutschland gibt es ein Gesamt-Geld-Vermögen von 3.900 Milliarden Euro. Davon besitzen 756.000 Millionäre 2.900 Milliarden, also 70 Prozent. Da können wir uns doch eine gerechtere Verteilung vorstellen. Da kann man doch viel Phantasie entwickeln, wie der Staat wieder an Geld kommt, anstatt bei uns zu kürzen.

Um diese Politikwechsel zu erreichen bedarf es tatsächlich einer neuen Wende, einer neuen friedlichen Revolution.

Die Frage ist. Wie kommen wir dahin?

In der Geschichte gab es immer wieder Momente, wo den Menschen erst später klargeworden ist, daß sie Geschichte gemacht haben.

Die 600 Menschen, die in Leipzig die ersten Montagsdemonstrationen organsiiert haben, hätten sich sicher nie träumen lassen, daß sie damit eine Diktatur stürzen würden.

Die Menschen, die am 14. Juli 1889 die Bastille in Paris stürmten, wußten sicher nicht, daß sie damit das Ende der Monarchie und den Anfang der Ära der Demokratie beginnen würden. Das gleiche gilt für uns. Vielleicht werden wir in ein paar Jahren auf die jetzigen Demonstrationen zurückblicken und sagen. Das war der Beginn einer großen Bewegung. Wir sollten davor keine Angst haben, sondern uns gemeinsam auf diese Reise begeben.

Lasst uns für eine neue Wende einstehen.

Vielen Dank.

Luigi Wolf

 

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