6.02.2018
aktualisiert: 4.07.2018

Nachruf

Thomas Passaglia, Schweizer Anti-AKW-Aktivist
und Kaiseraugst-Besetzer, ist tot

Thomas Passaglia - Foto: Virginia Passaglia - Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Nicht-Kommerziell 3.0
Der Schweizer Atomkraft-Gegner Thomas Passaglia starb am Montag, 5. Februar, im Alter von 76 Jahren. Über viele Jahre hinweg war er Verbindungsmann des Nordwest­schweizer Aktionskomitees gegen Atomkraftwerke (NWA) zu den Anti-Atom-Gruppen im Dreyeckland. Er gehörte 1975 zu den BesetzerInnen des Bauplatzes des geplanten AKW Kaiseraugst, das ebenso das wie am Kaiserstuhl in Südbaden geplante AKW Wyhl verhindert werden konnte.

Das NWA ging 1974 aus dem schon im Mai 1970 gegründeten Verein Nordwestschweizer Aktionskomitee gegen das Atomkraftwerk Kaiseraugst (NAK) hervor und wurde 2008 - etwas voreilig - in 'Nie wieder Atomkraftwerke' umbenannt. In der Schweiz wurde zwar - ebenso wie in Deutschland - von der Parteien-Politik ein Atom-Ausstieg versprochen. Auf dieses Versprechen ist allerdings ebenso wenig wie in Deutschland Verlaß.

Im Jahr 1987 – also ein Jahr nach der Katastrophe von Tschernobyl - hatten das NWA und Thomas Passaglia noch einen schönen Sieg errungen: Eine vom NWA eingereichte und am 23. September 1990 von der Schweizer Bevölkerung mit 54,5 Prozent angenommene Volksinitiative bewirkte ein zehnjähriges nationales Moratorium des Baus von Atomkraftwerken.

Über vier Jahrzehnte gab es kaum eine Anti-AKW-Demo, kaum eine Sitzung des NWA Schweiz, des NWA Region Basel oder der Anti-Atom-Koordination Dreyeckland, an der Thomas Passaglia nicht teilnahm. Oft war er auch an der Organisation von Demos beteiligt und hielt eine Rede (Siehe etwa unsere Artikel v. 24.04.05 und v. 19.06.06). Thomas war zudem Mitglied des basisdemokratischen »MenschenStrom«-Komitees, das unter anderem die Demo "MenschenStrom gegen Atom" am 19. Juni 2016 in Windisch-Brugg beim AKW Beznau mit rund 10.000 TeilnehmerInnen und die gleichnamige Demo im Jahr 2012 mit rund 8.000 TeilnehmerInnen in der Region Bern organisiert hatte.

Unerschütterlich trug Thomas bis ins hohe Alter auf Demos Transparente und blieb auch da ein konsequenter Atomkraft-Gegner, wo sich VertreterInnen von ehemaligen Anti-Atom-Parteien, von der Schweizer Energie-Stiftung oder von Greenpeace Schweiz als opportunistisch erwiesen. So protestierte er Anfang März 2011 - wenige Tage vor dem dreifachen Super-GAU von Fukushima - öffentlich in Basel gegen einen CASTOR-Transport von hochradioaktivem Müll.

Von JournalistInnen mußte sich Thomas Anfang März 2011 die höhnische Frage gefallen lassen, wo denn seine "15.000 Kombattanten aus der Zeit der Kaiseraugst-Besetzung" heute geblieben seien. Er antwortete mit einer Gegenfrage: "Wie sollen sich Demonstranten organisieren, wenn mit aller Kraft versucht wird, solche Transporte heimlich durchzuführen?"

Als die Medien bei Florian Kasser von Greenpeace Schweiz nachfragten, wie sich seine Organisation zu den gefährlichen Atommüll-Transporten stelle, schämte sich dieser nicht, zu antworten, der Rücktransport der nuklearen Abfälle aus dem französischen La Hague sei gemäß Verursacherprinzip eigentlich korrekt. Greenpeace Schweiz trat damit der deutschen Anti-Atom-Bewegung und dem Widerstand gegen die CASTOR-Transporte nach Gorleben vors Schienbein. Ebenso unbedarft äußerte sich Anita Lachenmeier, Basler Nationalrätin der Schweizer Pseudo-Grünen, Anfang März 2011 auf Fragen der Medien und argumentierte analog zu Kasser mit einer angeblich nationalen Pflicht, "eigenen" Atommüll "gerechterweise" zurücknehmen zu müssen.

Durch seine vielen Reisen, die ihn bis nach Australien und Rußland führten, brachte Thomas in die Anti-Atom-Bewegung wichtige Erfahrungen ein. Schon früh war er nicht nur gegen AKW, sondern setzte sich auch für erneuerbare Energien und für eine Energie-Wende ein. Wenn die Sonne während einer Demo schien, war von Thomas immer wieder mit hoffnungsvoller Stimme zu hören: "Ein solch schönes Wetter muß doch alle von der regenerativen Energiegewinnung überzeugen!"

Tomas Passaglia - Foto: Virginia Passaglia - Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Nicht-Kommerziell 3.0

 

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