13.01.2005

Weltweite Zunahme
von Fusionen und Übernahmen
um 46 Prozent

Weltweit stieg im Jahr 2004 das Volumen von Konzern-Fusionen und Übernahmen um 46 Prozent auf rund 1.600 Milliarden US-Dollar. Neben der Veröffentlichung dieser Zahlen prognostiziert die US-amerikanische Beratungsfirma KPMG einen weiteren rasanten Anstieg im Jahr 2005. Laut der Wall-Street-Anwalts-Kanzlei Wachtell, Lipton, Rosen & Katz war der Anstieg in den USA nahezu doppelt so hoch wie in den USA.

2004 war die US-Wirtschaft geradezu im Kauf- und Fusions-Fieber. Kaum eine Woche verging, ohne daß ein neuer Mega-Deal bekannt wurde: Bereits im Januar 2004 zahlte die Investment-Bank JP Morgan 58 Milliarden US-Dollar für das regionale Geld-Institut Bank One, Johnson&Johnson kaufte den Medizingeräte-Hersteller Guidant für 24 Milliarden Dollar, Sprint und Nextel fusionierten zum drittgrößten Mobilfunk-Riesen auf dem US-Markt, die Kaufhaus-Kette K-Mart kaufte Roebuck & Co. für 11 Milliarden Dollar und wurde so zum drittgrößten US-Einzelhändler, Oracle übernahm PeopleSoft für 10,3 Milliarden Dollar, Honeywell schluckte Novar.

Finanz-ExpertInnen führen diesen Trend auf eine erstarkte US-Konjunktur zurück. Es wird allerdings auch hinter vorgehaltener Hand darüber spekuliert, daß es sich vor dem Hintergrund der gigantischen US-amerikanischen Handelsbilanz-Defizits um eine Krisenerscheinung handeln könnte. Und manche Wirtschafts- wissenschaftlerInnen verwiesen auf Statistiken, wonach lediglich 40 Prozent der Fusionen erfolgreich seien.

Mit weltweiten Firmenübernahmen kamen die US-Konzerne 2004 auf einen Marktanteil von rund 40 Prozent. Der Anteil europäischer Firmen liegt bei 30 Prozent. Die deutschen DAX-Konzerne haben zwar in 2004 einen Rekordgewinn zu verzeichnen, scheinen jedoch mit Fusionen und Übernahmen vorsichtiger zu sein. Die Schwierigkeiten bei der Daimler-Chrysler-Fusion haben übertriebene Erwartungen gedämpft. Lediglich der französische Pharma-Konzern Sanofi-Synthélabo1 fiel im April 2004 völlig aus dem Rahmen und kaufte den deutsch- französischen Konkurrenten Aventis für die satte Summe von 67 Milliarden US-Dollar. Das ist ungefähr so viel wie alle OECD-Staaten zusammen jährlich für "Entwicklungs"-Hilfe ausgeben. Und der Energie-Konzern E.on fiel auf, als er in Osteuropa einen Versorger nach dem anderen schluckte.2

Die deutsche Telekom geriet nach der Fusion von Sprint und Nextel auf dem US-Markt ins Hintertreffen. Die Marktführer Cingular, Verizon und SprintNextel teilen sich drei Viertel des US-Mobilfunkmarkts. Und durch die Übernahme der Bank One durch JP Morgan wuchs der Abstand zu den deutschen Großbanken. Immer wieder gab es Übernahmegerüchte um die Deutsche Bank. Als Kaufkandidaten waren der weltweit führende Finanz-Konzern Citigroup und JP Morgan im Gespräch. Der deutsche Software-Riese und Marktführer SAP konnte hingegen von der Übernahmeschlacht zwischen Oracle und PeopleSoft profitieren und eroberte sich Marktanteile von Oracle.

Wenn auch in Deutschland der Trend zu Transaktionen zunahm, lag dies nicht wie in den USA an Groß-Fusionen und Übernahmen, sondern an einer Vielzahl mittelständischer Unternehmen, für die sich die Probleme bei der Nachfolge von GeschäftsinhaberInnen stellten. Fanden sich keine Familienangehörigen, die den Betrieb übernahmen, wurden die Unternehmen in der Regel stillgelegt oder - wie in ungefähr der Hälfte der Fälle - von einem anderen Unternehmen gekauft. Zudem kommen immer mehr mittelständische Unternehmen durch die lahmende Binnenkonjunktur in Schwierigkeiten. Und durch eine extrem hohe Rate an Konkursen kommt es auch ohne Transaktionen zu einem Konzentrations-Schub.

 

Harry Weber

 

Anmerkungen

1 Siehe hierzu auch unsere Artikel

      'Siemens greift nach Monopol in Europa' (26.05.04)

      'Manager sind geil auf Gier' (21.05.04)

2 Siehe hierzu auch unseren Artikel

      'E.on saugt Gas aus dem Osten' (28.07.04)

 

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