15.05.2003

Artikel

"Rot-Grün" forciert Atom-Politik...

und versteckt sich hinter Bayern -
Erstes neues AKW seit Tschernobyl

Bereits vor 4 Wochen hat Bundesatomminister Trittin "grünes Licht" für den Atomforschungsreaktors FRM 2 in Garching bei München erteilt. Lediglich einige leicht zu erfüllende Auflagen dienten als Feigenblatt, um die von den deutschen Medien fast durchgängig eh nicht wahrgenommene Böße zu überdecken. Die vor Ort aktive Anti-AKW-Initiative, die bereits seit Jahren gegen das Garchinger "Atom-Ei" FRM 1 kämpft, fühlt sich im Stich gelassen.

Der gemeinnützige Verein BÜRGER GEGEN ATOMREAKTOR GARCHING e. V. bezeichnet die Genehmmigung für den neuen Atomreaktor, die dieser Tage - wie nicht anders zu erwarten - vom Bayerischen "Umwelt"-Ministerium erteilt wurde - als "unverantwortlich". Er ist der erste Reaktorneubau in Deutschland seit 1986, seit der Katastrophe von Tschernobyl.

Erinnert sei an das Spiel unter umgekehrten Vorzeichen, das Joschka Fischer als Hessischer "Umwelt"-Minister seinerzeit in Zusammenwirken mit der damaligen Unions-Bundes- regierung trieb: Bei jedem Neustart beispielsweise des AKW Biblis nach den auch damals häufigen Abschaltungen ließ sich Fischer zur Erteilung der Betriebsgenehmigung durch den seinerzeitigen Bund-"Umwelt"-Minister Töpfer "zwingen". Damals redete sich Fischer damit heraus, die Atom-Aufsicht liege beim Bund und nicht beim Land Hessen. Heute wird Bayern der schwarze Peter zugeschoben, den die CSU-Landesregierung freudig annimmt.

Der von Siemens und der Uni München betriebene FRM 1 und der geplante FRM 2 werden als Renomierprojekte der Bayerischen Landesregierung bezeichnet. Tatsächlich hatte bereits der frühere Bayerische Ministerpräsident und zeitweilige (damals noch offiziell so bezeichnete) Atomminister Franz J. Strauß unter Kanzler Adenauer den Auf- und Ausbau der Atomenergie in Deutschland unter dem vorrangigen Gesichtspunkt betrieben, Deutschland in den Besitz der A-Bombe und damit militärisch in die Reihe der Atommächte zu befördern. Heute dürfte das militärische Interesse allerdings ebensowenig wie damals ein landespolitisches, denn ein bundespolitisches sein.

Seit Jahren werden enorme Summen für die Akzeptanz- werbung ausgegeben. Dabei wird der medizinische Nutzen des Forschungsreaktors in den Mittelpunkt gestellt und völlige Harmlosigkeit behauptet. Die örtliche Anti-AKW-BI erklärt zu den vorgebrachten Argumenten, der Forschungsreaktor sei zur Erzeugung von Neutronen nötig: "Längst ist bekannt, daß es innovative Alternativen zur Erzeugung und Erforschung von Neutronen gibt unter Umgehung der gefährlichen Kernspaltung". Es wird darauf verwiesen, daß eine Mehrheit der Garchinger Bevölkerung im Rahmen eines Bürgerentscheids gegen den Atomreaktor gestimmt hat.

Wie bei allen Atomprojekten wird verschwiegen und vertuscht. Das alte "Atomei" beispielsweise verseuchte nachweislich den Garchinger Boden radioaktiv. Kein Atomreaktor ist sicher, auch nicht der FRM 2. Keine Versicherung übernimmt die Risiken, auch nicht bei diesem neuen Atomreaktor. Gesundheit und Eigentum der Bevölkerung spielen weder in München noch in Berlin irgendeine Rolle.

Der neuartige Atombrennstoff ist nur unter militärischem Gesichtspunkt zur Gewinnung hochangereicherten Urans interessant. Deshalb gerät die "rot-grüne" Bundesregierung in Konflikt mit der Internationalen Atomenergiebehörde. Mit diesen letztlich allein militärisch motivierten Experimenten wirden die Menschen um München zu Versuchskaninchen gemacht. Der neuartige Atombrennstoff wurde weltweit bisher noch nirgendwo im Dauerbetrieb eingesetzt.

Die Entsorgung des atomwaffenfähigen Atommülls ist - wie bei allem radioaktiven Müll - völlig ungelöst. Das Zwischenlager Ahaus oder die Zwischenlagerung in Garching kommen mangels Sicherungsmöglichkeiten gegen den Zugriff von Terroristen nicht in Frage.

Siehe auch Artikel: 'Atom-Staat statt Atom-Ausstieg' v. 6.04.03
'Statt Atom-Ausstieg - Atom-Geschäfte weltweit' v. 5.04.01
'Atomforschungsreaktor Garching - BI deckt verheimlichte Gefahrenquellen auf' v. 9.03.01

 

Adriana Ascoli

 

 

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