23.07.2003

Teil-Moratorium
von Gen-Food in China

In China haben 32 Lebensmittel-Produzenten aktuell angekündigt, Gen-Food aus dem Sortiment zu nehmen. Darunter finden sich international bekannte Marken-Namen wie Wrigley, Lipton, Wyeth und Mead Johnson. Immer mehr Lebensmittel-Konzerne reagieren auf die "Gen-Feindlichkeit" der VerbraucherInnen und bringen Agrar-Konzerne wie beispielsweise Monsanto, die Milliarden in die "Grüne Gentechnik" investiert haben in Bedrängnis. Da kommt der heutige Beschluß des EU-Agrarministerrats, das europäische Gen-Moratorium zu kippen, wie bestellt.

Obwohl oder vielleicht auch gerade weil China eine Vorreiter-Rolle bei Gen-Baumwolle1 spielte und dabei teures Lehrgeld bezahlen mußte, haben sich in Südchina eine ganze Reihe lokaler Produzenten von Soja-Sauce wie Lee Kum Kee und Amoy ebenso wie der größte Hersteller von Soja-Milch von Gen-Soja abgewendet. Und seit März dieses Jahres gilt im Nordosten Chinas, dem Zentrum der Soja-Produktion, ein Anbau-Stop von Gen-Soja. Offenbar haben diese Unternehmen auch aus dem Fall Nestlé gelernt: 2002 hatte Nestlé in China seinen Ruf ruiniert, weil der Konzern in China niedrigere Standards als in Europa angelegt hatte. Auf dem Höhepunkt des Skandals waren Nestlé-Produkte massenweise in die Geschäfte zurück gebracht worden.

China ist nicht nur der weltweit größte Produzent von Soja, sondern zugleich der größte Absatzmark für Lebensmittel. Und immer mehr Chinesen bevorzugen gentech-freie Nahrungsmittel. Gerade vor diesem Hintergrund, den Vorgängen in Brasilien2, dem Kampf der australischen3 Bauernverbände um den Erhalt des dortigen Gen-Moratoriums und den zunehmenden Widerstand gegen Gen-Food in Rußland4 ist die Klage der USA vor der WTO gegen das EU-Moratorium zu verstehen. Es geht um die drohende Pleite der überwiegend US-amerikanischen gen-Konzerne. "Ziel der US-amerikanischen Klage ist es, den EU-Markt gegen die Interessen von Umwelt und Konsumenten für Gentech-Food zu öffnen und andere Länder abzuschrecken", so erst vor kurzem der Gentech-Experte Thomas Fertl von Greenpeace. Ferl ist überzeugt, daß auch die US-Landwirtschaft bald aus der Gentechnik aussteigt.

 

Adriana Ascoli

 

Anmerkungen:
1 Siehe unser Artikel
     Außer Kontrolle: Gen-Baumwolle in China v. 25.06.02
2 Siehe unser Artikel
     Gen-Food in Brasilien: legal? illegal? scheißegal!
      v. 15.07.03
3 Siehe unser Artikel
     Kampf gegen Gen-Food in Australien v. 23.07.03
4 Siehe unser Artikel
     Widerstand gegen Gen-Food in Rußland v. 12.07.03

 

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