24.07.2003

Artikel

Gen-Pflanzen -
unkontrollierbar

Eine neue Studie belegt auf der Grundlage mathematischer Modelle: genmanipulierte Nutzpflanzen können ihre Gene durch Pollenflug bereits nach wenigen Jahren in Beständen verwandter Pflanzen verbreiten. Damit ist die angebliche Sicherheit der "Grünen Gentechnik" ein weiteres mal widerlegt.

Ralph Haygood und Antony Ives, Forscher an der US-amerikanischen University of Wisconsin, haben zusammen mit Kollegen ein mathematisches Modell entwickelt, das auf den Grundlagen der Populationsgenetik beruht und genaue Vorhersagen über die Verbreitung einzelner Gene durch Pollenflug zuläßt. Die Ergebnisse ihrer Studie erschienen in der aktuellen Ausgabe des Magazins 'Proceedings of the Royal Society of London', einem rennomierten Fachblatt. Die Berechnungen zeigen zwei Phänomene und ihre Folgen auf.

Unabhängig davon, ob es sich um künstlich eingefügte oder natürlich vorkommende Gene handelt, wird deren Verbreitung durch Pollenflug berechnet. Das eine der dabei zu beobachtenden Phänomene wird als "genetische Assimilation" beschrieben: Nutzpflanzen-Gene ersetzen entsprechende Abschnitte im Erbgut verwandter Pflanzen, Wildpflanzen oder Nutzpflanzen herkömmlicher Züchtung. Das andere Phänomen, die "demographische Über- schwemmung", beschreibt das Entstehen von Kreuzungen, die weniger überlebensfähig sind als die Bestände, in die Gene durch Pollenflug eingetragen wurden. Die Bestände werden dezimiert.

Das Modell zeigt auch, daß beide Prozesse keine besonderen Bedingungen voraussetzen - weder starken Pollenflug noch sehr vorteilhafte genetische Eigenschaften. Selbst Gene von empfindlichen Nutzpflanzen können sich innerhalb vpn zehn bis zwanzig Generationen im Gen-Pool der ursprünglich vorhandenen Pflanzen ausbreiten - nach Einschätzung der Forscher ein unumkehrbarer Prozeß.

Diese Ergebnisse sind besonders im Hinblick auf die Ausbreitungs-Geschwindigkeit der künstlich veränderten Gene bei gentechnisch manipulierten Pflanzensorten interessant. Denn bisher stellte das Auskreuzen von Gen-Pflanzen ein schwer kalkulierbares Risiko dar. Wenn beispielsweise die gentechnisch eingefügte Resistenz gegen Pestizide auf Wildkräuter überspringt, können "Super- Unkräuter" entstehen. Da diese nicht mehr auf die bekannten Petizide reagieren, können sehr große wirtschaftliche Schäden die folge sein. Die Forscher um Haygood und Ives wollten mit ihrer Arbeit nach eigenem Bekunden auch einen Beitrag zur Diskussion über die Zulassung von genmanipulierten Pflanzen leisten.

 

Adriana Ascoli

 

Hinweis:
In der Schweiz wurden bereits 110.000 Unterschriften für den Erhalt des dortigen Gen-Moratoriums gesammelt. Nehmen wir uns die SchweizerInnen zum Vorbild -
Zur Unterschriften-Aktion
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