18.06.2003

Artikel

Gen-Pflanzen
verbreiten sich unkontrollierbar

BBC-online: Nicht allein durch Pollenflug - auch durch Samenanhaftungen

Wie BBC-online vermeldet, ist inzwischen nachgewiesen, daß sich Gen-Pflanzen auch durch Anhaftungen von Samen an landwirtschaftlichen Maschinen über weite Strecken verbreiten können. Laut einer französischen Studie ist diese unkontrollierte Verbreitung sogar gravierender als die durch Pollenflug, dessen Auswirkung in einer deutschen Risiko-Studie (siehe Artikel) untersucht wurde. Sowohl mit dieser als auch der neueren Studie von WissenschaftlerInnen der Universität Lille, die eine Ausbreitung genmanipulierter Pflanzen über mehr als 1,5 Kilometern vom ursprünglichen Feld entfernt nachweisen konnte, wird die bislang von der Politik vertretene Philosophie der Sicherheitsabstände vollends obsolet.

Die französichen WissenschaftlerInnen hatten mit Hilfe von DNA-Analysen eindeutig belegen können, daß die untersuchten Pflanzensamen unbeabsichtigt über weite Entfernungen transportiert werden. Es wird konstatiert, daß die Aussaat genmanipulierten Saatguts nicht kontrollierbar ist und dieses sich in natürliche Saaten untermischt. Studienleiter Jean.Francois Arnauld machte in einer Stellungnahme deutlich, daß diesem Phänomen mit Sicherheitszonen nicht beizukommen sei. Wie bereits in anderen Studien sei festgestellt worden, daß sich die genmanipulierten Pflanzen in natürliche und durch Sortenwahl gezüchtete Pflanzen einkreuzen.

Die Studie, die bereits im Fachmagazin der Royal Society, der britischen Akademie der Wissenschaften, veröffentlicht wurde, entfacht die Diskussion über die Zulassung von genmanipulierten Pflanzen neu. Zuletzt hatte die USA wegen des noch bestehenden Gen-Moratoriums, das erst kürzlich vom Schweizer Nationalrat (siehe Artikel) bis 2009 verlängert wurde, jedoch von Spanien und Deutschland bekämpft, wird heftige Attacken gegen die EU gefahren. Die USA vertritt den Standpunkt, daß das Moratorium gegen den freien Handel gerichtet sei. Sowohl durch Druck der US-Regierung auf afrikakanische Länder, genmanipulierte Nahrungsmittel bei Hungerkatastrohen zuzulassen, als auch durch "Angebote" an Nicaragua (Meldungen von Anfang dieses Monats) versucht die US-amerikanische Agrar-Industrie den stockenden Absatz ihrer genmanipulierten Pflanzen wieder in Schwung zu bringen. Kritiker sehen darin zudem den Versuch, diese Länder in neokoloniale Abhängigkeit zu bringen von Saatgutkonzernen mit dem Sitz in den USA, die über entsprechende Gen-Patente verfügen.

Auch über die Gefahren, die von genmanipulierten Pflanzen ausgehen, liegt inzwischen genug Wissen vor - angefangen von den Studien über den Monarch-Falter bis hin zu den katastrophalen Auswirkungen von Großversuchen in China (Baumwolle - siehe Artikel) oder Indien. Es trägt nur zur Verwirrung bei, wenn immer wieder neue Studien gefordert werden und ein zu geringes Wissen über die "Risiken" beklagt wird. Wird das europaweite Moratorium gegen den Anbau genveränderter Pflanzen aufgehoben und werden diese großflächig angebaut, sind sie nicht wieder rückholbar. Einmal geöffnet, läßt sich die Büchse der Pandora nicht mehr verschließen.

 

Ute Daniels

 

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