18.02.2005

Gen-Mais
im Vogelschutzgebiet

Künasts Gentech-Gesetz wirkt

Genmanipulierter Mais der Sorte 'Mon 810' des Monsanto-Konzerns soll noch dieses Jahr in einem Vogelschutzgebiet nordöstlich von Berlin (Märkische Schweiz) angebaut werden. Dies hat nun auch die Umwelt-Organisation NABU auf den Plan gerufen, die bisher das von Ministerin Künast vorgelegte Gentechnik-Gesetz verteidigt hatte. Der auf 10 Hektar geplante Anbau verstößt nicht gegen das in den Medien fast einhellig als gentechnik-feindlich apostrophierte Gentech-Gesetz.

NABU-Präsident Olaf Tschimpke bezeichnete die Pläne als "bewußte Provokation". Die 17 Sorten des als 'Mon 810' angebotenen Gen-Mais wurden für Spanien und Frankreich konzipiert und benötigen neben umfangreicher Düngung auch spezielle Herbizide. "Dieser Mais hat in einem Natura 2000-Gebiet nichts zu suchen", schimpft Tschimpke, der bisher die durch das Künastsche Gentech-Gesetz offen gelassene Möglichkeit zum Anbau von Gen-Mais ignoriert hatte. Gerade bei Mais ist in Folge von Pollenflug die Verbreitung der manipulierten Gene auf herkömmliche Maispflanzen auch durch Abstandszonen nicht zu verhindern. Darüber hinaus stellen genmanipulierte Mais-Sorten eine Gefahr für heimische Schmetterlings-Arten dar. Im "grünen" Gentech-Gesetz sind zudem keinerlei konkrete Schutzbestimmungen für sensible ökologische Gebiete enthalten. Indem es genau diese Verbreitungswege offen läßt, bestätigt das Gentech-Gesetz den Wahlslogan "Grün wirkt".

Dieser Tage nun verbreitet zugleich ein Industrieverband mit dem Namen DBV ("Deutscher Bauernverband") Propaganda für Gentechnik und behauptet, im Namen der deutschen Bauern das Künastsche Gentech-Gesetz als "gentechnik-feindlich" zu kritisieren. Diese Lobby-Verband von Agrar-Industrie, Saatgut- und Chemie-Konzernen setzt sich nicht nur über die Interessen der zu über 70 Prozent gegen die Einführung von Gentechnik in Deutschland eingestellten Bauernschaft hinweg. Zugleich betreibt er eine infame Täuschung der deutschen VerbraucherInnen, indem er sie indirekt glauben macht, das Künastsche Gentech-Gesetz biete einen effektiven Schutz gegen die Einführung der Agro-Gentechnik.

Doch ebenso wie von Seiten der "rot-grünen" Bundesregierung wird eine Koexistenz zwischen den verschiedenen Anbau-Verfahren unterstellt, die in der Praxis der kleinräumigen deutschen Landwirtschaft nicht funktionieren kann. Dies ist längst durch wissenschaftliche Untersuchungen zweifelsfrei bewiesen. Dennoch behauptet "Rot-Grün" die gefahrlose Koexistenz regeln zu können und die Industrie-Lobby zeichnet das Bild einer "gentechnikfeindlichen" Gesetzgebung, um so die Regierungspolitik glaubwürdig erscheinen zu lassen.

 

Klaus Schramm

 

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