10.10.2005

Artikel

Rumänien mit Gen-Soja
illegal verseucht

UmweltschützerInnen fürchten Verunreinigung von fast 100 Prozent

Der Anbau von genetisch verändertem Soja in Rumänien scheint völlig außer Kontrolle geraten zu sein. Die Umweltorganisation Greenpeace hat in zehn verschiedenen Regionen Sojapflanzen beim österreichischen Umweltbundesamt testen lassen. Sämtliche Proben waren positiv. Damit erhärtet sich der Verdacht, dass 90 Prozent der Sojapflanzen im südosteuropäischen Staat ohne Wissen der Behörden gentechnisch verändert sind. Es handelt sich dabei um die Roundup-Ready-Sojasorte vom Agro-Konzern Monsanto.

"Die Situation ist dramatisch", so Gentechnik-Expertin Susanne Fromwald von Greenpeace Österreich im pressetext-Interview. "Der Anbau von Gentech-Soja ist in Rumänien erlaubt, allerdings müssen die Bauern die Pflanzen in einem Register eintragen lassen, ansonsten ist die Anpflanzung illegal", erklärt Fromwald. Die Bauern haben nach Angaben von Greenpeace Teile der Ernten einbehalten, um sie im darauf folgenden Jahr erneut als Saat auszusetzen. Kontrollen gibt es in Rumänien kaum. "Es ist ein offenes Geheimnis, was sich auf den rumänischen Feldern abspielt", so Fromwald. Mangels geeigneter Labors gibt es auch keine Untersuchungen.

"Garantierter Weise gibt es Soja aus konventionellem Anbau nicht mehr", berichtet Fromwald, die zur Zeit in Bukarest ist. Ziel sei nun, eine Aufklärung der Behörden. "Wir haben in Rumänien auch illegale Feldversuche von gentechnisch veränderten Kartoffel und Pflaumen nachweisen können", berichtet Fromwald gegenüber pressetext. Mittlerweile sei es gelungen, die Gentech-Pflaumen zu vernichten.

Auf die Frage, welche Rolle Monsanto bei der Freisetzung spielt, meint Fromwald: "Das strategische Interesse des Saatgutkonzerns liegt offensichtlich darin, eine Situation zu schaffen, die nicht mehr umkehrbar ist." Anders als etwa in Kanada gebe es keine Anzeichen dafür, daß Monsanto gegen die illegale Nachtzucht Klagen erheben werde, bestätigt die Expertin. Das bestätigt auch der Ex-Monsanto-Manager Dima, der bis Ende 1998 für Monsanto in Rumänien tätig war. "Monsanto hat Rumänien wissentlich in eine Technologie gedrängt, die fast zwangsläufig außer Kontrolle geraten musste, weil das Land nicht adäquat darauf vorbereitet war. Die Befürchtungen von Dima, der bereits 1998 davor gewarnt hatte, haben sich inzwischen leider voll bestätigt", meint Fromwald. Dima habe das Unternehmen 1998 verlassen, nachdem er seine Bedenken auch gegenüber der internationalen Firmenleitung geäußert hat. Im Jahr darauf wurde in Rumänien erstmals Gentech-Soja angebaut. Offiziellen Angaben zufolge wurden 2005 auf einer Fläche von etwa 140.000 Hektar Soja angebaut.

Soja aus Rumänien wird nicht nur als Tierfutter verwendet, sondern auch als Lebensmittel verkauft, bestätigt Fromwald. Befürchtungen der Umweltschützer betreffen auch eine Verunreinigung von konventionellen gentechnikfreien sowie biologischen Sojafeldern mit Gentech-Soja, vor allem durch den illegalen Verkauf von Gentech-Saatgut und Auskreuzen.

Im Jahr 2007 soll Rumänien der EU beitreten. Derzeit fehlt es jedoch an geeigneten Maßnahmen zur Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung von gentechnisch veränderten Organismen. Die Harmonisierung von nationalem Recht mit Gemeinschaftsrecht ist aber zentrales Element der Beitrittsverträge.

 

Solveig Brendel

 

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