16.11.2002

Gorleben
Der Widerstand wächst wieder

Dienstag, Mittwoch und Donnerstag war ein mit zwölf CASTOR-Behältern befrachteter Sonderzug von der französischen WAA La Hague nach Gorleben unterwegs. Die großen Medien versuchten (mit wenigen Ausnahmen) den Widerstand aus den Top-Nachrichten herauszuhalten und den Eindruck zu erwecken, der Widerstand bröckele ab. Wer vor Ort war konnte dagegen feststellen: Im Vergleich zu den beiden letzten Malen im Frühjahr und im Herbst 2001 - der Widerstand wächst wieder. Die Menschen im Wendland sind ungebrochen und die Zahl der DemonstrantInnen aus ganz Deutschland war nicht nur bei der Auftaktkundgebung am vergangenen Sonntag größer als zuvor.

AUSWEITUNG DES WIDERSTANDS

Zu Verdanken ist dies nicht zuletzt der Beteiligung des republikanischen Anwaltvereins (RAV), dem früher einmal die Anwälte Schröder und Schily angehörten, die sich aber inzwischen dem Vernehmen nach durch höhere Weihen ihrer einstmaligen Kritkfähigkeit entledigt haben. Ebenfalls hatte sich erstmals das Komitee für Grundrechte der bundesweiten Mobilisierung der CASTOR-Proteste angeschlossen. Der Widerstand scheint sich zudem weiter auf die gesamte Transportstrecke zu verteilen. So wurde durch eine Ankett-Aktion der CASTOR-Zug bereits am Diestag abend in der Nähe von Mannheim für über eine Stunde blockiert. Bereits vor Lüneburg kam es durch eine ICE-Blokade zu erheblichen Verzögerungen.

DESINFORMATION UND KRIMINALISIERUNG

Meldungen der Polizei, die ungeprüft von den großen Medien weiterverbreitet wurden, die Blokade eines ICE bei Lüneburg habe zu einer Notbremsung und der Gefährdung von Menschen geführt sind nachweislich falsch. Der ICE war vorgewarnt und mit erheblich verminderter Geschwindigkeit bis auf 400 Meter an die Blokade herangefahren. Die verbreitete Version, zwei Polizeibeamte hätten nur durch eine mutige Aktion, indem sie dem ICE entgegengeeilt seien, eine Katastrophe verhindern können, ist offensichtliche Desinformation und soll lediglich dazu dienen, die CASTOR-Gegner zu kriminalisieren.

6.000 EURO PRO KOPF

Beeindruckend war besonders der zunehmende Anteil junger Menschen an den CASTOR-Protesten. Während im Wendland tausende zumeist Einheimische auf den Beinen waren, wird die Teilnahme bundesweit auf mehr als 15.000 Menschen geschätzt. Dem standen im Wendland nach offiziellen Angaben 16.700 "Einsatzkräfte" gegenüber; bundesweit werden es insgesamt rund 30.000 PolizistInnen gewesen sein. Dies bedeutet Kosten im Wendland von rund 12 Mio. Euro und bundesweit von rund 60 Mio. Euro. Gehen wir mal bescheiden von nur 10.000 Anti-CASTOR-Aktiven aus, haben diese pro Kopf damit immerhin Kosten von 6.000 Euro verursacht. Und Geld ist das einzige Argument, das dieses korrupte "rot-grüne" Regime versteht und es trotz aller Lügen doch noch zu einem Atom-Ausstieg veranlassen kann.

EINSATZKRÄFTE BINDEN

Wenn sich DemonstrantInnen - manchmal in Gruppen von nur wenigen Personen - entlang der Transportstrecke verteilten, konnten sie damit oft "Einsatzkräfte" in einer höheren Anzahl binden. Obwohl die "Zonengrenze" im Abstand von 50 Metern beiderseits der Transportstrecke verlief, konnte allein schon mit "auffälligem" Verhalten im Abstand von 100 Metern eine Aktivität der Polizei und Kontrolle der Personalausweise provoziert werden. Selbstverständlich hatte dies keinerlei finanzielle Konsequenzen für die CASTOR-Gegner, war aber eine Investition in den Atom-Ausstieg von mindestens 6.000 Euro pro Kopf.

 

Klaus Schramm

 

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