4.08.2002

Diskussionsbeitrag
von Harry Weber

Topmanager sind die
Totengräber des Kapitalismus

Es wäre sicher zu weitgehend, System dahinter zu vermuten: Aber genau dann, wenn Topmanager ihre Firma in den Bankrott führen und tausende von Arbeitsplätzen vernichten, verdienen sie besonders viel Geld. Das klassische Motto des Kapitalismus "Leistung soll sich lohnen", das ja nie mehr war als der Mythos vom Tellerwäscher, der zum Millionär wurde, nie mehr als ein Wett-Tip beim Pferderennen, wird in sein Gegenteil pervertiert. Die "Financial Times Deutschland" hat errechnet, daß Manager und Vorstände der 25 größten US-Firmen, die in den letzten 18 Monaten Insolvenz anmeldeten, zwischen 1999 und 2001 über 3,3 Milliarden Dollar an Gehältern und Aktiengewinne einnahmen.

Die "Financial Times Deutschland": "Zur gleichen Zeit, als die Manager ihre Kassen füllten, wurden hunderte Milliarden Dollar an Unternehmenswerten und nahezu 100.000 Arbeitsplätze vernichtet." Der Kapitalismus macht, was er bislang immer "dem Sozialismus" unterstellt hat: Er belohnt die Bankrotteure. Das Fazit: Je unfähiger die Nieten in Nadelstreifen sind, desto höher werden sie bezahlt.

Kanzlerkandidat Stoiber enthüllte (aus keinen anderen als populistischen Gründen und um Schröder eins auszuwischen), daß Telekom-Chef Ron Sommer sein üppiges Gehalt noch mal um 90 Prozent in genau der Zeit erhöhte als die Telekom-Aktionäre 90 Prozent Verluste hinnehmen mussten. Danach wurde er mit einer zweistelligen Millionensumme in Euro "abgefunden", weil Schröder seine "Macht" demonstrieren und sein Wählerpotential unter den Telekom-AktionärInnen beruhigen wollte.

An der Spitze der reichen US-Bankrotteure steht der Chef des Telekonzerns Global Crossing. Er nahm 512 Millionen US-Dollar ein, zum großen Teil durch rechtzeitige Aktienverkäufe. Zu den Pleitenmachern gehören auch die Chefs des Energiekonzerns Enron. Auch sie sahnten kräftig ab - nun ja, statt dem Bild von der Torte paßt vielleicht eher das von verendenden heiligen Kühen und Scarabäern, den heiligen Tieren einer Hochkultur, von der nicht viel mehr blieb als ein paar monumentale Grabmale...

 

Harry Weber

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