18.01.2005

Hiriam Häfeles Kurzkolumne

Vernünftige Züchtigung
ohne Spuren

Gestern wurde die europäische Öffentlichkeit mit einer grotesken Falschmeldung erschreckt: Angeblich dürfen britische Eltern ihre Kinder nicht mehr schlagen. Und um die heilige Familie, Keimzelle aller weltlichen Ordnung, vollends zu ruinieren, sollen Eltern, die ihre Kinder züchtigen, gar mit einer Strafe von fünf Jahren Gefängnis bedroht werden.

 

H.H.:
Ja wo kämen wir denn da hin? Das wäre ja der Ausbruch des Humanismus - einer der schrecklichsten -ismen, die je erfunden wurden, wie uns etliche Historiker versichern und zugleich darauf verweisen, diese Ideologie habe schon zu Terrorismus, der Anmaßung selbständigen Denken breiter Massen und schleichendem Verlust tradierter Werte geführt.
Aber gemach: Die Meldung wurde lediglich unvollständig und daher in ihr Gegenteil verzerrt übermittelt. Gott oder Blair sei Dank, tatsächlich ist es laut dem am Samstag in Albion nach guter Tradition verfaßten Gesetz weiterhin erlaubt, seinen Kindern eine "vernünftige Züchtigung" angedeihen zu lassen. Die Prügel und sonstigen peinlichen pädagogischen Maßnahmen sollen lediglich keine "Flecken, Beulen oder Hautabschürfungen" zurücklassen. Gewöhnlich gut unterrichtete Kreise berichten bereits über eine Flut von Anmeldungen bei entsprechenden Kursen, die vom britischen Geheimdienst angeboten werden. Böswillige Behauptungen, daß bei diesen Kursen auch Foltertechniken vermittelt würden, bei denen keinerlei äußerlich erkennbare Spuren zurückbleiben, werden allerdings aufs Heftigste dementiert.

 

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