5.08.2003

Kindersklaven für Bayer,
Monsanto, Unilever & Co.

Eine aktuelle Studie über Kinderarbeit im indischen Baumwollanbau1 enthüllt die Skrupellosigkeit bekannter internationaler Konzerne: Monsanto, Unilever, Advanta, Synerga und der deutsche Bayer-Konzern profitieren von Kinderarbeit in ihrer schlimmsten Form.

Tatort: Kleine, formal unabhängige Zuliefer-Betriebe in Süd-Indien, vorwiegend in der Provinz Andhra Pradesh. Diese kleinen Farmbetriebe sind durch Qualitäts- und Preisvorgaben sowie langfristige Lieferverträge geknebelt und haben nicht die Wahl, ihre Erzeugnisse an andere Abnehmer zu verkaufen. Zehntausende Kinder, vorwiegend Mädchen zwischen 6 und 14 Jahren arbeiten dort unter Sklaven-ähnlichen Bedingungen für die großen Konzerne im äußerst arbeitsintensiven Anbau von Baumwolle-Saatgut.

Von Werbeagenten werden die Kinder ihren Eltern abgekauft. Formal handelt es sich zwar um einen Vorschuß auf die bevorstehende Fron-Arbeit - gezielt wird jedoch in Notzeiten die Zwangslage von Eltern ausgenutzt, um die Kinder anzuwerben. In kilometerweit entfernten Saatgut-Farmen, nicht selten 100 Kilometer von zu Hause entfernt, arbeiten die Kinder oft über Jahre hinweg auf denselben Feldern, in 12-Stunden-Schichten und unter Pestizid-Schwaden. Die üblichen Vorschüsse ergeben auf die Arbeitsstunde umgerechnet Stunde-"Löhne" von unter 50 Cent. Vom Schulbesuch ausgeschlossen, ist den Kindern zudem jede Chance verbaut, jemals aus dem Kreislauf von Armut und moderner Sklaverei auszubrechen.

Die Saatgut-Konzerne nehmen auf den Farmen mehrmals pro Jahr Kontrollen vor und räumen "Probleme mit Kinderarbeit" ein, schieben jedoch die Verantwortung auf die Zulieferer. Die Farm Betreiber hingegen verweisen auf die niedrigen Abnahmepreise für das Saatgut, die eine rentable Produktion nur mit Hilfe von Kinderarbeit ermöglichen.

"Es wäre für die Konzerne ein Leichtes, durch die Zahlung höherer Abnahmepreise sowie ein vertragliches Verbot von Kinderarbeit und diesbezüglichen Kontrollen das Problem zu lösen. Es ist beschämend, daß reiche Konzerne wie Bayer von der Ausbeutung von Kindern profitieren", so Philipp Mimkes von CBG (Coordination gegen BAYER-Gefahren). Und Rainer Kruse von der deutschen Sektion von 'Global March Against Child Labour' ergänzt: "Das Beispiel macht sehr deutlich, daß Kinderarbeit, weil sie so billig zu haben ist, den Erwachsenen die Arbeitplätze nimmt. Der deutsche Bayer-Konzern könnte eine Vorreiterrolle bei der Befreiung der Kinder aus der Fron übernehmen indem er den Farmern angemessene Abnahmepreise zahlt - geknüpft an die Bedingung, unverzüglich Erwachsene auf Mindestlohnbasis einzustellen." Der beachtliche Erfolg bei der Bekämpfung der Kinderarbeit in der Teppichindustrie durch die Einführung des Warenzeichens Rugmark zeigt, daß Bayer die Leiden der Kinder in seinem Bereich beenden könnte.

 

Petra Willaredt

 

Anmerkung:

1 Die Untersuchung wurde vom indischen Forschungsinstitut Glocal Research and Consultancy Services durchgeführt und von der deutschen Sektion des 'Global March Against Child Labour', der CGB und dem 'India Committee of Netherlands' gemeinsam herausgegeben.

 

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