7.03.2004

Schönau auf Platz Eins

Ökostrom-Anbieter im Vergleichstest
des 'Bund der Energieverbraucher'

Die Stromrebellen aus Schönau im Schwarzwald schnitten mit ihrem bundesweiten Angebot von Ökostrom bei einem Vergleichstest unter 11 Konkurrenten als "Sieger in der Gesamtwertung" ab. Als einziger Ökostrom-Anbieter erhielten sie die Bestnote "sehr gut". Auch in der Kategorie Umweltnutzen erhielten sie als Einzige ein "sehr gut".

Bundesweite Ökostromanbieter
im Vergleich

© Bund der Energieverbraucher

Name

EWS

Green- peace Energy

Licht-
blick

unite

SW Hanno- ver

Natur-
strom

HEAG

Energie AG

Regens-
burg

Natur-
Energie

E.on

Tarif

Watt ihr spart

     

enercity Strom & Natur 100

 

Natur Pur

Pur Power St. Moritz

Rewario-
natur

silber

 

Preis
für
3500 kWh

706

738

667

655

702

776,1

735

679

727

706

637

Anzahl
Ökostrom-
kunden

22.000

20.000

120.000

50

3.300

11.000

6.500

k.A.

260

200.000

k.A.

Preis-
günstigkeit

3

4

2

1

3

5

4

2

3

3

1

Atomindex

1

1

2

2

2

2

3

2

5

4

5

Höhe
Aufpreis

0,5

0,5

0,1

0

4

2

0,5

k.A.

3

   

Investition
je Kunde
in Euro

14

15

0

0

64

k.A.

17

k.A.

     

Zusätzl.
Ökostrom bzw. -verkauf

26%

31%

0

0

100%

84%

20%

7%

     

Umwelt-
nutzen

1

2

4

5

2

2

2

4

2

4

5

Eigenes
Netz

ja

nein

nein

nein

ja

nein

ja

ja

ja

 

ja

Note
von IWR

1

1

1

2

4

2

1

5

2

2

5

Laufzeit
Vertrag

0

3

3

12

12

12

12

12

12

 

3

Kündigungszeit

1,5

1

1

1

3

1

1

1

1,5

 

2

Sicherheit
& Qualität

1

1

1

2

4

2

2

5

2

2

5

Gesamt-
note

1

2

2

2

3

3

3

4

4

4

5

Bemerkung

     

Aufpreis NBL

   

nur ABL

 

nur
außerh.
Bayerns

   

Zu den Vergleichskriterien erläutert der 'Bund der Energieverbraucher':

Preisgünstigkeit

Verglichen wird mit dem Mittelwert der Preise aller bundesweiten Ökostromanbieter beim Bezug von 1.500, 3.500 und 6.000 Kilowattstunden. Die Preisunterschiede zwischen günstigstem Anbieter (E.on: 637 Euro bei 3.500 Kilowattstunden jährlich) und teuerstem Anbieter (Naturstrom: 776 Euro) sind beträchtlich.

Atom-Verflechtungs-Index

Bewertet wird, ob der Anbieter selbst Atomkraftwerke betreibt oder mit einem Betreiber direkt oder indirekt zum Beispiel durch gemeinsame Töchter verflochten ist. Zusätzlich wird bewertet, ob einer der Stromlieferanten direkt oder indirekt mit einem Atomkraftbetreiber verflochten ist.

Umweltnutzen

Der Strom kann nur aus bereits gebauten Kraftwerken bezogen werden.

Strombezug

Verglichen wird die Höhe des Aufpreises auf den Strompreises, der für die zusätzliche Förderung erneuerbarer Energien aufgewendet wird. Welcher Betrag in Euro wurde im Jahr 2003 für neue Ökostromanlagen ausgegeben? Welchen Prozentsatz am gelieferten Ökostrom im Jahr 2003 macht der in den zurückliegenden Jahren durch diesen Strombezug in neu errichteten Anlagen erzeugte Strom aus? Wären die neue Anlagen auch ohne die Förderung entstanden?
Die Anbieterangaben wurden lediglich auf Plausibilität überprüft. Viele neue kleine Anlagen wurden höher bewertet als wenige Großanlagen, neue Photovoltaik-Anlagen wurden höher bewertet als neue Wind- oder Wasserkraft. Wenn ein Händler Strom aus ohnehin vorhandenen WasserKRAFTWERKen kauft, dann erzeugt das keinen Umweltnutzen. Denn dieser umweltfreundlich produzierte Wasserkraftstrom wäre ohnehin erzeugt und damit auch verbraucht worden. Auch dem längerfristigen Ausbau der Wasserkraft nutzt dieser Kauf nichts.
Ohne Aufpreis und Zusatzförderung gibt es auch keinen Umweltnutzen und damit die Note 5.

Sicherheit und Qualität

Hier wurde hauptsächlich die Bewertung der Kundenzufriedenheit aus der Umfrage von IWR herangezogen, jedoch auch die Qualität der Verträge, Kündigungsfristen mit herangezogen. Lange Kündigungsfristen wurden als nachteilig bewertet.

Porträts der Anbieter:

EWS Schönau

Die Stadtwerke wurden von den Bürgern des Schwarzwaldortes übernommen, um atomstromfreien Strom zu liefern. Eigenes Förderprogramm für Sonnenstrom und Kraft-Wärme-Kopplung. Die EWS hat bisher insgesamt 650 Ökostromanlagen mit 6,5 Megawatt Leistung, davon 450 Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von über 2 Megawatt und viele Blockheizkraftwerke zusätzlich neu entstehen lassen. Preislich zwar im Mittelfeld, bezüglich Umweltnutzen, Atomkraftfreiheit und Kundenzufriedenheit an der Spitze.
Sieger in der Gesamtwertung.

Greenpeace Energy

Genossenschaft, unabhängiger Händler. Die Verwendung des Aufpreises ist gut nachvollziehbar dokumentiert. Gefördert wurden in der Hauptsache ein zwölf Megawatt Windpark in Österreich und eine zwei Megawatt Kraft-Wärme-Kopplung-Anlage in Schwäbisch-Hall. Plausibler Umweltnutzen und gute Kundenzufriedenheit, jedoch ziemlich teuer.

Lichtblick

Unabhängiger Anbieter aus Hamburg. Lichtblick bezieht reinen Wasserkraftstrom aus Schweiz und Österreich, darüber atomkraftverflochten. Im ersten Fragebogen hatte Lichtblick erklärt, erst 2004 in Neuanlagen zu investieren. Nachträglich beanspruchte Lichtblick dann, bereits 2003 3,5 Millionen Euro in eine 3,8 Megawatt Biomasseverstromungsanlage investiert zu haben, die 2005 ans Netz gehen soll. Daher kein glaubwürdiger Umweltnutzen für das zugrundegelegte Jahr 2003.

Unit energy Bad Homburg

Tochter der niederländischen Nuon, atomkraftunabhängig, reiner Wasserkraftstrom, darüber atomkraftverflochten. Es werden ganz überwiegend Firmen und Behörden beliefert. Kein Aufpreis und keine Förderung von Neuanlagen, daher kein plausibler Umweltnutzen. Gute Preise, ohne Ökonutzen, gute Kundenzufriedenheit.

Naturstrom AG

Unabhängiger Ökostromhändler, durch Bezug von Wasserstrom mit der Atomkraft verflochten - am Vorlieferant APT ist EnBW beteiligt. Liefert den Ökonutzen für eine Reihe von Stadtwerken, die den Mehrpreis für Ökostrom an Naturstrom zahlen. Finanziert eine Reihe von Anlagenneubauten zumindest teilweise. Gute Kundenzufriedenheit und plausibler Umweltnutzen, jedoch teuer.

Stadtwerke Hannover

Regionalanbieter, über zwölf Prozent Beteiligung der Ruhrgas Energie Beteiligungs AG mit E.on und über GKL (Gemeinschaftskraftwerk Linden) und KWM (Kraftwerke Mehrum) verflochten, an denen E.on beteiligt ist. Der Neubau von einem Megawatt neuer Wasserkraft und 1,8 Megawatt neuer Windkraft in den Jahren 1999 beziehungsweise 2000 wurde nach Firmenangaben erst durch Ökostromförderung über Naturstrom möglich. Preisgünstiger Anbieter mit glaubwürdigem Ökonutzen und schlechter Kundenzufriedenheit.

HEAG NaturPur AG

Ökostrom-Ableger von HEAG, einem hessischen Regionalversorger. 83 neue Photovoltaik-Anlagen, eine Biomasseanlage, drei Windkraftanlagen und eine Kleinwasseranlage wurden gefördert. Ruhrgas/E.on ist an der Muttergesellschaft HSE beteiligt.
Der Strom ist relativ teuer, der Umweltnutzen jedoch glaubwürdig.

Energie AG Iserlohn

bezieht über Elementerra GmbH in Iserlohn Strom von der Rätia Pure-Power St. Moritz. In 2002 hat Rätia sieben Prozent mehr Wasserkraft hergestellt, finanziert durch den Wasserstrom-Verkauf nach Deutschland. Rätia ist verflochten mit Atomkraftwerksbetreibern in der Schweiz. Wer den Wasserkraftausbau in der Schweiz voranbringen will, liegt hier richtig. Sehr schlechte Kundenzufriedenheit.

Regensburger Energie- und Wasserversorgung

Zahlt über drei Cent für jede an Grünstromkunden gelieferte kWh an Naturstrom, liefert im übrigen Egalstrom. E.on ist an dem Unternehmen direkt beteiligt.

NaturEnergie

Tochter von EnergieDienst, die zu 76 Prozent der EnBW gehört. Damit ist die NaturEnergie unmittelbar mit der Atomwirtschaft verflochten.1 Verkauft wird ohnehin hergestellter Wasserkraftstrom. In die Erweiterung des Rheinkraftwerks Rheinfelden werden bis 2019 430 Millionen Euro investiert. Eine Kausalität zwischen dieser Investition und dem Stromverkauf von NaturEnergie ist nicht zu erkennen. Preislich im Mittelfeld, Kundenzufriedenheit ist gut.

E.on Bayern

E.on verkauft seinen Wasserkraftstrom als Ökostrom. Dieser Strom ist zwar im Vergleich zu anderen Ökostromangeboten günstig, ein Umweltnutzen ist mit dem Strombezug nicht verbunden.
E.on gibt nicht an, einen Betrag für neue Ökokraftwerke aufzuwenden. Die Zufriedenheit von E.on-Kunden ist nur sehr gering.

Zu ergänzen ist, daß InteressentInnen für Ökostrom neben dem ökologischen Nutzen insbesondere auf die Unabhänigkeit von Atomstrom-Unternehmen achten sollten. Wir haben die entsprechenden Bewertungen des 'Bund der Energieverbraucher' in der Tabelle rot hervorgehoben. Nur wer zu einem unabhängigen Ökostrom-Anbieter wechselt, hat die Gewähr dafür, daß der Ökostrom-Anteil wächst und den Atomstrom-Unternehmen echte Konkurrenz gemacht wird. NaturEnergie1 ist dagegen ein Beispiel für Etikettenschwindel eines Atomstrom-Unternehmen (EnBW). Es wurde einzig zu dem Zweck gegründet, den Stromrebellen in Schönau uns anderen echten Ökostrom-Anbietern die Kundschaft mit millionenteuren Werbe-Kampagnen (Sponsoring des SC Freiburg) abspenstig zu machen. Dabei ist es NaturEnergie bisher gelungen, nahezu die Hälfte der rund 400.000 Ökostrom-KundInnen an Land zu ziehen. Dabei handelt es sich bei diesen 400.000 Ökostrom-KundInnen gerade erst um ein Prozent der deutschen Haushalte.

Ein Nutzen für die Umwelt und ein "persönlicher Atomausstieg" ist nur bei unabhängigen Ökostrom-Anbietern garantiert. Atomstrom-Unternehmen haben dagegen kein Interesse, AKWs abzuschalten oder den Anteil von Ökostrom-Kraftwerken auf der Basis erneuerbarer und umweltverträglicher Energien zu erhöhen. So lassen die Schönauer Stromrebellen jährlich die Unabhängigkeit ihrer Stromproduktion überprüfen und zertifizieren. Die bürgereigene EWS Schönau versorgt inzwischen bundesweit rund 23.000 Stom-KundInnen - darunter auch immer mehr Gewerbe und Industrie. Mit dem Schokoladenhersteller 'Ritter' versorgt die EWS Schönau sogar den größten Stromkunden, der über einen Ökostromanbieter seinen Strom bezieht.

 

Frank Bayer

 

Anmerkungen:

1 Siehe hierzu auch unseren Artikel
    Die NaturEnergie AG -
    Etikettenschwindel der Atom-Mafia v. 4.12.02

Der Ökostrom-Vergleichstest (5.03.04) ist auch zu finden auf der Internet-Seite des 'Bund der Stromverbraucher':
www.energiedepesche.de

Ein Vertrag mit den Schönauern kann direkt von deren Internet-Seite
www.ews-schoenau.de
heruntergeladen werden. Der Umstieg vom einen zum anderen Strom-Anbieter ist völlig problemlos.

 

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