9.02.2009

Lebensgrundlage
der Weltmeere bedroht

Klimawandel entzieht den Sauerstoff

Laut einer aktuell veröffentlichten Studie des vom Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) sinkt in Folge des Klimawandels der Sauerstoffgehalt der Weltmeere. Damit droht die Lebensgrundlage vieler Meerestiere und damit eine wichtige Grundlage der Ernährung der Menschheit vernichtet zu werden. Eine Dystopie wie sie beispielsweise im Film 'Waterworld' von 1995 (mit Kevin Kostner in der Hauptrolle) dargestellt wurde, erscheint so aus heutiger Sicht übertrieben optimistisch.

ForscherInnen des Instituts haben mit Modellrechnungen aufgezeigt, welche Folgen in den Weltmeeren zu erwarten sind, wenn sich die Kohlendioxid-Emissionen in diesem Jahrhundert weiter entwickeln wie bisher: In 200 bis 800 Metern Tiefe wird dann rund um den Äquator der Sauerstoff knapp. Die Studie wird in den 'Proceedings' der US-Akademie der Wissenschaften, PNAS, veröffentlicht und ist bereits online.

Ursächlich für diese Entwicklung ist die fortschreitende Versauerung der Meere, die einen Teil des Kohlendioxids (CO2) aus der Atmosphäre aufnehmen. An der Wasser-Oberfläche ist der pH-Wert - das Maß für den Säuregehalt - in den vergangenen 100 Jahren von 8,2 auf 8,1 gesunken. Die PIK-ForscherInnen haben berechnet, was geschieht, wenn der CO2-Gehalt der Atmosphäre weiter ansteigt, die Anreicherung im Wasser fortschreitet und so der pH-Wert um 0,7 Einheiten sinkt.

In einem zunehmend sauren Ozean sorgen chemische Reaktionen dafür, daß es im Wasser weniger Kalziumkarbonat (CaCO3) gibt - die Bausubstanz für das Kalkskelett von Korallen und vielen frei schwimmenden Kleinstlebewesen wie der Kalkalge Emiliania huxleyi. Dies wiederum führt zu einer Schwächung der sogenannten biologischen Kohlenstoffpumpe. Noch sinken jährlich mit den abgestorbenen Kalkalgen etwa zehn Milliarden Tonnen gebundener Kohlenstoff in die Tiefsee.

Wenn jedoch im zunehmend sauren Wasser weniger Kalk im Algenpanzer eingelagert werden kann, breiten sich andere pflanzliche Plankton-Arten stärker aus. Diese sind aber leichter als jene Algen mit Kalk-Ballast ­ und sinken nach dem Tod viel langsamer hinab. Damit haben Bakterien mehr Zeit, das abgestorbene Plankton in den höheren Wasserschichten abzubauen, was dort den Sauerstoff verbraucht. Die Modellrechnung zeigt, daß dadurch der Gehalt von Sauerstoff sinkt, vor allem in Gewässern entlang des Äquators zwischen 200 bis 800 Metern Tiefe. Der Sauerstoffmangel wiederum bedroht das Leben zahlreicher anderer Meerestiere in diesen Regionen.

2008 stiegen ungeachtet aller Klimaschutzziele und der beginnenden Weltwirtschaftskrise die Emissionen an Treibhausgasen weiter an.

Nicht unerwähnt darf in diesem Zusammenhang bleiben, daß parallel zum weltweit unverminderten Ausstoß von Klimagasen die industriellen Fischerei-Flotten seit Jahren alles daran setzen, das Leben in den Weltmeeren auszurotten. 76 Prozent der weltweiten Fischbestände sind überfischt, 366 von 1.519 Fischereien weltweit zusammengebrochen. Die Bestände viele Fischarten sind bereits zu über 90 Prozent verschwunden.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Plünderung der Ozeane im Endspurt
      Umweltorganisationen warnen vor Meeres-Overkill (6.02.08)

      Die Ostsee stirbt
      Immer weniger Schweinswale (28.01.09)

 

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