30.11.2003

Artikel

Pleite einer
japanischen Bank

In Anlehnung an B. Brecht drängt sich die Frage auf: Was ist schon Steuerhinterziehung gegen einen richtigen Banken- Crash ? Das Dumme ist nur, daß die Bevölkerung die Suppe auslöffeln muß, solange der Staat überlebt - so wie aktuell in Berlin.

In Japan ging an diesem Wochenende die Regionalbank Ashikaga, immerhin die zehntgrößte Bank des Landes, pleite. Laut Bankenaufsichtsbehörde überstiegen die Schulden ihr Aktivvermögen. Neben den neuerdings immer als Erstes genannten Spekulations- geschäften scheinen zumindest vorrangig faule Kredite in der Höhe von umgerechnet rund einer Milliarde Euro für das Ende ausschlaggebend gewesen zu sein.

Umgehend stellte die japanische Regierung die Bank unter "Staatskontrolle", was nichts anderes als eine - zeitweilige - Verstaatlichung und damit Sozialisierung der Schulden bedeutet. "Wir verstaatlichen sie vorübergehend, werden aber dafür sorgen, daß keine Verwirrung entsteht", sagte Staatschef Koizumi. Da hierdurch alle Einlagen geschützt seien, setze er darauf, daß der Markt nicht in Unruhe gerate. Wollen die KundInnen von Ashikaga ihre Einlagen zurück, muß nun die japanische Zentralbank gerade stehen. "Der Schritt wird am Aktienmarkt ein Beben auslösen", meint hingegen Tsuyoshi Nomaguchi von Daiwa Securities.

Dabei hatte die japanische Regierung der Ashigaga-Gruppe bereits in den Jahren 1998 und 1999 mit rund einer Milliarde Euro (135 Milliarden Yen) unter die Arme gegriffen. Und wieviel die Verstaatlichung die japanischen Steuerzahler kosten wird, wollte der japanische Wirtschafts- und Finanzminister Takenada am Samstag noch nicht preisgeben. Schätzungen belaufen sich in einer Größenordnung von einer Billion Yen, also rund 7 bis 8 Milliarden Euro. Erst vor einem halben Jahr hatte die japanische Regierung der ins Trudeln geratenen Großbank Resona mit umgerechnet rund 15 Milliarden Euro ausgeholfen.

Und noch vor zwei Wochen hatte die japanische Regierung eine Meldung des 'Wall Street Journal' (Asienausgabe) dementiert, in der über staatliche Finanzspritzen für die Ashikaga Bank spekuliert worden war. Zwar scheinen die Großbanken einigermaßen sicher, da sie ihre aus dem Platzen der Börsenblase resultierenden Verluste bereits seit geraumer Zeit überwunden haben. Die Verstaatlichung der Ashikaga Bank ist die erste seit fünf Jahren. Während der japanischen Bankenkrise der Jahre 1997 und 1998, bei der als erste die Hokkaido Takushoku Bank pleite ging und unmittelbar darauf die Wertpapierhandelsfirma Yamaishi Securities folgte, dünnte sich die Konkurrenz hauptsächlich im Mittelfeld aus. Zuletzt waren die Geldinstitute Long-Term Credit Bank und Nippon Credit unter staatliche Kontrolle gestellt worden.

Nachdem ebenso wie in Europa der Mittelstand durch eine seit Jahren wachsende Flut von Firmenpleiten wankt, geraten mit dem Zusammenbruch von Ashikaga nunmehr die Regionalbanken in den Brennpunkt. Ashikaga dominierte das Kreditgeschäft der nördlich von Tokio gelegenen Präfektur Tochigi. Auch Städte und Gemeinden wickeln ihre Geschäfte über die Regionalbanken ab. Faule Kredite werden bereits in kürze einige weitere Regionalbanken in den Abgrund reißen und zahlreiche Unternehmen, die durch gegenseitige Beteiligungen an den Regionalbanken beteiligt sind, geraten mit in den Strudel. Durch den Zusammenbruch von Ashikaga haben sie erhebliche Verluste. Lediglich private AnlegerInnen müssen aktuell nicht um ihre Ersparnisse bangen. Doch ist die staatlich garantierte Einllagensicherheit nur bis März 2005 befristet. Dies hat zur Folge, daß Kapital abgezogen wird, um es in sichereren Anlageformen zu bunkern. Und dies wird wiederum die Krise der japanischen Regionalbanken verschärfen. Eine ähnliche Entwicklung ist bei der unaufhörlich wachsenden Flut von Pleiten1 auch in Deutschland für sie Sparkassen und Volksbanken zu erwarten.

 

Harry Weber

 

Anmerkung:
1 Siehe auch unseren Artikel
    'Neuer Pleitenrekord' v. 23.11.03.

 

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