7.05.2020

Mal etwas Positives aus Berlin:
Verbot der "Konversions"-Therapien

Den Regenbogen umpolen - Grafik: Samy - Creative-Commons-Lizenz Nicht-Kommerziell 3.0
Berlin (LiZ). Seit den Zeiten von Anna Freud gab es immer wieder pseudowissenschaftliche Versuche, mit "Konversions"-Therapien Homosexuelle zu heilen oder "umzupolen". Immerhin ist nun seit mehreren Jahrzehnten klar, daß Homosexualität keine Krankheit ist. In Deutschland setzte sich in den 1970er-Jahren die Erkenntnis durch, daß es sich nicht um eine psychische Erkrankung handelt und 1990 strich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Homosexualität von der Liste psychischer Erkrankungen. Nun endlich beschloß der Deutsche Bundestag ein Verbot von "Konversions"-Therapien bei Jugendlichen.

"Konversions"-Therapien verursachten oft schweres Leid bei den Betroffenen - physisch und psychisch. Manche wurden damit sogar in den Selbstmord getrieben. Mit dem neuen Gesetz sind nun alle vorgeblich zur Unterdrückung oder "Umpolung" der sexuellen Neigung dienenden Methoden und Therapieformen bei Menschen unter 18 Jahren in Deutschland verboten. Dieses Verbot gilt auch für Volljährige, falls diese durch "Zwang, Drohung oder Täuschung" zu einer solchen Behandlung gedrängt werden. Es droht eine Gefängnisstrafe von bis zu einem Jahr. Außerdem ist jetzt auch die Werbung für "Konversions"-Therapien untersagt.

Das Verbot gilt für alle, die dem zuwider handeln - also nicht nur für berufsmäßige "HeilerInnen", "SeelsorgerInnen" oder ÄrztInnen. Auch Eltern oder andere Fürsorge- oder Erziehungsberechtigte können bestraft werden.

Gesundheitsminister Jens Spahn, den ein "Parteifreund" 2001 als schwul outen wollte, um dessen Kandidatur für den Bundestag zu verhindern, und der dieser Intrige mit seinem Coming-out zuvorkam, sagte heute: "Homosexualität ist keine Krankheit." Für viele Deutsche scheint dies immer noch eine Neuigkeit zu sein.

Vielen selbst Betroffenen geht das neue Gesetz nicht weit genug. Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) forderte unter anderem Nachbesserungen beim Schutzalter. Die Rechtsextremen von der AfD enthielten sich bei der Abstimmung im Bundestag.

In dieser Causa waren die USA Deutschland voraus: Bereits im September 2012 hatte der kalifornische Gouverneur Jerry Brown ein Gesetz unterzeichnet, das in Kalifornien "Konversions"-Therapien bei Minderjährigen aufgrund ihrer schädlichen Wirkungen verbietet. "Konversions"-Therapien sind in weiteren acht US-amerikanischen Bundesstaaten verboten. Und am 27. August 2018 hatte sich auch der Vatikan nicht länger wissenschaftlicher Erkenntnis verweigert und eingeräumt, daß Homosexualität keine Krankheit sei und daher "Konversions"-Therapien nicht länger befürwortet werden.

 

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Bundestag beschließt "Ehe für alle"
      Merkel nimmt GegnerInnen Wind aus den Segeln (30.06.17)

      Teilerfolg für Lesben und Schwule
      in Italien (26.02.16)

      Erfolg bei Volksentscheid in Irland
      für Lesben und Schwule (23.05.15)

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      Aufstand der Konservativen
      gegen das Bundesverfassungsgericht (3.03.13)

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      Berlusconi will nicht schwul sein (3.11.10)

      "Homo-Ehe" jetzt auch in Portugal
      Weitergehend als deutsches Modell (8.01.10)

      Bundesverfassungsgericht stärkt Rechte
      gleichgeschlechtlicher Partnerschaften (22.10.09)

 

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