24.05.2007

Artikel

Telekom-Führung
verschärft den Konflikt

Druck auf Streikende mit Hilfe von "Notfalldiensten"

Aktuell verschärft die Konzern-Spitze den Konflikt, indem sie entgegen bestehenden Vereinbarungen versucht, 1.200 Telekom-Beschäftigte zu "Notfalldiensten" zu zwingen, da angeblich sonst die "Versorgung von Krankenhäusern und Polizei" nicht sichergestellt sei. Am gestrigen Mittwoch streikten erneut 15.000 Telekom-Beschäftigte. Der Streik richtet sich gegen die Pläne des Konzerns, über 50.000 Arbeitsplätze in neu zu gründende "T-Service"-Tochterunternehmen auszugliedern, um so die Löhne drücken und zugleich die Arbeitszeit verlängern zu können. Die Telekom will die Löhne um 9 Prozent senken und gleichzeitig die Wochenarbeitszeit von 34 auf 38 Stunden erhöhen.

Kundgebungen und Demonstrationen gegen die Telekom-Pläne fanden in Berlin, Duisburg, Frankfurt a. Main, Mainz, Nürnberg, Oldenburg, Ravensburg und Schwerin statt. Unter anderem traten ParteipolitikerInnen auf, überbrachten "solidarische Grüße" oder forderten die Wiedereinrichtung einer "sozialen Marktwirtschaft". Manche versprachen auch, den Telekom-Vorstandsvorsitzenden René Obermann "auf den richtigen Weg zu bringen". Lucy Redler von der Berliner WASG wies zurecht darauf hin, daß die "schwarz-rote" Bundesregierung mit ihrer Telekom-Beteiligung von über 30 Prozent als größte Aktionärin durchaus direkt Einfluß nehmen könnte. Warum dies allerdings nicht zu erwarten ist, kam nicht zur Sprache. ParteipolitikerInnen müssen zwangsläufig die Illusion am Leben erhalten, im Parlament werde die Richtung der Politik bestimmt - und so wird peinlichst vermieden, Roß und Reiter zu unterscheiden.

Zumindest eine Erkenntnis setzt sich jedoch allmählich bei den Telekom-Beschäftigten durch: Das jahrelange Nachgeben bei insgesamt 18 Umstrukturierungsmaßnahmen hatte nicht zum erhofften Erhalt, sondern zum Abbau von insgesamt 120.000 Arbeitsplätze geführt. Über 50.000 Arbeitsplätze sind nun bedroht.

Nach eigenen Angaben hatte die Telekom-Führung in den vergangenen Tagen versucht, 1.200 Telekom-Beschäftigte zu "Notfalldiensten" zu zwingen, da angeblich sonst die "Versorgung von Krankenhäusern und Polizei" nicht sichergestellt sei. Ver.di habe dagegen die Beschäftigten aufgerufen, keinen Notdienst zu leisten, behauptete eine Konzernsprecherin. Laut ver.di hatte sich die Telekom jedoch nicht an die schriftlich vereinbarte Notdienstvereinbarung gehalten. Bei den geforderten Einsätzen habe es sich eindeutig um rechtswidrige Aktionen gehandelt, betonte Ado Wilhelm, Streikleiter der Gewerkschaft. Die Telekom reagierte mit Abmahnungen gegen Streikende, so daß letztlich die Gerichte über deren Rechtmäßigkeit zu entscheiden haben.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Beiträge:

      Telekom-Streik in der zweiten Woche (18.05.07)

      Urabstimmung über Streik bei Telekom (10.05.07)

 

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