29.08.2018

Witz der Woche / Realsatire

Vorhersage großmäuliger Atomiker anno 1979

Risse im Stahl
1979 berichteten die Zeitungen, daß an den Stutzen der Reaktordruckbehälter des AKW Fessenheim 6 Millimeter tiefe Risse entdeckt worden waren. Die Entdeckung sollte vertuscht werden. Der persische Ingenieur Shoja Etemad, vier Jahre lang Sicherheits­spezialist des französischen Atom-Konzerns Framatome, machte sie publik. Marcel Boiteux, damaliger Präsident der EdF, sagte im Herbst 1979, die im AKW Fessenheim entdeckten Risse würden kein Risiko darstellen, denn schon im darauffolgenden Jahr, 1980, stünden Roboter zur Verfügung, die Reparaturen in radioaktiv kontaminierten Anlageteilen eines Atomkraftwerks durchführen könnten. (Quelle: Bericht 3523/79 des deutschen Botschafters in Frankreich, Axel Herbst)

Zugleich ließ Framatome damals verbreiten, die Risse könnten frühestens in sechs bis acht Jahre zu einem Sicherheitsrisiko werden.

Wissenschaftler im Dienste Framatomes behaupteten dann Ende 1979: "Wir sind dabei, einen Roboter zu entwickeln, der die Reparaturen vornehmen soll. Theoretisch haben wir beide Probleme gelöst, das Erkennen der Risse und die Reparatur." Sie waren jedoch nicht ganz so optimistisch wie ihr EdF-Chef Boiteux und erklärten: "Was bis heute nicht gelöst ist, das ist die Frage, wie dieser Roboter gebaut werden soll. Aber wir haben ja noch sechs bis acht Jahre Zeit. Wir werden bestimmt früher fertig sein."

Das war vor nunmehr 39 Jahren. Doch weder 1980, noch 1985 oder 1987 konnte ein solcher Roboter gebaut werden. Die großmäulige Vorhersage geriet in Vergessenheit.

Im Februar 2017 wurde in den Reaktor-Ruinen des AKW Fukushima Daiichi ein Roboter eingesetzt, um in unzugängliche Bereiche vorzudringen und dort mit einer Spezialkamera Aufnahmen zu machen. Die Kamera war für eine kumulative Belastung von 1000 Sievert konzipiert und fiel nach nur zwei Stunden aus. Den Technikern gelang es nicht, den Roboter mit einem Kabel wieder aus dem zerstörten Reaktordruckbehälter herauszuziehen. Für die nächsten Erkundungsversuche dürfte der steckengebliebene Roboter ein zusätzliches Hindernis sein.

Bis heute steht kein Roboter zur Verfügung, der in der Lage wäre, Risse in einem Reaktordruckbehälter zu reparieren.

 

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