5.12.2003

Artikel

Stars in der Manege ?

Tierschutz nicht nur bei den kleinen Zirkussen Ernst nehmen

Morgen, am 6. Dezember, soll das TV-Spektakel 'Stars in der Manege' in München im Kronebau aufgezeichnet werden. Auch dieses Jahr werden zur Dekoration von Prominenten, Künstlern und Artisten lebende Wildtiere wie Elefanten, Tiger und Löwen eingesetzt. Nach der öffentlichen Diskussion der letzten Monate über die Haltung von Wildtieren in Zoos und Zirkussen und entsprechenden gesetzlichen Verbesserungen, die dem bislang meist nur papierenen Tierschutz Biß geben sollten, ist immer mehr Menschen klar geworden, daß der Auftritt exotischer Tiere in solchen Shows dem Tierschutz widerspricht.

Erst vor wenigen Wochen hatte der Bundesrat für ein grundsätzliches Verbot der Haltung von Wildtieren im Zirkus gestimmt. Auf großen Druck von Tierschutz- und Tierrechts-Organisationen hin haben sich die Länderregierungen hierzu bewegen lassen. Die Probleme die mit der Haltung von Wildtieren in Zirkussen verbunden sind, waren nicht zuletzt durch die zunehmende Verschlechterung der finanziellen Situation vieler Zirkus-Unternehmen allzu deutlich geworden.

"Vor dem Hintergrund dieser öffentlichen Diskussion und der politischen Entscheidung ist es völlig unverständlich, daß dieses Jahr erneut Wildtiere in der ARD-Sendung auftreten sollen", meint Robert Kleß, Wildtier-Experte bei der Tierschutzorganisation 'Vier Pfoten'. "Diese Tiere leiden unter den Bedingungen im Zirkus und dem Spektakel in der Manege."

Elefanten, Tiger und Löwen sind Wildtiere, auch wenn sie in menschlicher Obhut aufgewachsen sind. Ihre Bedürfnisse nach artgemäßer Bewegung und Beschäftigung können im Zirkus nicht befriedigt werden. So benötigen Elefanten für ihr Wohlbefinden den Kontakt zu Artgenossen und eine reich strukturierte Umgebung, in der sie sich frei bewegen und beschäftigen können. Tiger sind ebenfalls sehr bewegungsfreudig und benötigen beispielsweise Kletter- und Versteckmöglichkeiten, Kratzbäume und Spielmöglichkeiten sowie Wasser zum Schwimmen und Baden.

"Ein fahrendes Zirkus-Unternehmen kann diese Voraussetzungen nicht erfüllen. Die Arbeit in der Manege und die Dressuren, die den Tieren allzu oft völlig artuntypische Verhaltensweisen abverlangen, bieten keinen Ausgleich für den Bewegungs- und Beschäftigungsmangel. Zudem bedeuten das häufige Umherreisen, die ständig wechselnde Umgebung und der Lärm in der Manege keineswegs eine willkommene Abwechslung, sondern Streß, unter dem die Tiere zusätzlich leiden", erklärt Robert Kleß.

Die vom Bundesrat getroffene Entscheidung müßte nun konsequenter Weise auch gegenüber einem Promi-Spektakel wie 'Stars in der Manege' umgesetzt werden. Zumindest müßte ein Haltungsverbot von Wildtieren im Zirkus realisiert werden, bei dem durchaus eine angemessene Übergangsfrist vorgesehen werden könnte, um im Interesse der Tiere den Zirkus-Unternehmen Zeit für die dann nötige Umorientierung zu geben und geeignete Unterbringungsmöglichkeiten für die Tiere zu schaffen. Kernpunkt einer solchen Regelung müßte aber sein, daß ab sofort keine neuen Wildtiere zugekauft oder gezüchtet werden dürfen.

Erinnert sei im Zusammenhang mit karitativen Galas wie 'Stars in der Manege' übrigens an einen Juden, der vor rund 2000 Jahren lebte und das öffentliche Zurschaustellen des Almosen-Spendens, statt dies im Verborgenen zu tun, als Heuchelei bezeichnete (Matthäus-Evangelium, 6, 1 - 4). Jahrzehnte nach seinem Tod wurde er zum "Sohn Gottes" erklärt und die christlichen Kirchen berufen sich auf seine Urheberschaft.

 

Petra Willaredt

 

Anmerkung:
Siehe beispielsweise auch unseren Artikel zum Thema Delphinarien
'Delphin-Mafia schlägt wieder zu' v. 22.07.03

 

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