15.03.2003

Essay

Erinnerungen
eines Amerikafreundes
und Moralisten

Ja, ich bekenne, ein Freund Amerikas zu sein. Den Sommer 1968 verbrachte ich in grosser Euphorie in San Francisco und traf viele wunderbare Menschen. Ich arbeitete für US-Behörden und den US-Senat als Gutachter. Amerika ist mein Freund, aber die Bush-Regierung macht mir Angst.

Ärgern tut mich die dümmliche Nachkriegspropaganda, die Amerikaner hätten uns durchgefüttert und befreit; und dass wir Deutschen bis an das Ende aller Tage vor Dankbarkeit auf den Knien herumzurutschen hätten. Mich widert die tausendfache Geschichtsklitterei und die geklonten Propagandalügen an, die uns schon längst alle vereinnahmt haben. Wie sagte der französische Philosoph André Glucksmann: Alle Staaten hätten Goebbels Methoden in Perfektion übernommen.1

Als Zeuge der Zeit erinnere ich mich: Die Amerikaner ließen uns nach dem Krieg zur Strafe hungern. Auch ich musste als Kleinkind hungern, und viele Kinder starben. Als unsere amerikanischen Verwandten, die als US-Soldaten in Deutschland stationiert waren, uns Nahrung bringen wollten, wurden sie zweimal ins Militärgefängnis gesteckt.

Dem kanadischen Historiker und Journalisten James Bacque gelang es, in Washington Dokumente zu fotografieren, die bewiesen, dass vom Sommer 1945 bis Ende 1946 793.239 Deutsche von US-Soldaten ermordet wurden. In seinem Buch "Der geplante Tod?"2 schreibt Bacque, es wurden auf Befehl des Oberbefehlshaber der Alliierten Eisenhower deutsche Kinder, Frauen und Männer mit Krankheiten infiziert, man ließ sie verdursten und verhungern, oder sie wurden erschossen. Internationalen Rote-Kreuz-Beobachtern wurde der Zutritt zu den Lagern verwehrt und die Genfer Konventionen gebrochen.

Der Morgenthau-Plan war in vollem Gange. Doch Stalin verfolgte andere PIäne und drängte nach Westen. Er rettete die Deutschen, auch wenn das nicht seine Absicht war. Die Amerikaner befürchteten, das Herz Europas als Absatzmarkt und Einflussgebiet zu verlieren, außerdem brauchten sie Kanonenfutter gegenüber den Russen. Erst an diesem Punkt wurde der Morgenthau-Plan aufgegeben, und nun waren die Russen die Bösen und der Kampf gegen den Kommunismus avancierte zum imperativen MUSS! Schon waren wir gar nicht so schlimm gewesen, wurden entnazifiziert, durften arbeiten und konsumieren. Wir bekamen eine Demokratie amerikanischen Zuschnitts und durften einmal in vier Jahren eine Partei wählen, die alle das gleiche wollten: Nämlich sich auf Kosten der Armen bereichern und im Mittelpunkt der Medien stehen.

Apropos Demokratie: An die Adenauer Zeit entsinne ich mich mit Grausen. Adenauers Demokratie war ein Horror. Wir Kinder wurden überall geschlagen - von wildfremden Übelgelaunten auf der Straße, in der Schule usf. Für mich war das Adenauersche Regime zunächst die konsequente Fortsetzung des Dritten Reiches mit einer Ausnahme: Es wurden keine Juden mehr ermordet. Es gab so gut wie keine Freiheiten: Popmusik war verboten, wer seine 25-jährige Verlobte in dem Haus seiner Eltern küsste, musste mit Anzeigen rechnen wegen Prostitution und Kuppelei. Kommunisten und Nichtangepasste saßen im Gefängnis, Korruption und Wortbruch bei Politikern war an der Tagesordnung. Später las ich im 'Spiegel', der Rotarier Adenauer hatte an der Börse ein zweistelliges Millionenvermögen verspielt. Daraufhin beglich die CIA seine Schulden und schenkte ihm ein Aktienpaket in Höhe von 30 Millionen Dollar. Deutschland war gekauft - im Sack. Wir mussten zwar nicht Druschba, Druschba schreien wie im Osten, hatten aber unsere eigenen Unterwürfigkeitsrituale des politischen Stiefelleckens.

Die heutige Jugend weiß vermutlich nicht, wem sie ihre Freiheit verdankt: Nicht den Amerikanern, sondern blumenbehängten Hippies aus der Grufti-Zeit. Doch auch die heutigen Jugendlichen haben in der Realität keine Freiheit. Sie befinden sich fest im Griff der Medien. Ihnen wird täglich eine trostlose Welt des Konsums, der Gier und Wertelosigkeit oktroyiert. Wissenschaftler schrieben in 'New Scientist'3 wir seien völlig vorhersehbar und würden gesteuert: ob Einkaufs- oder Lebens-Gewohnheiten, alles hätte man im Griff. Das, was wir als Individuum bezeichnen, sei längst abgeschafft worden. Die Öffentlichkeit würde in allen Fragen in die Irre geführt. Tag für Tag, Minute für Minute wird unser Bewußtsein gelenkt und unser soziales Verhalten zerstört. Alles wurde uns diktiert und uns gleichzeitig eingehämmert, wie frei wir doch seien. Als ich Anfang der 60er Jahre nach Schweden auswanderte, bewiesen mir viele Schweden ihre Deutschkenntnisse mit einem Satz: "Achtung, Achtung, denken bei Strafe verboten!" Utopisastudie: Deutschland lernt dazu? Wer es glaubt, wird selig!

Sind diese Erkenntnisse, wie meine bewußt erlebte Realität von Medien ins Gegenteil verkehrt wurde, die Quelle des Mißtrauens jeder amtlichen Verlautbarung? Da läßt Tony Blair Panzer in Heathrow auffahren, um einen terroristischen Angriff abzuwehren. Seht mal Leute, wie Ihr gefährdet seid. Bin Laden will Euch alle töten! Also schön dem Tony gehorchen und links zwei drei, ab geht es in den Krieg gegen den Terrorismus! Seltsam, dass ausgerechnet das Ziel Nr. 1 eines jeden terroristischen Anschlags, nämlich die Atomkraftwerke, überhaupt nicht bewacht werden. So berichtete das 'Bulletin of the Atomic Scientists' in seiner Jan./Feb.-Ausgabe 2003, 150 Greenpeacler hätten in Homer-Simpson- und Tony-Blair-Masken das Atomkraftwerk Sizewell B gestürmt. Nach 25 Minuten wären zwei Männer von einem privaten Sicherheitsdienst gekommen und hätten lamentiert, sie seien aus Kostengründen wegrationalisiert worden. Nach zwei Stunden kamen sechs Polizisten, die feststellten, die britische Nuklearindustrie sei finanziell bankerott, man hätte kein Geld für die Sicherheit atomarer Anlagen.4

Auch die Vorfälle um den 11. September sollten uns stutzig machen. Heute ist unbestritten, dass das FBI, die CIA, die NSA und die Bush-Administration von dem geplanten Anschlag wussten. Sie alle haben nichts getan, um ihn zu verhindern. Portugiesische Medien schrieben, kein jüdischer Anlagenbanker hätte das Gebäude an dem Tag betreten, alle wichtigen Unterlagen wären zuvor transferiert worden. Die portugiesische Terrorismusexpertin und Journalistin Diana Andringa schrieb am 30.10.2001 in der Zeitschrift "Visao" der Anschlag trage den Fingerabdruck des Mossads. Sie befürchte, die CIA hätte den Anschlag selbst in Auftrag gegeben. Der ehemalige CIA Chef Dr. Oswald le Winter, der in Portugal um Asyl bat, sagte Ende 2001 vor dem portugiesischen Bundestag unter Eid aus, die CIA würde befreundete Politker ermorden, wenn sie nicht gehorchten. Als Beispiel nannte er den italienischen Ministerpräsidenten Aldo Moro, den portugiesischen General Adelino Amaro da Costa und den schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme. In seinem Bestseller "Desmantelar a Améica" wies er nach, dass die amerikanischen Behörden tief in die Ereignisse des 11. Septembers verstrickt seien, und obgleich sie im Voraus von dem Anschlag gewußt hätten, hätten sie absolut nichts getan, um ihn zu verhindern.5

Wir Deutschen wissen, wie einfach man einen "Reichstagsbrand" oder "ab 5.45 Uhr wird zurückgeschossen" inszenieren kann. War auch das Attentat auf die "Twin-Towers" solch eine Inszenierung? In Wirklichkeit, so portugiesische Medien, ging es in Afghanistan um die Beschlagnahme von Heroin im Werte von 800 Milliarden Dollar und um geplante Öl- und Gaspipelines. Nachdem dies geklärt war und eine Marionettenregierung in Kabul, unter amerikanischer Bewachung, installiert war, zogen sich die US-Truppen zurück. Heute wird zehn mal mehr Heroin angebaut, die Frauen haben genauso wenig Rechte wie zuvor, bin Laden lebt nach wie vor, und die Taliban kontrollieren erneut grosse Teile Afghanistans. Der "Krieg gegen den Terrorismus" wurde von den Öl-Lobbyisten der Bush-Regierung genutzt, um alle Gasfelder und Ölquellen weltweit militärisch zu besetzen. Als in Timor-Ost eine Million Menschen mit Waffen ermordet wurden, die Deutschland zuvor Indonesien geschenkt hatte, war das dem Westen völlig gleichgültig. Als jedoch grosse Ölmengen vor Timor entdeckt wurden, wurde Tirnor-Ost ganz schnell unabhängig. Heute ist es von amerikanischen und australischen Soldaten besetzt, die zukünftige Öltürme schon heute sichern.

Genauso verhält es sich in Georgien oder in Westkasachstan, Kirgisien, Turkmenistan, Usbekistan und Tadschikistan, wo lukrative Ölfelder und gewaltige Gasvorkommen liegen. Überall dort haben die Amerikaner Militärstützpunkte und Flughäfen mit Truppenpräsenz aufgebaut und gleichzeitig Diktaturen installiert. Der 'Spiegel' schrieb: "Keines der neuen Regime ist demokratisch wirklich legitimiert, sämtliche Einnahmen fließen in die Taschen der regierenden Clans. Korruption und Armut alIerorten... Hochrangige Polizisten prügeln auf offener Straße Journalisten krankenhausreif, unabhängige Redaktionen werden von Brandbomben und Morddrohungen heimgesucht." Diese Regionen, die lange als Hort der Stabilität galten, stehen Dank der amerikanischen "Demokratie" am Rand des Bürgerkrieges. Widersprüche brechen auf, Attentate und Unruhen erschüttern die Region.6

Doch Amerikas Energiehunger, insbesondere für seine vielen Kriege, ist unstillbar. Pentagon Berater James Woolsey sagte es unverblümt: "Öl ist die Lebensader aller Industrienationen. Zwei Drittel der bekannten Ölvorräte liegen am Persischen Golf... Auf kurze Sicht liegt unsere grundlegende Verwundbarkeit darin, dass die Saudis die Fördermenge schnell drosseln oder steigern können, weil sie über die Hälfte der weltweiten >swing capacity<, insgesamt vier Millionen Barrel, verfügen. Damit haben die Saudis entscheidenden Einfluss auf den Ölpreis. Wir müssen dem Nahen Osten die Ölwaffe wegnehmen." Und: "Man kann nicht alle Probleme auf einmal lösen. Man braucht eine langfristige Strategie.. Wenn erst einmal die Ölzufuhr gesichert ist, sind uns die Menschen im Nahen Osten egal."7

Der ehemalige US-Justizminister Ramsey Clark macht in seinem Buch 'Wüstensturm - US-Kriegsverbrechen am Golf"8 klar, dass die USA völkerrechtswidrig, gegen die UN-Charta, sinnlose Massaker an Hunderttausenden lrakern begangen hätten. Unter anderem hätten die USA eine Million irakischer Kinder auf dem Gewissen. Die USA hätten dem Irak ABC-Waffen und Technologien geliefert, und sie schützten bis heute ihren Freund und CIA-Mitarbeiter Saddam Hussein, weil sie ihn als Böswicht benötigten, um am persischen Golf und Saudi Arabien Millitärstützpunkte neben allen grossen Ölquellen zu errichten. Zur langfristigen Strategie gehöre nicht nur die Besetzung des lraks mit der Installation einer US-Militärdiktatur, sondern auch die Übernahme Saudi Arabiens, des lrans und Venezuelas.

Zur Zeit putscht die CIA in Venezuela. Es geht um das Öl und die Vorherrschaft in Süd-Amerika. So schrieb das 'Bulletin of the Atomic Scientists': Der einflußreiche republikanische Abgeordnete Henry Hide habe einen Brief an Präsident Bush geschrieben, indem er von ihm verlangte, Venezuelas Staatspräsident Hugo Chaves zu stürzen, um Brasiliens Präsident Lula da Silva in die Knie zu zwingen, da die Achse des Bösen "Castro, Chavez und Lula da Silva" bald über weitreichende Raketen und atomare Sprengköpfe verfügen würden und dann Amerikas Vorherrschaft gefährdet sei.9

Um die Vorherrschaft weiter halten zu können, planten und planen sowohl Bush senior als auch Bush junior den Atombombenkrieg. Für diesen Zweck, so das "Bulletin", habe die "National Nuclear Security Administration" auf Anweisung des US-Kongresses und des Weißen Hauses kleine Atombomben entwickeln lassen, die auch endlich eingesetzt werden sollen.10 In diesem Zusammenhang spielt auch die Bundesrepublik eine unrühmliche Rolle. Deutschland hat nicht nur die Atombombe für Israel11, Südafrika, Indien und Pakistan, Argentinien und Brasilien, sowie für den lrak gebaut oder zumindestens dabei geholfen, sondern fertigte anscheinend auch für die USA die Mini-Atombombe. So war für Fachleute klar, dass die Verseuchung bei Geesthacht und in Hanau mit millimetergrossen Kügelchen, die Plutonium und andere transuranische Aktinide enthalten, auf Grund ihrer lsotopenzusammensetzung etwas mit der Atombombenproduktion zu tun hatten. Doch alle Wissenschaftler, die daraufhinwiesen, wurden für verrückt erklärt, dem schlimmsten Mobbing unterzogen und/oder verloren ihren Arbeitsplatz.

Doch dann schrieb 'Publik-Forum': "Bei einer Veranstaltung der Ärzteorganisation in Hanau gestand der Leiter der hessischen Atomaufsicht, Helge Schier, den Veranstaltern erstmals ein, dass es sich bei den kernbrennstoffhaltigen Kügelchen doch nicht wie zuvor behauptet um >harmlosen Wurmkot< handelt. Der zuständige Beamte bestätigte erstmalig die These, dass es im Januar 1987 ein Ereignis mit Freisetzung von Radioaktivität in Hanau gegeben hat." Einen harten Verdacht äußerte der Präsident der 'Deutschen Gesellschaft für Strahlenschutz', der Physiker Sebastian Pflugbeil, in 'Publik-Forum' 19/2002: "Wenn in dem Kernforschungsinstitut GKSS in der Elbmarsch tatsächlich an atomaren Mikroexplosonen (für kleine Atomwaffen, Anm. d. Red.) gearbeitet wurde, so wäre es durchaus plausibel, dass von den Politikern und beteiligten Forschungsinstituten niemand darüber reden möchte. Dies gilt umso mehr, als dabei etwas schief gegangen sein muss - anders wäre es nicht zu erklären, dass heute kernbrennstoffhaltige Kügelchen in der Umgebung der GKSS herumIiegen... einer Region in der unverhältnismäßig viele Kinder an Leukämie erkrankten."12 13

Die Kriegspolitik und atomare Aufrüstung der USA und der Bundesrepublik sind ein Spiel mit dem Feuer. Sogar gemäßigte Politiker wie der Sozialdemokrat und Ministerpräsident Brasiliens Lula da Silva haben erklärt, Brasilien müsste atomar hochrüsten und weitreichende Raketen entwickeln, um den USA nicht mit leeren Händen entgegentreten zu müssen. Brasilien erwäge die Kündigung des Atomwaffensperrvertrages. Ähnlich wie er denken aber 50 Nationen, die zur Zeit ABC-Waffen entwickeln oder sie bereits haben. Denn mit dem nuklearen Säbelgerassel von US-Präsident Bush und seiner Ankündigung, die USA würden Atomwaffen als Erstschlag einsetzen, fühlen sich die 57 Länder, die George W. Bush als Schurken-Staaten auf seiner Liste führt, geradezu verpflichtet, es den USA mit gleichen Waffen heimzuzahlen. So reagierte Nord-Korea auf die amerikanischen Drohungen, in dem es ebenfalls einen nuklearen Erstschlag ankündigte. Nord-Korea drohte mit einem totalen Atomkrieg. Es verfügt über weitreichende Raketen, die die Westküste Amerikas erreichen könnten und über Nuklearwaffen. Die Politik von George W. Bush ist eine entsetzlich dumme Politik, die die Hemmschwelle zum Einsatz von ABC-Waffen herabsetzt und die gleichzeitig alle Länder zwingt, atomar hochzurüsten, um sich gegen die USA zu verteidigen. Gleichzeitig erzeugen die USA einen explosiven Terrorismus, der den Westen in einem Abnutzungskrieg verschleißen wird.

Die Bundesrepublik spielt hierbei keine eindeutige Rolle. So war klar, dass Bundeskanzler Schröder, der einen Krieg im Irak verhindern will, durch den amerikanischen Druck zum Kotau gezwungen würde. Denn wir werden an dem Krieg teilnehmen und wir werden ihn mit finanzieren. Das ist bereits heute klar. So hat sich die Bundesregierung verpflichtet, dass 7.000 Bundeswehrsoldaten 95 Kasernen und Einrichtungen der Amerikaner in Deutschland zu bewachen haben. Von AWACS-Flugzeugen, Fuchs-Panzern, fliegenden und schwimmenden Lazaretten, jede Menge kostenloser Waffenlieferungen, dem kostspieligen Wiederaufbau und sogenannten friedenssichernden Maßnahmen ist bereits heute die Rede. AWACS-Flugzeuge dirigieren Bomber und Jäger bei ihren Angriffen. Somit führt Deutschland einen Angriffskrieg, der aus Sicht der überwiegenden Zahl der Völkerrechtler verfassungswidrig und völkerrechtswidrig ist. Aber immerhin war Schröders Versuch der erste, um vom Kriechen zum aufrechten Gang zu gelangen. Da musste damit gerechnet werden, dass es nur zur Hocke reicht. Weltweit hat uns dies Bewunderung eingetragen, während sich die USA mit ihrer Kriegspolitik zunehmend selbst isolieren.

Der britische Schriftsteller John le Carré, der früher selbst Geheimdienstler war, sagte im 'Spiegel', dass die USA zum Schurkenstaat werden, indem sie die Rechte und Freiheiten systematisch untergraben. Es herrsche Folter auf der Grundlage geheimer Beschuldigungen und Richtersprüche in geheimer lnternierung: Ohne sie "würde die Bush-Junta sich immer noch an Erklärungen für so knifflige Angelegenheiten wie der Frage versuchen, wie es überhaupt zum Wahlsieg kam; oder zur Enron Pleite; zur schamlosen Begünstigung ohnehin steinreicher Leute; zur rücksichtslosen Missachtung der Armen der Welt, der Umwelt sowie zu einer Unmenge von einseitig außer Kraft gesetzten internationalen Abkommen. Sie müsste uns eventuell auch erklären, warum sie Israel bei dessen fortgesetzter Nichtbeachtung von Uno-Resolutionen unterstützt... Eine grossartige neue Generation von US-amerikanischen Nuklearwaffen ist in Vorbereitung, maßgeschneidert für die angemessene Reaktion auf nukleare, chemische und biologische Waffen in den Händen von >Schurkenstaaten<... Und Amerika entscheidet nicht nur einseitig, wer diese Waffen besitzen darf oder nicht besitzen darf. Es behält sich ferner das einseitige Recht vor, seine eigenen Nuklearwaffen immer dann und immer dort bedenkenlos einzusetzen, wenn... es seine Interessen... für bedroht fühlt."

"Die amerikanische Öffentlickeit wird jedoch nicht nur getäuscht. Sie wird bedroht, tyrannisiert, eingeschüchtert und in einem Dauerzustand von Unkenntnis und Furcht belassen, der ihre Abhängigkeit von der politische Führung steigert... Die religöse Frömmelei, mit der amerikanische Truppen in die Schlacht geschickt werden, ist vielleicht der ekelhafteste Aspekt dieses drohenden surrealen Kriegs. Bush hat Gott im Schwitzkasten. Und Gott hat sehr konkrete politische Ansichten. Gott hat Amerika dazu bestimmt, die Welt in jeder Weise zu retten, die Amerika zusagt: Gott hat Israel dazu bestimmt, das Bindeglied für Amerikas Nahost-Politik zu sein, und jeder, der an dieser Vorstellung rüttelt, ist a) antisemitisch, b) antiamerikanisch, c) für den Feind und d) ein Terrorist... Saddams Pech besteht darin, dass er auf dem zweitgrössten Ölfeld der Welt sitzt. Iran, gleich nebenan, soll die grössten Erdgaslager der Welt besitzen. Bush will beides, und wer ihm hilft, erhält ein Stück vom Kuchen. Und wer ihm nicht hilft, bekommt nichts. Wenn Saddam kein Öl hätte, könnte er seine Bürger nach Herzenslust foltern und ermorden. Andere Führer tun dies jeden Tag, aber sie sind unsere Freunde und Verbündeten."14

Amerika und die Bush-Regierung macht mir Angst. In den USA wird Bush offen mit Hitler verglichen. Die Amerikaner mit ihrem übersteigerten Nationalgefühl erinnern mich zunehmend an das Deutschland von 1938. Auch wir glaubten, wir seien unbesiegbar. Und wir glaubten, wir seien die Herrenrasse, die sich alles von den Schwachen nehmen können. Die Erfahrung lehrt, wer sich nicht rechtzeitig gegen diesen Wahnsinn wehrt, wird sein Opfer. Wehren wir uns zur rechten Zeit, damit wir uns nicht erneut schämen müssen!

 

Holger Strohm (z.Zt. in Portugal)

 

Anmerkungen:

1 Glucksmann, André, "Die Macht der Dummheit", dva, Stuttgart, 1985
2 Bacque, James, "Der geplante Tod?", Ullstein Verlag, Frankfurt/M, 1989
3 Casti, John, "I know what you'll do next Summer", New Scientist, London, S.28-32, 31.8.2002
4 Auer, Catherine, "Greenpeace to Sizewell B: D'oh", The Bulletin of the Atomic Scientists, Chicago, S 6,7, Jan./Feb. 2003
5 Winter Le, Oswald, "Desmantelar a América", Publicacoes Europa-América, Mem Martins, 2001
6 "Das Schweigen der Lämmer", Der Spiegel, Hamburg, Nr. 4, S.98-101, 20.1.2003
7 Woolsey, James, "Wir fangen mit dem Irak an", Der Spiegel, Hamburg, Nr. 4, S.108,109, 20.1.2003
8 Clark, Ramsey, "Wüstensturm", Lamur Verlag, Göttingen, 1993
9 Flynn, Michael, "A Latin >axis of evil< ?", The Bulletin of the Atomic Scientists, Chicago, S.13, Jan./Feb. 2003
10 Reilly, J. Victor, "lt's later than you think", The Bulletin of the Atomic Scientists, Chicago, S.4, Jan./Feb. 2003
11 Times, London, S.5, 3.12.1974
12 Keller, Joachim, "Aufsicht gesteht Atomunfall in Hanau", Publik-Forum, Oberursel, S.11, 12/2002
13 Kessler, Wolfgang, "Das Kartell decken oder knacken?", Publik-Forum, Oberursel, 21/2002
14 Carré, John le, "Bekenntnisse eines Terroristen", Der Spiegel, Hamburg, S. 138-140, 20.1.2003

 

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