4.01.2012

Gigaliner zugelassen
Bahnübergänge nicht in Betracht gezogen

Beschrankter Bahnübergang mit Andreaskreuz Noch sind keine Gigaliner auf Deutschlands Straßen unterwegs - doch die GegnerInnen sorgen für Zündstoff in der öffentlichen Debatte: Offenbar wurde nicht in Betracht gezogen, daß die Ampelsignale und Schrankenschaltungen an Bahn- übergängen nicht für deren enorme Länge von über 25 Metern ausgelegt sind.

Laut einer Medien-Mitteilung der 'Allianz pro Schiene' sind die Ampelsignale und Schrankenschaltungen der Bahnübergänge in Deutschland nicht für die Riesen-LkW ausgelegt. "Die Räumzeiten werden bislang nach der regulären LkW-Maximallänge von 18,75 Meter berechnet. Wenn Gigaliner sich demnächst in einzelnen Bundesländern breit machen sollten, kann es zu schweren Unfällen kommen," warnt Michael Ziesak, stellvertretender 'Allianz-pro-Schiene'-Vorsitzender.

Auch würden AutofahrerInnen die Ungetüme "vor dem Überholvorgang kaum erkennen können". Gigaliner dürfen bis zu 25,25 Meter lang sein. Michael Ziesak, zugleich Bundesvorsitzender des Verkehrsclub Deutschland (VCD), sagte heute in Berlin: "Das Bundesverkehrsministerium schreibt in der seit 1. Januar 2012 gültigen Ausnahmeverordnung vor, daß der Warnhinweis »Lang-LkW« lediglich 13 Zentimeter hoch sein muß. Beim Überholen auf Bundes-, Landes- oder Kreisstraßen ist dies aus der Distanz schwer lesbar. Viele Autofahrer werden erst mitten im Überholvorgang merken, daß sie einen 6,50 Meter längeren Laster überholen und dann kann es zu spät sein."

Unvorhersehbar sei letztlich auch, ob die Gigaliner ausschließlich auf den für den Test des Bundesverkehrsministeriums freigegebenen Straßen fahren werden. Einzelne Testfahrten in den vergangenen Jahren auf Bundesländerebene hätten gezeigt, daß sich die FahrerInnen nicht immer an die vorgeschriebenen Routen hielten.

'Allianz pro Schiene' gibt aus ihrer Sicht Antwort auf vier häufig gestellte Fragen:

1. Ab wann fahren die Gigaliner wirklich?

Laut Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer sollen die ersten Gigaliner im Frühjahr 2012 fahren. Während einer Tagung im Oktober 2011 sagte Ramsauer: "Wir wollen mit den ersten Relationen im nächsten Jahr starten, wenn der Schnee weg ist, irgendwann nach Ostern." Die Verordnung des Bundesverkehrsministers, die den Einsatz von Gigalinern regelt, ist jedoch bereits seit dem 1. Januar 2012 in Kraft.

2. Wo genau fahren Gigaliner?

Folgende Bundesländer erlauben Fahrten mit den übergroßen LkW: Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Hessen, Thüringen, Sachsen und Bayern.

Die Länder Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt sprechen sich in ihren Koalitionsverträgen gegen die Teilnahme am Versuch aus. Die Verordnung der Bundesregierung genehmigt trotzdem Fahrten durch diese Bundesländer. Insgesamt führen 133 Kilometer Gigaliner-Strecken durch Baden-Württemberg und 144 Kilometer durch Sachsen-Anhalt. Die baden-württembergische Landesregierung kündigte inzwischen eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht gegen die Zwangsverpflichtung durch den Bund an.

Die Verordnung der Bundesregierung sieht vor, daß Gigaliner neben Autobahnen und Bundesstraßen auch auf einer Vielzahl von Landes- , Kreis- und Gemeindestraßen fahren dürfen. Die vollständige Liste aller Straßen befindet sich im Anhang der Verordnung.

3. Was erhoffen sich die BefürworterInnen?

Die BefürworterInnen übergroßer LkW versprechen sich eine Kraftstoffersparnis im LkW-Transport von bis zu 30 Prozent und die Einsparung von LkW-Fahrten. Dadurch sollen der CO2-Ausstoß und Staus verringert werden. Zu den BefürworterInnen von übergroßen LkW gehört der Verband der Automobilindustrie (VDA), der Bundesverband des Groß- und Außenhandels (BGA) und weitere Verbände des Straßentransportgewerbes.

4. Was befürchten die GegnerInnen?

Die GegnerInnen von übergroßen LkW befürchten, daß durch die Verbilligung des LkW-Verkehrs durch Gigaliner ein Anreiz für mehr Straßengüterverkehr geschaffen wird. Durch den Kostenvorteil der Gigaliner könnten Güter von umweltfreundlichen Verkehrsträgern zurück auf die Straße verlagert werden. Das Ergebnis wären mehr LkW-Fahrten und eine größere Umweltbelastung. Zu den GegnerInnen von übergroßen LkW zählen die in der 'Allianz pro Schiene' zusammengeschlossenen Automobilclubs, Umweltverbände und Eisenbahnen sowie der Deutsche Städtetag und die Deutsche Polizeigewerkschaft.

 

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

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