28.01.2016

Staub-Hauptstadt Stuttgart
DUH veröffentlicht Studie

Abgase Straßenverkehr - Collage: Samy - CC-BY-SA 3.0
Der von Stuttgarts pseudo-grünem Oberbürgermeister Fritz Kuhn und Landes-Verkehrs-Minister Winfried Hermann ausgerufene "freiwillige Autoverzicht" hat sich - wie leicht vorhersehbar - als Placebo erwiesen. Schadstoff-Messungen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) wiesen jetzt Grenzwert-Überschreitungen an Krankenhäusern, Kindergärten und Schulen nach.

Nach dem Vorbild der leeren Versprechungen vom "Klima-Gipfel" COP21 von Anfang Dezember 2015 in Paris kündigen auch die Pseudo-Grünen in Baden-Württemberg "Fahrverbote ab 2018" an (Siehe unseren Artikel v. 28.11.15). Dabei ist die Lage bereits seit einigen Jahren in Stuttgart verheerend (Siehe unsere Artikel v. 21.11.15 und v. 25.04.15). Nun hat das Institut für Umweltphysik der Universität Heidelberg im Auftrag der DUH im Dezember und Januar die Belastung der Stuttgarter Luft mit dem Schadstoff NO (Stickstoffdioxid) gemessen. Hierbei wurden insbesondere an sensiblen Orten wie einem Krankenhaus, Kindergärten und Schulen hohe Überschreitungen der gesetzlichen Grenzwerte festgestellt. Schadstoffe und Feinstaub stammen offenbar vor allem aus dem Auspuff von Diesel-Fahrzeugen.

Das Heidelberger Institut hat mit einem mobilen NO-ICAD-Meßgerät stationäre sowie mobile Messungen durchgeführt. "Mit unserem neuen mobilen Instrument können wir vergleichsweise einfach präzise NO-Meßwerte an verschiedenen Orten erheben und somit das Bild der wahren Schadstoff-Belastung vervollständigen. In Stuttgart konnten wir dies an zwölf Orten durchführen und dabei zeigen, daß die hohe Schadstoff-Belastung in großen Bereichen der Innenstadt anzutreffen ist. Außerdem konnten mit dem System auch NO-Emissionen von Fahrzeugen charakterisiert werden, die die Haupt-Verursacher dieser hohen Schadstoffbelastung darstellen," sagte Denis Pöhler von der Universität Heidelberg. Er hat mit seinem Team die Messungen durchgeführt und ausgewertet.

Für die stationären Messungen haben die Heidelberger ExpertInnen nicht nur an bekannten belasteten Straßen, sondern auch an Orten gemessen, an denen besonders schutzbedürftige Menschen leben beziehungsweise ihre Zeit verbringen. Zudem wurden mit stichprobenhaften mobilen Fahrzeug-Emissions-Messungen auch die NO-Emissionen von PkW und Bussen bestimmt. Hierzu fährt das Meß-Fahrzeug hinter den zu untersuchenden Fahrzeugen her und analysiert die dort entstandenen Abgase. Spitzenreiter war nach dem Hauptbahnhof mit 126 µg/m³ ausgerechnet das Katharinenhospital mit einem gemessenen Mittelwert von106 µg/m³, der sogar noch höher lag als am Neckartor mit 99 µg/m³. Erschreckend hoch sind auch die gemessenen NO-Werte mit 82 µg/m³ am Zeppelin Gymnasium, der Römerschule mit 65 µg/m³ sowie der Kindertagesstätte Lukas mit 63 µg/m³. Die Abschätzung der Jahresmittelwerte für die einzelnen Meß-Orte - unter Berücksichtigung der aktuellen Luftverschmutzung in Stuttgart - ergibt, daß zahlreiche dieser Orte eine deutliche Überschreitung des erlaubten Jahresmittelwertes von 40µg/m³ aufweisen.

Die Ergebnisse der stationären Messungen zeigen eine hohe Belastung selbst an verkehrsfernen Standorten wie der Stuttgarter Fußgängerzone und dem Rathaus. Bei den mobilen Messungen fällt auf, daß nicht nur moderne Diesel-PkW teilweise hohe Emissionen aufweisen. Auch bei mehreren Bussen wurden hohe NO-Emissionen festgestellt.

"Mit unseren Messungen wollen wir zeigen, daß ausgerechnet Krankenhäuser, Schulen und selbst Kindertagesstädten dem Diesel-Abgas-Gift NO ungeschützt ausgesetzt werden. Seit zehn Jahren verweigern Stadtverwaltung und Landesregierung den Stuttgarter BürgerInnen das Recht auf saubere Luft. Leiden müssen ausgerechnet die besonders empfindlichen Kleinkinder, Schüler und kranke Menschen" sagte Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.

Angesichts der verheerenden Luft-Situation und dem gescheiterten Placebo-Fahrverbot - dem Aufruf zum "freiwillige Autoverzicht" - Mitte Januar zeigte sich die DUH bei der heutigen Pressekonferenz in Stuttgart zuversichtlich, noch in diesem Jahr weitreichende Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge in der Stuttgarter Umweltzone über die im November 2015 eingereichte Klage vor dem Verwaltungsgericht Stuttgart durchsetzen zu können.

Die bislang vorliegenden Angaben über die Luft-Belastung in Stuttgart stammen aus stationären Meß-Stationen. Zuständig für die Überwachung der Luftgüte ist die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg LUBW. Die bekannteste dieser Meß-Stellen liegt am Neckartor. Hier werden die Werte für NO und Feinstaub seit Jahren überschritten. So auch am 26. Januar 2016: Am Neckartor wurden laut LUBW 68 µg/m³ Feinstaub gemessen. Das heißt, der Grenzwert von 50 µg/m³ wurde abermals deutlich überschritten.

"Die Hauptverursacher dieser hohen Schadstoff-Belastung sind Diesel-PkW, die auf der Straße bis zu hundertmal mehr NO-Emissionen aufweisen als Benzin-Fahrzeuge. Um die Belastung der Menschen schnell auf ein akzeptables Niveau zu senken, müssen Diesel-PkW mit manipulierten Abgas-Werten aus der Stadt verbannt werden. Auch bei niedrigeren Außentemperaturen muß die Wirksamkeit der Abgas-Reinigung sichergestellt werden," sagte Axel Friedrich, Internationaler Verkehrsberater und früherer Leiter des Verkehrs-Ressorts des Umweltbundesamtes.

Die "grün-rote" Landesregierung wollte am Donnerstag die erste Aktion "freiwilliger Autoverzicht" noch nicht abschließend bewerten. Wie aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen in den Chef-Etagen von Daimler in Stuttgart-Untertürkheim und Porsche in Stuttgart-Zuffenhausen zu vernehmen ist, haben die WählerInnen in Baden-Württemberg bei der kommenden Landtagswahl am 13. März keine Chance, daß die Landesregierung der kommenden fünf Jahre nicht den Interessen der Konzerne dient.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

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      Staub-Hauptstadt Stuttgart
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