21.09.2011

Merkel degradiert Wald
zum Rohstofflieferanten
Wald-AIDS in den Medien nahezu vergessen

Wald Die Bundesregierung hat heute eine "Waldstrategie 2020" beschlossen, die von UmweltschützerInnen heftig kritisiert wird. So kommentierte der Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Hubert Weiger, der deutsche Wald werde damit zum Rohstofflieferanten degradiert. Daß der Zustand des deutschen Waldes ausweislich der jährlichen Waldschadensberichte noch ebenso desolat ist wie Mitte der 1980-er Jahre wird seit Jahren in der Öffentlichkeit kaum mehr wahrgenommen.

Anfang der 1980-er Jahre schreckten endzeitliche Meldungen von einem "Waldsterben" die Öffentlichkeit auf. Als die mit Panikmache durchwirkte Medienkampagne nach wenigen Jahren verklungen war, kippte die so erzeugte Hysterie in Desinteresse um. Seitdem ignorieren die Mainstream-Medien konsequent den nach wie vor elenden Zustand der deutschen Wälder. Die flächenhafte Erkrankung von Waldbäumen, die mittlerweile hauptsächlich durch die Emissionen aus der Landwirtschaft hervorgerufen wird, kann nur noch als von außen verursachte Immunschwäche-Erkrankung, als Wald-AIDS, bezeichnet werden. Laut offiziellem "Waldzustandsbericht 2010" sind 62 Prozent der deutschen Waldbäume krank. Bei den Eichen mußten zuletzt 81 Prozent als krank eingestuft werden.

Der BUND kritisiert an der heute vom Bundeskabinett beschlossene "Waldstrategie 2020", daß bei deren Umsetzung auf Bodenfruchtbarkeit und biologische Vielfalt - Grundbedingungen eines überlebensfähigen Waldes - keine Rücksicht genommen werde. Aufs Spiel gesetzt werde so auch die bis heute von den kranken Wäldern noch immer ausgeübte Funktion als Speicher des Klimagiftes Kohlendioxid. "Ausgeräumte Forste verlieren entscheidende Funktionen im Ökosystem," warnt BUND-Vorsitzender Weiger.

"Wird die Holzernte wie vorgesehen auf jährlich 100 Millionen Kubikmeter gesteigert, mißachtet dies alle Grundsätze von Nachhaltigkeit. Das ist deshalb so erschreckend, weil das Wort von der Notwendigkeit einer nachhaltigen Nutzung der Ressourcen aus der Waldwirtschaft stammt," so Weiger. Mit der "Waldstrategie 2020" der Bundesregierung werde das Lippenbekenntnis, der Wald müsse als CO2-Senke erhalten bleiben, endgültig zur Farce. Zu viel Holzeinschlag schade auch dem Klima. Oberste Priorität müsse eine sparsame Nutzung des Rohstoffs Holz haben.

Die Übernutzung der deutschen Wälder widerspreche auch dem vorgeblichen Ziel der Bundesregierung, die Biodiversität mit der "Waldstrategie 2020" schützen zu wollen. "Da die Bundesregierung die biologische Vielfalt von Wäldern schützen und ausweiten will, müssen hierzulande künftig mindestens fünf Prozent der Wälder als zusammenhängende 'Urwälder von morgen' dauerhaft ihrer natürlichen Entwicklung überlassen werden. Mit der Ergänzung durch kleinere Naturwaldreservate müssen diese Refugien um weitere fünf Prozent erweitert werden," forderte der BUND-Vorsitzende.

Zusätzliche Schutzgebiete müssten vor allem in Buchen- und Laubwäldern geschaffen werden. Der BUND-Vorsitzende nannte als Beispiel die Einrichtung eines Nationalparks im fränkischen Steigerwald. Aufgestellt werden müßten endlich auch Kriterien für eine "gute fachliche Praxis" bei der Waldbewirtschaftung.

Ob diese Mahnungen des BUND jedoch bei Bundeskanzlerin Angela Merkel durchdringen, darf angesichts der Praxis der vergangenen Jahre skeptisch beurteilt werden. Um die weitere Zerstörung der Wälder zu stoppen, müßte eine Energie-Wende durchgesetzt werden. Die Realisierung der Energieversorgung durch erneuerbare Energien und ein realer Ausstieg aus der Atomenergie könnten tiefgreifende Auswirkungen auf die wirtschaftliche Grundlage Deutschlands haben.

Erneuerbare Energien lassen sich nicht zentral kontrollieren und ziehen daher den großen Mineralöl- und Strom-Konzernen unweigerlich den Boden unter den Füßen weg. Da die Energie-Konzerne eine zentrale Stelle im Wirtschaftsgefüge der Industrieländer einnehmen, wird eine Energie-Wende eine enorme Dynamik auslösen. Auch die konventionelle Landwirtschaft mit ihren vielfältigen negativen Auswirkungen auf Natur und Umwelt kann ohne einen gigantischen Energieeinsatz wie er allein zur Produktion chemischer Düngemittel benötigt wird, nicht fortbestehen. Große Konzerne werden unweigerlich absterben, da sie - ähnlich den Dinosauriern - unfähig sind, sich den neuen Bedingungen anzupassen. Es hat sich jedoch gezeigt, daß rein idealistische Forderungen nach einer nachhaltigen Politik nichts fruchten, denn die Politik wird von der Ökonomie bestimmt und nicht von den WählerInnen.

Es liegt vornehmlich in den Händen der BürgerInnen der reichen Industrieländer wie Deutschland, das Überleben der eigenen Wälder zu sichern und die globale Waldzerstörung zu stoppen. Sie haben alle Hebel in der Hand, mit denen die Weltwirtschaft in demokratische und nachhaltige Bahnen umgelenkt werden kann. Das Überleben des Planeten hängt entscheidend von der Durchsetzung einer Energie-Wende in den Industrieländern und auf dieser Basis von der Demokratisierung der Energiewirtschaft ab.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch:

      Waldzerstörung
      weltweit ungebremst (27.04.11)

      Keine Entwarnung bei Wald-AIDS
      Zustand kaum verändert (1.02.11)

      Appell gegen Massentierhaltung
      Für eine Agrar-Wende (23.11.10)

 

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