Leserbrief an die Zeitschrift 'fairkehr' - nicht veröffentlicht
'fairkehr' ist die Mitgliederzeitschrift des Verkehrsclubs Deutschland VCD

Von Ayurveda und einem Sektenguru -
was sich hinter Bad Wildstein verbirgt

Wer den Artikel auf Seite 59 in der Oktober/November-Ausgabe gelesen hat, ist vermutlich kaum über das Adjektiv 'transzendental' gestolpert, das so beinahe unschuldig dem Wort Meditation beigefügt ist - so wie das Wort Blume oft zu 'hübsche Blume' ergänzt wird. Es ist dazu im vorletzten Abschnitt in eine Aufzählung eingebettet (ayurvedische Ernährung, Yoga, Spaziergänge an der frischen Luft), die es zunächst nicht als bemerkenswert erscheinen läßt. Und ist nicht jede Meditation irgendwie transzendental...

Noch in den Siebziger Jahren war der Guru Maharishi Mahesh Yogi mit seiner Sekte der 'Transzendentalen Meditation' weit mehr bekannt. Eine bekannte linke Zeitschrift blamierte sich bis auf die Knochen mit einer Titelstory über die 'vedischen Flieger' und einem angeblich heimlich aufgenommenen Foto der Matratzenhopser auf der Titelseite. Nachdem die Sekte durch 'Flugkurse' kräftig abgesahnt hatte, aber weniger vorzuzeigen hatte als bei den angeblichen Fähigkeiten ihres Meisters über´s Wasser zu gehen - in der Fünfziger Jahren soll der Maharishi bei einem solchen Versuch in einen Swimmingpool geplumpst sein - , zog sie sich zunächst mal aus der Öffentlichkeit zurück. Es wurde lediglich bei den letzten und vorletzten Bundestagswahlen und bei Wahlen in Großbritannien unter dem Tarnnamen 'Naturgesetzpartei' kandidiert und damit versucht Gläubige und Opfer zu finden. Dies mit einem Werbeaufwand der in die Abermillionen ging.

Und ebenfalls erhebliche Sektenmillionen scheinen in den Kauf und Aufbau von 'Ayurveda'-Kliniken gesteckt zu werden. Bei weitem nicht alle mit der altindischen Heilmethode werbenden Kliniken sind sektengesteuert und einige scheinen sich auch erheblich an der obskuren Konkurrenz zu stören. Sie verweisen darauf, daß zB. die ayurvedische Diagnosemethode über Erfühlen verschiedener Rhythmusmuster am Puls nur über langzeitige Einweisung erlernt werden kann und keiner der an den Maharishi-Kliniken arbeitenden Mediziner dies je nachweislich erlernt hat.

Nun könnte ich als heilsuchender Mensch mir sagen, das sind interne Streitereien, mir geht es schlecht, die Schulmedizin kann mir nicht helfen - also probier´ ich mal aus, schaden wird´s schon nicht... Bei Ayurveda und anderen alternativen Heilmethoden ist das (sofern nicht die Wirkungslosigkeit wie zB. bei allen bisher offerierten Haarwuchsmitteln nachweisbar ist) durchaus eine nachvollziehbare Sache: Ich gebe zwar viel Geld aus, habe aber eine gewisse (oder ungewisse) Chance auf Heilung. Wer sich dagegen mit einer Sekte einläßt, geht ein enormes Risiko ein.

Hier erhebt sich immer sofort die Frage: Hat der Verfasser denn überhaupt selbst Erfahrungen an einer Maharishi-Klinik gesammelt? Dazu ein ganz klares Nein. Hier genügt voll und ganz das Wissen, daß die Maharishi-Anhänger nach eigener Aussage ihre 'transzendentale Meditation' in die Behandlung integrieren. Es handelt sich dabei tatsächlich nicht um eine Form der Meditation, sondern um eine Psychotechnik, die Menschen in deren Abhängigkeit bringen und letztlich dazu führen kann, finanziell ausgeplündert zu werden.

Manche kommentieren das mit den Worten: selber schuld! - ich meine, an erster Stelle sind diejenigen schuld, die die Dummheit oder Gutgläubigkeit oft schwerkranker Menschen ausnutzen und dann zunächst mal noch an zweiter Stelle diejenigen, die Scharlatanen und Gaunern (ob ungewollt oder bewußt und gegen Bezahlung) ein Forum für ihre Werbung bieten.

Klaus Schramm

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