Laufzeitverlängerung seit 1999
Heute haben rund 300 Menschen vor dem südhessischen AKW Biblis für dessen endgültigen Stopp und eine Energiewende demonstriert. Zeitweilig wurde die Zufahrt zum AKW blockiert. "Wir wenden uns gegen die von den G8 geförderten, zentralistischen Strukturen in der Energieversorgung, mit denen der Einfluß weniger Großkonzerne festgeschrieben wird. Statt dessen fordern wir den sofortigen Wechsel hin zu einem dezentralen, demokratischeren Energiesystem", so Henrik Paulitz von der Anti-Atom-ÄrtInnen-Organisation IPPNW. Auch Judith Kissel (Widerstandsgruppe Worms-Wonnegau) wies darauf hin, daß die G8 mit ihrer Subventionierung der Atomenergie allein den Interessen der großen Energiekonzerne dienen.
Auch auf den untrennbaren Zusammenhang der siamenischen Zwillinge Atomkraftwerke und Atomwaffen wurde hingewiesen. Uwe Reinecke (IMI) erläuterte in seinem Redebeitrag, wie die so genannte "friedliche Nutzung der Atomenergie" vorrangig militärischen Zwecken dient.
Im Anschluß an die Demo fand ein Widerstandsfest statt. Die Polizei reagierte mit schikanösen Personenkontrollen: "3 Leibesvisitationen, 32 Passkontrollen, 11 Durchsuchungen von Pkw und 10 Taschenkontrollen sprechen eine deutliche Sprache", so ein Sprecher des Anti-Atom-Aktionsbündnis Rhein-Main-Neckar, das das Widerstandsfest organisierte. "Diese Kontrollen zeigen uns, dass alle BesucherInnen des friedlichen Widerstandsfests unter Generalverdacht stehen, gefährlich zu sein. Dagegen verwahren wir uns mit allem Nachdruck", so der Sprecher weiter.
Beide Blöcke des AKW Biblis (A und B) stehen seit Mitte Oktober 2006 wegen Tausender falsch montierter Spezialdübel vorübergehend still. Block A wurde 1974 in Betrieb genommen und ist damit der älteste deutsche Reaktor, der noch am Netz ist. Die technisch maximale und ursprünglich vorgesehene Laufzeit von 25 Jahren wurde bereits 1999 überschritten. Block B speiste erstmals am 1976 Strom ins Netz.
Bundes-Atomminister Sigmar Gabriel hatte noch zu Anfang des letzten Jahres das Abschalten des AKW Biblis A für den 26.02.2007 angekündigt. Doch obwohl er bereits letzten Sommer eine Handhabe wegen vergleichbarer Mängel des AKW Biblis mit dem im schwedischen Forsmark, das knapp an einem Super-GAU vorbei geschlittert war, gehabt hätte, schritt er nicht ein. Nach dem 26. Februar ist nun sowohl von Gabriel als auch in den Mainstream-Medien unisono davon die Rede, daß eine "Laufzeitverlängerung über 2008 hinaus" nicht genehmigt werde.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Gabriel läßt AKW Biblis A in Betrieb
Abschaltung war für 26.02.2007 angekündigt (28.02.07)
'Gabriel nennt Abschalt-Termine'
Statt "Atomausstieg" real bereits jetzt Laufzeitverlängerung
(10.08.06)
'Atom-Minister Gabriel läßt deutsche AKWs am Netz'
IPPNW veröffentlicht Chronologie von Notstrom-Fällen
(7.08.06)
'Schwedisches AKW 7 Minuten vor GAU'
Versagte eine Komponente »Made in Germany«?
(3.08.06)
Restlaufzeiten sind Augenauswischerei
Statt "Atomausstieg" real bereits jetzt Laufzeitverlängerung (6.02.06)
