19.07.2007

Die letzten Westpazifischen Grauwale
werden vor Sachalin ausgerottet

Erdöl ist wichtiger als Artenschutz

Aktuelle Zählungen in der Heimat des Westpazifische Grauwals vor der Küste der russischen Insel Sachalin haben ergeben, daß der Bestand auf 79 Exemplare geschrumpft ist. Bei einer solch geringen Zahl ist die Art vermutlich bereits jetzt zum Aussterben verurteilt. Der Westpazifische Grauwal ist eines der ältesten und größten Säugetiere der Erde.

Grauwal

Viele Tiere sind stark abgemagert. Schuld ist das größte Öl- und Gasförderprojekt der Welt, das vor Sachalin entsteht. Unter dem Meeresboden befinden sich Erdöl-Vorkommen von geschätzten 3,3 Milliarden Barrel sowie nicht minder riesige, erschließbare Erdgasreserven.

"Der Baulärm macht die Wale krank", sagt WWF-Walexperte Volker Homes. Die Chancen, daß sich die Tiere unter solchen Bedingungen fortpflanzen werden immer geringer. Umwelt-Organisationen wie WWF und Greenpeace protestieren seit Jahren gegen das Projekt unter der Leitung von Gazprom, bei dem immer wieder massiv gegen Umweltauflagen verstoßen wird. Selbst die Vorschläge eines vom Öl-Konsortium eingesetzten ExpertInnengremiums werden ignoriert.

Der Westpazifische Grauwal lebt seit 30 Millionen Jahren in den Weltmeeren. Der bis zu 14 Meter lange und 35 Tonnen schwere Säuger ist darauf angewiesen, sich im kurzen russischen Sommer vor Sachalin die Fettreserven für den harten Winter zuzulegen. Die Fischbestände vor Sachalin sind jedoch durch die Bauarbeiten um über 70 Prozent eingebrochen. WWF-BeobachterInnen vor Ort schildern, daß man selbst an Land den dumpfen Baulärm für die Offshore-Anlagen hören und die Vibrationen spüren könne.

Auch im Landesinneren von Sachalin, das so groß ist wie England, hat das Öl-Projekt dramatische Konsequenzen. Für den Bau von Verladestationen, Terminals und Pipelines werden Wälder gerodet und Flüsse zerstört. Die Einheimischen, die hauptsächlich vom Lachsfang leben, kämpfen um ihre Existenz. "Das Naturparadies Sachalin wird gerade systematisch zerstört", so WWF-Experte Homes. Auf Sachalin brüten seltene arktische Vogelarten und die Küste gilt als Kinderstube für Robben.

Im vergangenen Jahr waren noch gut einhundert Grauwale gesichtet worden. Unter den nun nur noch 79 Tieren sind vermutlich höchstens zwanzig fortpflanzungsfähige Weibchen. Doch den im Öl-Konsortium zusammengeschlossenen Konzernen Gazprom, ExxonMobil, BPAmocoArco und Shell sind die Profite aus dem weltweit immer spärlicher sprudelnden Erdöl wichtiger als Artenschutz. "Die Konzerne fühlen sich sicher, weil das, was im Russischen Fernen Osten geschieht, kaum die Öffentlichkeit erreicht", sagt Homes. "Sie feiern lieber, daß sie vor Sachalin das tiefste Bohrloch der Erde in den Meeresboden gerammt haben."

Zugleich steuern sie - zusammen mit anderen multinationalen Konzernen mit höheren Umsätzen als selbst dem Staatshaushalt der USA - die Politik der G8. So können sie sicher sein, daß Versprechungen zum Ausbau der regenerativen Energien wie schon in den letzten zwanzig Jahren weiterhin nichts als Versprechungen bleiben. Und so ist garantiert, daß ihre Profite noch für einige Jahre wachsen, die Weltwirtschaft weiter in die Sackgasse der Erdölabhängigkeit steuert und die Klimakatastrophe unausweichlich wird.

 

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Anmerkung

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