6.03.2004

Hatte der CIA
beim Aschura-Anschlag
seine Finger im Spiel?

Eine Reihe von Indizien spricht dafür, daß weder Al Qaida noch irakische bewaffnete Widerstandsgruppen für die Anschläge auf das schiitische Aschurafest am 2.03.04 in Kerbala verantwortlich zu machen sind. Und zugleich deuten Indizien darauf hin, daß der US-amerikanische Geheimdienst CIA zumindest seine Finger im Spiel hatte.

Zunächst einmal ist festzustellen, daß bei allen militanten Widerstands-Aktionen im Irak, bei denen irakische Zivilisten umkamen, US-Militärs, Militäreinrichtungen oder irakische Kollaborateure das Ziel von Selbstmord-Anschlägen, Heckenschützen oder Raketenangriffen waren. In keinem einzigen Fall - und dies soll nicht etwa der Rechtfertigung oder Verharmlosung dieser Taten dienen, sondern allein der objektiven Beurteilung - waren Pilgergruppen oder religiöse Veranstaltungen bisher Ziel solcher Angriffe. Bezeichnender Weise richtete sich der Zorn der versammelten Gläubigen in Kerbala gegen US-Militärs. Nicht etwa - wie es die Massenmedien zu suggerieren versuchten - weil die Menschen darüber aufgebracht gewesen wären, daß die US-Besatzer sie nicht zureichend geschützt hätten, sondern weil die US-Besatzer als Urheber der Anschläge vermutet werden.

Bisher hatte sich die Terror-Organisation Al Qaida - sofern diese und ein gewisser Osama Bin Laden tatsächlich existieren - es weder für nötig befunden, sich per Bekennerschreiben zu Anschlägen zu äußern, noch die Beteiligung an solchen zu dementieren. Sämtliche bisher aufgetauchten Video-Aufnahmen von Osama bin Laden sind weder sonderlich aussagekräftig noch überhaupt eindeutig einer identifizierbaren Person zweifelsfrei zuzuordnen. Nun aber liegt ein Dementi vor:

"In einem angeblich von Al Qaida stammenden Brief bestritt die Gruppe jedoch eine Beteiligung an den Anschlägen. In dem an die Zeitung 'El Kuds el Arabi' gesandten Schreiben werden die USA für die Anschläge verantwortlich gemacht. >>US-Truppen haben ein Massaker am unschuldigen Volk der Schiiten verübt, um die Moslems im Irak zu spalten<<, heißt es darin. >>Unsere heiligen Krieger lieben Gott und seinen Propheten und werden nichts tun, was dem irakischen Volk schadet.<< Unterschrieben ist der Brief mit Abu-Hafs-el-Masri- Brigaden und in Anführungszeichen Al Qaida." (Frankfurter Rundschau, 4.03.04)

Auf der anderen Seite ist es - ähnlich wie kurz nach den Anschlägen vom 11.09.2001 - bezeichnend, wie schnell von US-Seite ohne Beweise vorlegen zu können schon am Tag nach dem Aschura-Anschlag, am 3.03., die ominöse Terror-Organisation Al Qaida als Urheberin genannt wurde. General Mark Kimmitt, Sprecher der "US-Besatzungskräfte" (so der offizielle Sprachgebrauch) im Irak, wußte den Medien an diesem Tag bereits den Verantwortlichen innerhalb von Al Qaida zu nennen: Musab el Sarkawi.

Merkwürdiger Weise wurde dieser Musab el Sarkawi bereits seit geraumer Zeit - auch ohne je Beweise vorzulegen - immer häufiger im Zusammenhang mit allen größeren Anschlägen im Irak genannt. Zudem wurden Musab el Sarkawi die Bombenanschläge in Casablanca und der Türkei zur Last gelegt. Inzwischen geisterte auch durch die Massenmedien, dem CIA sei es gelungen eine Diskette mit einem Brief el Sarkawis zu erlangen, in dem von Planungen über Anschläge auf Schiiten die Rede sei. Zweck der Angriffe auf die Schiiten sei es, den Ausbruch eines Bürgerkriegs herbeizuführen. Nun läge jedoch der Ausbruch eines Bürgerkriegs, sei es Schiiten gegen Sunniten oder Schiiten gegen Kurden, allein im Interesse der USA, die so einen weiteren Verbleib im Irak und die Verweigerung einer Machtübergabe an die "befreiten" Iraker rechtfertigen könnten. Und bezeichnender Weise haben schiitische Geistliche sofort nach dem Aschura-Anschlag vor einem Bruderkampf und Bürgerkrieg gewarnt. Auch ihnen ist klar, daß ein Gegeneinander-ausspielen nur den wie auch immer gearteten Widerstand gegen die US-Besatzer schwächen würde.

In einer im Raum Fallujah bereits vor einiger Zeit verteilten Erklärung einer Widestandsbewegung heißt es jedoch, der gebürtige Jordanier Musab el Sarkawi sei bereits seit April 2003 nicht mehr am Leben. In der betreffenden Erklärung der 'Führerschaft der Allahu Akbar Mujaheddin' wird behauptet, Musab el Sarkawi sei bei US-Bombenangriffen im Sulaimaniyah-Gebirge getötet worden. Dies kann zwar ebenso wenig als Beweis bezeichnet werden wie die Behauptungen der Gegenseite. Allerdings erscheint es unwahrscheinlich, daß es sich hier nur eine gezielte Falschinformation handelt. Denn wäre el Sarkawi ein derart hochrangiges Al-Qaida-Mitglied wie er von US-Seite dargestellt wird, würde sein Tod auch von allen Widerstandsgruppen im Irak kaum zugegeben werden, da dies gleichbedeutend mit dem Verlust einer Identifikations- und Führer-Persönlichkeit wäre.

Die Erklärung zum Tod von Musab el Sarkawi besagt zum einen, daß dieser bei den Bombenangriffen auf Grund seiner Beinprothese nicht entkommen konnte - nach US-Geheimdienstinformationen war Musab el Sarkawi vor Beginn des Irak-Kriegs in Bagdad ein Bein amputiert worden. Des weiteren wird der vom CIA angeblich abgefangene Brief erwähnt und als Fälschung bezeichnet. Dieser gefälschte Brief diene den US-Besatzern, "um ihre Theorie eines Bürgerkriegs im Irak zu untermauern." Bereits seit Monaten war in kritischen Kreisen aufgefallen, daß mit Hilfe des CIA verstärkt daran gearbeitet wurde, ein neues Feindbild mit dem Namen Musab el Sarkawi aufzubauen. Gerüchte besagen, daß damit ein Nachfolger für Osama bin Laden geschaffen werde, der - so besagen manche Ausschmückungen - schon längere Zeit in US-Gewahrsam sei und dessen inszenierte Gefangennahme termingerecht während des US-Wahlkampfs von George W. Bush präsentiert werden wird.

Und nicht zuletzt gibt es Indizien, die auf eine Verstrickung des CIA in die Planung des Aschura-Anschlags hindeuten. Wie kaum je zuvor wurden unter dem Vorwand, die muslimischen Pilger nicht provozieren zu wollen, US-Truppen zu Beginn der Aschura-Feierlichkeiten aus Kerbala abgezogen. Zugleich jedoch war eine Verstärkung der CIA-Mitarbeiter in den letzten Wochen nicht zu verbergen. Selbst die 'Washington Post', deren Rolle beim Watergate-Skandal längst Geschichte ist, die sich nicht erst zum Irak-Krieg als glühende Kriegs-Propagandistin betätigte und die zudem der Abfassung von Verschwörungstheorien kaum verdächtig ist, kam nicht umhin, im Irak die größte Konzentration von CIA-Personal seit dem Vietnam-Krieg zu konstatieren. Allerdings fragte die 'Washington Post' zugleich als sei sie völlig unbedarft: Wie ist es möglich, daß der CIA es dennoch nicht schafft, mit den richtigen Informationen dafür zu sorgen, daß die fortlaufende Kette der Anschläge unterbrochen wird?

Und das gewichtigste Indiz ist immer die Frage: Cui bono?

 

Ute Daniels

 

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