7.04.2001

Aufruf

CASTOR-Blockade
bei Philippsburg

Aktionen vom 8.4. bis 10.4.

Europäischer Atommülltourismus oder Stillegung der AKWs
Das ist jetzt die Frage

Liebe Freundinnen und Freunde,

viele haben sicherlich die Ereignisse im Wendland noch nicht völlig verdaut, und schon steht der nächste Castor-Transport an. Genau das, was die Anti-Atom-Bewegung in der Diskussion der letzten Wochen immer wieder betont hat, soll jetzt eintreten: Nachdem der eher symbolische Transport aus Frankreich in Gorleben angekommen ist, soll jetzt ein gigantisches Atommüll-Verschiebe- Programm nach La Hague und Sellafield beginnen, damit in den AKWs Platz geschaffen wird, für den strahlenden Abfall der kommenden Jahre.

Jetzt kommt es drauf an!

Gorleben war sozusagen das Vorspiel. Die jetzt anstehenden Transporte - noch 42 sind in diesem Jahr geplant - sind die für die Atomwirtschaft wirklich entscheidenden. Denn nur wenn der Atommüll wieder reibungslos Woche für Woche ins Ausland rollt, ist der Weiterbetrieb der AKW gesichert.

Wenn wir es schaffen wollen, daß der europäische Atommülltourismus nicht wieder zum Alltag wird, dann müssen wir jetzt agieren. Die niedersächsische Landesregierung hat schon verstanden: mehr als einmal pro Jahr ist der Aufwand für einen Gorleben-Transport kaum zu bewältigen. Wenn ähnliches auch im Süden eintritt, dann sitzt die Atomwirtschaft wirklich in der Klemme.

Am 10. April sollen Behälter aus Philippsburg, Biblis und Grafenrheinfeld rollen, werden bei Wörth zusammengekoppelt und sollen dann bei Lauterbourg über die Grenze. Zwei Wochen später ist ein Transport von Neckarwestheim nach Sellafield geplant. Weitere Transporte aus Stade, aus Biblis, Philippsburg und Grafenrheinfeld sollen folgen.

Wie viele Atommülltransporte verträgt diese Gesellschaft? Diese Frage gilt es jetzt und heute zu beantworten.

Ja, auf Dich kommt es an!

Manche von Euch haben wahrscheinlich so kurzfristig keine Zeit, um nach Philippsburg zu fahren. Aber manche vielleicht doch. Manche die eigentlich keine Zeit haben, nehmen sie sich trotzdem. Und einige von Euch kennen wiederum welche, die vielleicht Zeit haben.

Bitte überlege Dir genau, was Dein Beitrag sein kann, damit die Aktionen in Philippsburg und Wörth ein Erfolg werden. Wenn wirklich 2.000 Menschen überlegen, was sie tun können, dann wird eine Menge passieren. Die durch Gorleben neu aufgebrochene Debatte um den Atomausstieg kann durch unser erfolgreiches Handeln in der nächsten Woche weitere wichtige Anstöße bekommen. Jetzt ist das Thema aktuell - deshalb ist jetzt die beste Zeit, um aktiv zu sein.

Was tun also? Am Besten natürlich, selbst nach Philippsburg fahren, zur Demo am Sonntag, 8. April, 14 Uhr, Marktplatz und dann gleich bleiben (für Unterkunft wird bestmöglich gesorgt), denn wer weiß, ob der Transport nicht doch schon Montag losfährt.

Und sonst? Sorge dafür, daß diejenigen, die Zeit haben, auch davon erfahren, was geplant ist und wie wichtig es ist, jetzt zu Handeln. Wer diesen Text also weiterverbreiten kann, ist dazu herzlich eingeladen. Äußere Dich auf allen Dir möglichen Wegen öffentlich zur Verantwortungslosigkeit des europäischen Atommülltourismus, z.B. in LeserInnenbriefen an Zeitungen. Schreib Briefe an Deine Bekannten oder an PolitikerInnen. Hänge Plakate auf, sprich Organisationen, die Du kennst darauf an, daß sie sich im Streit um die Castor-Transporte äußern, sei kreativ und nutze die Gunst der politischen Stunde.

Wichtig ist auch weiterhin, daß Du etwas zur Finanzierung der Öffentlichkeitsarbeit und der Aktionen beiträgst. Ich weiß, daß wir in letzter Zeit ein wenig zu häufig um Spenden bitten, aber der jetzt laufende kontinuierliche Widerstand hat auch kontinuierliche Kosten. Wie wäre es mit einem Dauerauftrag? Oder vielleicht gibt es in Deinem Bekanntenkreis Menschen mit viel Geld aber wenig Zeit zu eigenem Engagement...

X-tausendmal quer - überall
Konto 24 42 28 03
BLZ 258 619 90
Volksbank Clenze

Philippsburg konkret

Alles Wichtige zu den Örtlichkeiten, zu geplanten Aktionen, zur Infrastruktur, nötige Telefonnummern usw. erfährst Du über www.X1000malquer.de. Dort werden wir auch versuchen, immer die aktuellsten Infos zu veröffentlichen.

Glücklicherweise haben wir von den Aktionen gegen den kurzfristig abgesagten Transport von Philippsburg im letzten Oktober beste Ortskenntnisse und Kontakt zu vielen sehr hilfsbereiten Menschen in der Region. Deshalb ist es möglich, jetzt auch sehr kurzfristig vieles zu organisieren. Auch die südwestdeutschen Anti-Atom-Initiativen haben in den letzten Tagen schon viel vorgearbeitet.

'X-tausendmal quer' wird versuchen, ganz spontan aktionsfähige Strukturen aufzubauen. So soll es wieder Bezugsgruppen und einen SprecherInnenrat geben, es werden auch Leute vor Ort sein, die sich um spezielle Bereiche kümmern: Sani, EA, Infofluß, Infrastruktur, was auch immer. Stellt Euch aber darauf ein, daß diesmal nicht alles langfristig vorbereitet werden konnte, sondern es darauf ankommt, daß alle vor Ort mithelfen, um zu einer großen aktionsfähigen Gruppe zu werden.

Los geht es also mit der Demo am 8. April um 14 Uhr ab Philippsburg Marktplatz. Alle die können, bleiben dann. Wenn die drei Castoren aus Philippsburg am Montag oder Dienstag das Kraftwerk verlassen wollen, werden wir auf angemessene Weise dagegen demonstrieren. Sollte der Atommüllzug trotzdem auf die Reise gehen, werden wir uns noch in den Bereich Wörth/Lauterbourg begeben (nicht weit von Philippsburg). Dort sollen die Wagons aus Philippsburg mit denen aus Biblis und Grafenrheinfeld zusammengekoppelt werden. Das dauert. Und so haben wir die Gelegenheit, ein weiteres Mal aktiv zu werden, hoffentlich gemeinsam mit vielen Freundinnen und Freunden aus Frankreich.

Wir sehen uns, in wenigen Tagen, in Philippsburg!!

 

Jochen Stay

 

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