18.06.2003

Nach dem Bienensterben
nun auch ein Rückgang
bei den Hummeln

Zum Bienensterben (siehe auch unser Artikel) kommt nun auch ein alarmierender Rückgang bei Hummeln, Wildbienen und anderen blütenbestäubenden Insekten hinzu wie aktuell u.a. vom Naturschutzbund NABU bestätigt wird. Das Ausmaß der Bestandsrückgänge wird bei einigen Pflanzenarten bereits zu Verlusten führen, weil diese nicht mehr bestäubt werden und damit Früchte und Samen ausfallen. Insbesondere ist neben einem Großteil der einheimischen Pflanzenarten, die für ihre Fortpflanzung auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen sind, auch der Obstanbau betroffen.

Richtiggehende Bestandseinbrüche wurden laut NABU vor allem bei den verschiedenen Hummelarten festgestellt, die auf blütenreiche Wiesen und Feldsäumen angewiesen sind. Bereits seit Jahren gelten diese Arten durch den Chemieeinsatz und von der Agrar-Industrie ausgeräumte Feldfluren als gefährdet. Auch von den in Deutschland nachgewiesenen 547 Wildbienenarten stehen bereits mehr als die Hälfte auf der Roten Liste.

Jedes Jahr verschwinden mehr Bäume aus der offenen Landschaft, Wiesen werden bereits vor der Blüte gemäht und die Fläche, die jährlich zuasphaltiert und zubetoniert wird, stieg auch unter "Rot-Grün" von Jahr zu Jahr: Lag die durchschnittliche Zerstörungsquote noch in den Jahren zwischen 1993 und 1997 bei 120 ha pro Tag (dies entsprach rund 100 Fußballplätzen) , stieg sie bis 2001 auf 129 ha pro Tag und war 2002 bei 140 ha pro Tag angelangt.

Beim Bienensterben ist insbesondere das vom Chemie-Konzern vertriebene Pestizid Imidacloprid (Handelsname u.a. "Gaucho"), das sowohl als Insektizid als auch zur Behandlung ("Beizen") des Saatguts verwendet wird, in Verdacht geraten. Nachdem es in Frankreich bereits 1994 zu einem massiven Bienensterben gekommen war, verhängte das französische Umweltministerium immerhin ein Verbot dieser Chemikalie im Sonnenblumenanbau. Im Gegensatz zu Deutschland, wo die Imkerei überwiegend hobbymäßig betrieben wird, verfügen die französischen Berufsimker über eine starke Lobby. Und deren Bienenvölker sind in nicht geringem Umfang auf die riesigen französischen Sonnenblumenfelder angewiesen. Französische Studien hatten zudem ergeben, daß das Insektizid Imidacloprid aus dem Samen der Pflanzen aufsteigt und später in der gesamten Pflanze nachzuweisen ist. Ebenso ist nachgewiesen, daß der Stoff schwer abbaubar ist und sich auch nach langer Zeit im Boden findet. Jedenfalls erholten sich die französischen Bienenvölker nach dem Verbot von Imidacloprid merklich. Ob allerdings auch das seit diesem Jahr in Deutschland zu beobachtende Bienensterben so monokausal zu erklären ist, erscheint noch fraglich.

Von Seiten des NABU wird wiederum recht einseitig auf das Verschwinden der Wildblüten als Ursache hingewiesen. Das Phänomen der blütenarmen Landschaft trete besonders ab Juni zutage, wenn nach der Wiesenmahd keine blühenden Wiesen und Weiden sowie Feld- und Wegsäume und wildkrautreichen Äcker mehr zur Verfügung stünden. Auch durch die mehrmalige Mahd von Straßen- und Wegeböschungen gingen wichtige Blütenstandorte und Wildbienen-Nistplätze verloren.

Viel wäre bereits gewonnen, wenn die allzu häufig hoch spezialisierten Naturschutzexperten ein wenig über den Tellerrand ihres jeweiligen Fachgebiets hinausschauen würden und bereit wären, wahrzunehmen, daß die Naturvernichtung mit wachsender Geschwindigkeit an allen Fronten zugleich voranschreitet - trotz aller Bekundungen von "...-Wende" hier und "...-Wende" dort.

 

Petra Willaredt

 

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