Bei der Jahresversammlung des 'Verbandes der Europäischen Chemieindustrie' CEFIC in Hamburg präsentierte
GREENPEACE eine neue Studie, die belegt wie die "Selbstkontrolle" der Chemie-Industrie und das bestehende
EU-Chemierecht beim Schutz von Mensch und Natur "versagen". Bundeskanzler Schröder und
EU-Industriekommissar Erkki Liikanen, die bei der Tagung im Hamburger Nobel-Hotel "Vier Jahreszeiten"
zugegen waren, attestiert die Studie ebenfalls Versagen oder - je nach Blickwinkel - Pflichterfüllung.
An Hand von zehn typischen Industrie-Chemikalien weist die GREENPEACE-Studie nach, daß sowohl die
Umwelt massiv belastet wird als auch daß durchschnittliche Verbraucher- Innen, ohne es zu wissen, oftmals
damit in direkten Kontakt kommen. Die Gifte finden sich mittlerweile sogar in der Muttermilch oder in abgelegenen
Alpenregionen wieder.
Untersucht wurden Weichmacher aus PVC-Böden, bromierte Flammschutzmittel aus Computern,
Moschusverbindungen aus Duftstoffen, Nonylphenol aus Reinigern und Pestizide aus der landwirtschaftlichen Nutzung.
Produziert werden die Stoffe nicht von Außenseitern, sondern so bekannten europäischen Chemie-Konzernen wie
Bayer, BP, Elf Atochem, Aventis, BASF und Dow in riesigen Mengen.
Einige der Ergebnisse:
- Alle zehn untersuchte Chemikalien sind aufgrund ihrer Eigenschaften besonders gefährlich für Umwelt und Verbraucher.
- Sieben der zehn Chemikalien werden in alltäglichen Konsumprodukten eingesetzt und können so über Haut,
Lunge oder die Nahrung von Verbrauchern aufgenommen werden.
- Alle untersuchten Chemikalien reichern sich auch in der Nahrungskette an. Mindestens sechs wurden sogar als
Rückstände in der menschlichen Muttermilch nachgewiesen.
- Alle zehn untersuchten Chemikalien sind nur mangelhaft auf ihre Giftwirkungen untersucht.
- Bei fünf der zehn Chemikalien sind die Abbauprodukte noch giftiger als die Ausgangsstoffe.
- Keine der untersuchten Chemikalien unterliegt ausreichenden gesetzlichen Einschränkungen bei der Produktion
oder Vermarktung.
Die zehn untersuchten Fälle stehen exemplarisch für mehrere Tausend gefährlicher und kaum untersuchter
Chemikalien, denen die EU-Bürger ausgesetzt
sind.
GREENPEACE fordert eine rasche Generalreform des EU-Chemierechtes.
Frank Bayer