2.07.2003

Greenpeace-Studie:
"Chemie außer Kontrolle"

Bei der Jahresversammlung des 'Verbandes der Europäischen Chemieindustrie' CEFIC in Hamburg präsentierte GREENPEACE eine neue Studie, die belegt wie die "Selbstkontrolle" der Chemie-Industrie und das bestehende EU-Chemierecht beim Schutz von Mensch und Natur "versagen". Bundeskanzler Schröder und EU-Industriekommissar Erkki Liikanen, die bei der Tagung im Hamburger Nobel-Hotel "Vier Jahreszeiten" zugegen waren, attestiert die Studie ebenfalls Versagen oder - je nach Blickwinkel - Pflichterfüllung.

An Hand von zehn typischen Industrie-Chemikalien weist die GREENPEACE-Studie nach, daß sowohl die Umwelt massiv belastet wird als auch daß durchschnittliche Verbraucher- Innen, ohne es zu wissen, oftmals damit in direkten Kontakt kommen. Die Gifte finden sich mittlerweile sogar in der Muttermilch oder in abgelegenen Alpenregionen wieder.

Untersucht wurden Weichmacher aus PVC-Böden, bromierte Flammschutzmittel aus Computern, Moschusverbindungen aus Duftstoffen, Nonylphenol aus Reinigern und Pestizide aus der landwirtschaftlichen Nutzung. Produziert werden die Stoffe nicht von Außenseitern, sondern so bekannten europäischen Chemie-Konzernen wie Bayer, BP, Elf Atochem, Aventis, BASF und Dow in riesigen Mengen.

Einige der Ergebnisse:

- Alle zehn untersuchte Chemikalien sind aufgrund ihrer Eigenschaften besonders gefährlich für Umwelt und Verbraucher.

- Sieben der zehn Chemikalien werden in alltäglichen Konsumprodukten eingesetzt und können so über Haut, Lunge oder die Nahrung von Verbrauchern aufgenommen werden.

- Alle untersuchten Chemikalien reichern sich auch in der Nahrungskette an. Mindestens sechs wurden sogar als Rückstände in der menschlichen Muttermilch nachgewiesen.

- Alle zehn untersuchten Chemikalien sind nur mangelhaft auf ihre Giftwirkungen untersucht.

- Bei fünf der zehn Chemikalien sind die Abbauprodukte noch giftiger als die Ausgangsstoffe.

- Keine der untersuchten Chemikalien unterliegt ausreichenden gesetzlichen Einschränkungen bei der Produktion oder Vermarktung.

Die zehn untersuchten Fälle stehen exemplarisch für mehrere Tausend gefährlicher und kaum untersuchter Chemikalien, denen die EU-Bürger ausgesetzt sind.

GREENPEACE fordert eine rasche Generalreform des EU-Chemierechtes.

 

Frank Bayer

 

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