1.04.2008

Artikel

EADS unter Anklage:
Insiderhandel

Flugzeug- und Waffen-Produzent Airbus und Mutter-Konzern EADS schwer belastet
Daimler ebenfalls in Verdacht

Die französische Börsenaufsicht AMF verfügt nach eigener Auskunft mittlerweile über ausreichende Beweise, um den von Topmanagern des größten europäischen Rüstungs-Konzerns EADS eingefädelten Insiderhandel nachweisen zu können. Die Einschaltung der Staatsanwaltschaft zur Aufklärung eines der größten europäischen Börsen-Insiderskandale bringt Airbus und EADS in starke Bedrängnis.

Mittlerweile liegen der AMF Beweise vor, daß der Flugzeug- und Rüstungs-Konzern EADS die Finanzmärkte über die Verspätungen beim Bau des Riesen-Airbus A380 im Juni 2006 nicht korrekt informierte und EADS- und Airbus-Manager im großen Stil Insidergeschäfte betrieben. Die AMF nannte keine Namen, es sollen allerdings Beweise gegen insgesamt 17 aktuelle oder ehemalige Manager vorliegen. Auch gegen die EADS-Großaktionäre Daimler und Lagardère, den Ex-Airbus-Chef Noël Forgeard und den heutigen Airbus-Chef Thomas Enders soll die AMF Vorwürfe erheben.

EADS erklärte in einer Stellungnahme, den betroffenen Managern die volle juristische Unterstützung zu gewähren und betonte, bis zu einer gerichtlichen Entscheidung gelte die "Unschuldsvermutung". Auch Daimler und der französische Medienkonzern Lagardère wiesen die Anschuldigungen zurück: "Wir sind fest davon überzeugt, weder zum Zeitpunkt der Vorstandsentscheidung noch bei Abschluß der Verträge über Insiderinformationen verfügt zu haben", so eine Daimler-Sprecherin. Auch bei der Abgabe des 7,5-Prozentanteils von EADS habe Daimler nicht über Insiderinformationen verfügt.

Die zentrale Frage bei diesem Börsen-Insiderskandale ist, ob Manager und Großaktionäre von EADS bei ihren Aktienverkäufen von den Produktionsproblemen des A380 wußten. Die AMF untersuchte Verkäufe seit dem 1. Mai 2005. Erst am 14. Juni 2006 wurden öffentlich umfangreiche Verzögerungen beim A380 eingeräumt - worauf der Kurs an einem Tag um fast 27 Prozent abstürzte. Daimler und Lagardère hatten noch kurz zuvor je 7,5 Prozent EADS-Anteile im Wert mehrerer Milliarden Euro abgestoßen. Viele Topmanager hatten mit Aktionoptionen Millionengewinne eingesackt, darunter der langjährige Airbus-Chef Noël Forgeard. Er hatte zusammen mit Familienmitgliedern Anteile im Wert von rund 7 Millionen Euro abgestoßen.

Auch die deutsche Börsenaufsicht BaFin hatte den Handel mit EADS-Aktien untersucht und 2007 Hinweise auf Insiderhandel gefunden. Bei der Staatsanwaltschaft München wurde Klage gegen fünf Personen eingereicht, die aber nicht zum Topmanagement gehören.

Wenn EADS der Markttäuschung überführt werden kann, gerät der eben erst sensationell mit dem US-Kriegsministerium abgeschlossene Milliarden-Auftrag für Tankflugzeuge in Gefahr. EADS hatte dem US-amerikanischen Rüstungs-Konzern Boeing den Auftrag im Wert von 35 Milliarden US-Dollar vor der Nase weggeschnappt. Boeing versucht, die Vorwürfe gegen den Konkurrenten politisch ausschlachten und so EADS den Milliarden-Auftrag wieder abzujagen.

 

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Anmerkung

Siehe auch unsere Artikel:

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      Erneuter Anstieg der Waffenexporte (18.12.07)

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