3.02.2012

Trotz Kälte
kein Strommangel in Deutschland

Erneuerbare Energien: Windkraft, Photovoltaik, Wasserkraft, Biogas,... Schon im vergangenen Sommer wurde gegen den von Bundes- kanzlerin Angela Merkel verkündeten "Atom-Ausstieg" gehetzt und die Propaganda verbreitet, Deutschland laufe Gefahr, Strom importieren zu müssen. Dabei wurden nach dem von "Schwarz-Rot-Grün-Gelb" mitgetrag- enen "Ausstiegs"-Beschluß lediglich acht von insgesamt 17 Atom-Reaktoren stillgelegt. Der Zeitplan für die Stilllegung der übrigen neun Atom-Reaktoren ist nicht mehr als ein unverbindliches Wahlversprechen. Nun stellt sich zudem heraus: Auch nach dem extremen Kälteeinbruch ist die Stromversorgung gesichert und per Saldo wird weiterhin Strom exportiert.

Bereits seit Jahren sind die Fakten unumstößlich: Deutschland verfügt über einen weit überdimensionierten Kraftwerks-Park zur Stromerzeugung. Selbst wenn die Leistung aller deutschen Atomkraftwerke ausfiele, beträgt die Netto-Kraftwerksleistung aller übrigen Kraftwerke über 100 Gigawatt. Doch selbst bei Höchstlast, die infolge energetisch unsinniger Stromheizungen regelmäßig im Winter auftritt, wurden in den vergangenen Jahrzehnten nie mehr als 80 Gigawatt Leistung in Anspruch genommen - zuletzt am 3. Dezember 2007. (Ausführliche Informationen hierzu auch in unseren Artikel vom 10.05.11)

Auch in den vergangenen Tagen, die von einem außergewöhnlichen Kälteeinbruch in ganz Europa gekennzeichnet waren, blieb das deutsche Stromnetz stabil. Dies bestätigten heute sowohl die Bundesnetzagentur als auch mehrere Übertragungsnetz-Betreiber. Und im Gegensatz zur Greuel-Propaganda des Sommers 2011 ist festzuhalten: Auch gegenwärtig exportiert Deutschland per Saldo Strom ins umgebende Ausland. Dies galt selbst in den für winterliche Verhältnisse kritischen Stunden zwischen 8 und 9 Uhr morgens und 18 und 19 Uhr abends. Es wurden heute insgesamt in Deutschland kaum mehr als 70 Gigawatt in Anspruch genommen.

Von besonderer Genugtuung dürfte es für die Atomkraft-GegnerInnen sein, daß ausgerechnet das zu über 70 Prozent von Atomstrom aus seinen 19 Atomkraftwerken abhängige Frankreich zu Strom-Importen gezwungen ist. Dies ist zum einen an der über Jahrzehnte hin exzessiven Werbung für Stromheizungen geschuldet - ein energiepolitischer Skandal, der sich aus dem großen Einfluß des Strommonopolisten EdF und dessen Interesse an einer möglichst großen Nachfrage nach Strom erklärt. Zum anderen sind Atomkraftwerke keineswegs von der Witterung unabhängig. Im Winter können die Flüsse zufrieren und im Sommer kann Trockenheit und Hitze dazu führen, daß die Kühlung der Atom-Reaktoren nicht mehr gewährleistet ist und diese in der Folge abgeschaltet werden müssen. Im Winter kommt noch die Empfindlichkeit eines auf wenige zentral gelegene Kraftwerke zugeschnittenen Netzes hinzu, das bei extremer Strom-Nachfrage und dem Zusammenbruch von Überlandleitungen durch Schnee schnell einmal überlastet ist. So stand im Dezember 2009 ein Blackout in der Bretagne nach offiziellen Aussagen "real und unmittelbar" bevor und auch im gesamten Westen Frankreichs und in den südlichen Regionen Provence, Alpes und Côte d'Azur war zugleich die Versorgungslage besonders "angespannt". (Siehe hierzu auch unseren Artikel vom 18.12.09)

Trotz der extremen Kälte gibt es auch insgesamt in Europa derzeit offenbar keine Strom-Engpässe. Denn solche würden sich durch erhöhte Preise bemerkbar machen. So stieg etwa heute der Strompreis an der deutschen Strombörse EEX kaum über 11 Cent pro Kilowattstunde bei einem Mittelwert von 7 bis 8 Cent. Im Vergleich zum Langzeitmittelwert der vergangenen Monate ,der bei rund 5 Cent pro Kilowattstunde lag, sind dies keine Preise, die auf Angebots-Engpässe schließen lassen. Allein auf dem französischen Strommarkt mußten zeitweilig über 15 Cent für Strom aus dem Ausland - also insbesondere Deutschland - bezahlt werden.

Strom aus Photovoltaik-Anlagen erwies sich dieser Tage als besonders nützlich und widerlegte damit die seit Wochen wegen einer angeblichen Überförderung vom Zaun gebrochene Desinformations-Kampagne. Übertragungsnetz-Betreiber wie etwa Amprion und Tennet bestätigten dieser Tage, daß der Solarstrom eine netzstabilisierende Rolle spielt. Solar-Strom bietet den Vorteil, daß er gerade dann reichlich fließt, wenn viel Strom im Netz nachgefragt wird. In den vorangegangenen beiden Tagen trug Solar-Strom in den Mittagsstunden mit einer Leistung von 6.000 bis 8.000 Megawatt zur Deckung der Stromversorgung beitragen.

Erst Mitte Januar war eine Propaganda-Kampagne gegen die erneuerbaren Energien aufgeflogen. Etlichen Mainstream-Medien hatten verbreitet, Anfang Dezember habe es einen Notfall bei der Stromversorgung Süddeutschlands gegeben. Strom aus Österreich habe importiert werden müssen. Mit diesem angeblichen Notfall wurde Stimmungsmache im Dienste der "Großen Vier" betrieben. Es konnte jedoch nachgewiesen werden, daß zum entsprechenden Zeitpunkt genügend Leistung aus deutschen Reserve-Kraftwerken zur Verfügung gestanden hätte. Doch auch wenn aus rein betriebswirtschaftlichen Gründen - wie in diesem Fall Anfang Dezember - kurzfristig Strom importiert worden ist: Per Saldo wurde in jedem Monat des vergangenen Jahres Strom aus Deutschland exportiert.

Dennoch war im September 2011 in etlichen deutschen Mainstream-Medien die Mär publiziert worden, wegen des angeblichen Atom-Ausstiegs habe Strom importiert werden müssen. Insbesondere wurde nicht selten hämisch angemerkt, es flösse nun Atomstrom aus Frankreich nach Deutschland. (Siehe unseren Bericht vom 12.09.11) Als die vom Münchner Magazin 'focus' aufgebrachte "Ente" widerlegt war, wurde die entsprechende Nachricht weniger als halb so groß aufgemacht. Und selbst danach wurde die Falschmeldung in der 'Südwest Presse' am 8. Oktober erneut verbreitet.

Bei diesen Kampagnen geht es weniger um den angeblichen Atom-Ausstieg, denn in den Chef-Redaktionen wird dieser keineswegs fehlinterpretiert. Es geht dabei um die Energie-Wende, die für die "Großen Vier", die den deutschen Strommarkt weitgehend beherrschenden Oligopolisten E.on, RWE, EnBW und Vattenfall, inzwischen existenzbedrohende Dimensionen angenommen hat. Im vergangenen Jahr überschritt der Anteil der erneuerbaren Energien erstmals 20 Prozent der deutschen Stromversorgung. Die Preise für Strom aus Photovoltaik und Windstrom liegen mittlerweile unter dem durchschnittlichen Strompreis. Eine effiziente Förderung des erneuerbaren Energie müßte daher nicht allein per EEG erfolgen, sondern etwa die exorbitanten staatlichen Subventionen der chinesischen Solarmodul-Produzenten neutralisieren. Denn während die Nachfrage von Strom aus erneuerbaren Energien kaum mehr gebremst werden kann, brechen infolge chinesischer Dumping-Konkurrenz reihenweise deutsche und US-amerikanische Solarmodul-Fabriken zusammen und gehen in Insolvenz. Der Markt droht also in naher Zukunft monopolisiert zu werden. Und dies wird dann drastische Preiserhöhungen für Solar-Module nach sich ziehen.

Doch in Deutschland zieht es die Parteien-Politik vor, trotz verkündetem "Atom-Ausstieg" die Atomindustrie weiterhin mit rund 14 Milliarden Euro pro Jahr zu subventionieren.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Stimmungsmache gegen Erneuerbare
      im Dienste der "Großen Vier" (13.01.12)

      Solon insolvent
      Rückschlag für erneuerbare Energien (15.12.11)

      Südwest Presse
      hängt sich an Stromimport-Lüge an (8.10.11)

      Strom-Importe wegen Merkels "Atom-Ausstieg"?
      Lügen! Lügen! Lügen! (12.09.11)

      Erneuerbare bei über 20 Prozent
      Energiewende dennoch gebremst (29.08.11)

      Merkels "Atom-Ausstieg"
      Täuschungsversuch wie vor 11 Jahren
      Wie Kretschmann 2002 einen
      "politischen Selbstmord" überlebte (30.05.11)

      Atom-Ausstieg teuer?
      Im Gegenteil: Ersparnis von jährlich
      mehr als 8 Milliarden Euro (10.05.11)

      86 Prozent der Deutschen:
      Erneuerbare Energien sind wichtig
      Wieviel kostet Öko-Strom wirklich? (16.10.10)

      Atomenergie verursacht Stromlücke
      in Frankreich (18.12.09)

 

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