13.12.2007

Falsche Propheten
wie Sand am Meer

Kein UFO vor dem Weißen Haus

Eine UFO-Landung am Potomac River in Washington, der Moskauer Kreml in Flammen, die Entdeckung eines Riesenaffen à la King Kong im Dschungel von Costa Rica - nicht nur diese drei Prognosen eines kanadischen "Mediums" für das Jahr 2007 erwiesen sich als Flop, auch andere AstrologInnen, WahrsagerInnen und HellseherInnen blamierten sich mit ihren Voraussagen gründlich. Doch dies würde kaum bemerkt ohne die jährliche Bilanz der "Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung der Parawissenschaften" (GWUP). Denn die Mainstream-Medien beschränken sich in aller Regel darauf, vermeintliche Erfolgsmeldungen der Wahrsage-Zunft zu veröffentlichen.

So verbreiteten beispielsweise am 23. November etliche Zeitungen die Meldung, der brasilianische "Hellseher" Jucelino Nobrega da Luz (auch: Nobrega de Luz) habe laut Behörden-Bestätigung aus Sumatra schriftlich die Tsunami-Katastrophe an Weihnacheten 2004 und das schwere Erdbeben auf Sumatra im vergangenen September korrekt vorhergesagt. Nun prophezeie er ein schweres Erdbeben auf Sumatra für den 23. Dezember und die Behörden würden deshalb bereits Vorkehrungen treffen.

Jucelino Nobrega da Luz zählt allerdings zu jenen aus der Zunft, die ihre Prophezeiungen nicht vorher öffentlichen machen. Und wie alle seines Metiers kann er darauf bauen, daß nach dem Zeitraum, in dem sich die Prophezeihung bestätigen könnte, über einen Flop nicht berichtet wird - ebenso wenig wie nach dem 23. Dezember in den Mainstream-Medien darüber berichtet werden wird, daß kein Erdbeben stattfand.

Im Auftrag der GWUP wertete der Mainzer Mathematiker Michael Kunkel rund 185 Prophezeiungen für das Jahr 2007 aus und stellte auch in diesem Jahr fest: "Sie konnten mit ihren Voraussagen keine Belege ihres Könnens liefern." Dennoch verweise die Augurenzunft oft auf ihre hohe Trefferquote, die sich bei näherem Hinsehen allerdings schnell in Luft auflöse.

So wurde auch 2007 weder der Euro abgeschafft noch Cannabis legalisiert wie dies die "Astrologin" Patricia Bahrani bereits vor Jahren angekündigt hatte. Der Einmarsch amerikanischer Truppen in den Iran fand ebenso wenig statt wie der alljährlich von mehreren Auguren prognostizierte Anschlag auf den US-Präsidenten. Naturkatastrophen, Terror und Kriege sind traditionell die Lieblingsthemen der falschen PropheteInnen. Schwarzseher des Jahres war der amerikanische Fernsehprediger Pat Robertson: Er rechnete mit Millionen Toten bei Terroranschlägen in den USA.

Die Mehrzahl der esoterischen Zukunftsvorhersagen sind allerdings so vage und schwammig formuliert, daß sie sich einer Prüfung schlicht entziehen. So sagte der Astrologen Martin Banger Aufstände und Unruhen in den Niederlande, Japan, Kanada, Libanon, Sri Lanka, Finnland, Philippinen, Rumänien, Ungarn, Polen oder Saudi-Arabien voraus, und laut Elizabeth Teissier mußten wir "zwischen Mitte Januar und Mitte Oktober mit Veränderungen wie Naturkatastrophen, wirtschaftlichen Turbulenzen und Anschlägen rechnen". Der Astrologe Olaf Staudt gab in seiner Dezemberprognose Binsenweisheiten preis: Er sah "Dogmatiker und Ideologen fanatisch für ihre Ziele kämpfen". Solch unscharfen Formulierungen haben für die WahrsagerInnen einen großen Vorteil: Da so gut wie alles in sie hineininterpretiert werden kann, findet sich im Nachhinein immer eine Nachricht, die angeblich die Prognose "bestätigt". Manche WahrsagerInnen, die für das Jahr 2004 ganz allgemein Erdbeben oder Naturkatastrophen vorausgesagt hatten, rühmen sich heute, die Tsunami-Katastrophe vorhergesehen zu haben.

Auch bei BörsenastrologInnen überwog laut GWUP die Unschärfe. Uwe Kraus sah den DAX im Februar "weiterhin optimistisch, möglicherweise zunehmend", im Mai sollte es einerseits "einen Kick geben", andererseits war "nicht mehr so viel Bewegung denkbar." Einfach zu prüfen sind dagegen die Prognosen von Karsten Kröncke aus Freiburg. Er sagt seit Jahren voraus, ob der DAX an einem Handelstag steigt oder fällt und rühmt sich auf seiner Webseite einer monatlichen Trefferquote zwischen 46 und 86 Prozent. In den ersten 11 Monaten 2007 belief sich seine Trefferquote jedoch insgesamt auf nicht einmal 47 Prozent, und im Juni lag er mit 29 Prozent besonders weit daneben. Mit Würfeln hätte er wenigstens eine durchschnittliche Trefferquote von 50 Prozent erzielen können. Immerhin ist die Geschäftstüchtigkeit Krönckes beachtlich: Ein um die 35-seitiges "astrologisches großes Gutachten" kostet bei ihm 1.700 Euro.

Die sich seriös gebenden AstrologInnen verweisen bei der Konfrontation mit solchen Fehlprognosen gerne darauf, daß nur eine Minderheit ihrer Zunft überhaupt solche Voraussagen mache. Sie selbst jedoch nutzten die "Astrologie" zur Ermittlung des Charakters einer Person. Laut GWUP ist jedoch zu bedenken, daß sich bei wissenschaftlichen Versuchen in der Regel etwa 90 Prozent der Testpersonen auch im Horoskop eines Massenmörders wiederfinden. Auch sei die Frage erlaubt, warum Menschen ihr eigenes Horoskop nicht von dem einer anderen Person unterscheiden können.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel zum Thema:

      Antike Esoterik
      Der Wunderglaube der katholischen Kirche (16.04.07)

      Ist Alternativ-Medizin
      nur Esoterik? (28.09.05)

      Astrologie - voll daneben (16.12.04)

      RTL-Verdummung mit Günter Jauch und Uri Geller (15.11.04)

      Rutengänger und Geistheiler
      blamierten sich reihenweise (13.10.04)

      Eine Million Dollar geboten (10.10.04)

 

neuronales Netzwerk