12.08.2004

Artikel

DAX beschleunigt Talfahrt

Weitere Turbulenzen bereits in Sicht

Nach einer kleinen Erholungspause am Dienstag fiel der Deutsche Aktien Index DAX am gestrigen Mittwoch weiter, ohne daß ein Ende der Talfahrt zu erkennen wäre. Die Zinsanhebung der US-amerikanischen Notenbank Fed, die eine Konsolidierung der US-amerikanischen Wirtschaft hatte signalisieren sollen, konnte auf dem deutschen Aktienmark keine anhaltende Wirkung entfalten.

Am Freitag, 6.08., hatte der DAX bereits um rund 3 Prozent nachgegeben und schloß mit 3728 Punkten. Von Börsen-Kennern hieß es da, der DAX habe einen beschleunigten Abwärtstrend ausgebildet, dem sich niemand entgegenstellen wolle. Ein Unterschreiten des Jahrestiefststandes vom März 04, der bei 3692 Punkten gelegen hatte und ein Absturz bis auf 3680 Punkte wurde für Montag erwartet. Tatsächlich fiel der DAX am Montag bis auf einen neuen Jahrestiefststand von 3666. Nur mit Stützungskäufen konnte er am Abend auf einen Wert von 3690 Punkten "gerettet" werden, dem tiefsten Stand seit November 2003. Beim Tec-DAX war es derweil bereits zu einem "regelrechten Ausverkauf" gekommen.

Als "Zielzone" für weitere Stützungskäufe wurde ein Stand des DAX bei 3577 Punkten angegeben. Am Dienstag erholte er dann im Vorfeld der für den Abend angekündigten Zinsentscheidung in den USA auf 3721 Punkte. Als eine weitere "Zielzone" war von 3690 Punkten die Rede, wo mit Stützungskäufen eingegriffen werde. Tatsächlich fiel der DAX am Mittwoch zeitweise auf ein neues Jahrestief von 3641 und schloß mit 3679 Punkten. Sollte der Kurs anhaltend unter 3720 Punkten bleiben, wird mit Aktien-Verkäufen von Immobilienfonds gerechnet, die den Kursverfall weiter beschleunigen werden.

Heute, Donnerstag, wurde der Absturz des DAX dreimal bei 3644 abgefangen, konnte aber lediglich bei 3658 Punkten schließen. Erklärt wurde die schwache Nachfrage und die Schwemme an Aktien auf dem Markt mit den anhaltend hohen Ölpreisen und aktuell mit düsteren Zahlen, die über den Netzwerkausrüster Cisco bekannt geworden waren. Die optimistischen Äußerungen der US-Notenbank Fed verhallten ungehört. Besondere Verluste waren bei den Aktien des Halbleiterherstellers Infineon und der Softwarefirma SAP zu verzeichnen, während sich Siemens-Aktien leicht erholen konnten. Doch auch DaimlerChrysler-, VW- und BMW-Aktien verloren stark an Wert. Besonders herb erwischte es die Aktien des Hamburger Biotechunternehmens Evotec, die Verluste von 7,5 Prozent schrieben.

Neben Effekten auf die Immobilienmärkte1, wird bei anhaltende höhen Mineralölpreisen bei den Fluggesellschaften, die nicht über langfristige Lieferverträge für Kerosin verfügen, mit heftigen Turbulenzen gerechnet. Den rund 60 in Europa agierenden Billig-Fluggesellschaften droht der Ruin. Das wäre schon mal ein erster großer Befreiungsschlag für das Überleben unseres Planeten.

 

Harry Weber

 

Anmerkungen:

1 Siehe auch unseren Artikel
    'The final cut' (10.08.04)

 

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