29.10.2003

Erfolg der Gentech-GegnerInnen
in Großbritannien:
Gen-Moratorium bis 2004
verlängert

Nach der Veröffentlichung einer von der britischen Regierung in Auftrag gegebenen und unerwartet negativen wissenschaftlichen Studie vor vierzehn Tagen und unter dem Eindruck einer unter dem Titel "GM Nation" durchgeführten Befragung der britischen Bevölkerung, hat die Labour-Regierung das seit 1998 bestehende Gen-Moratorium bis ins Jahr 2004 verlängert.

Die britische Regierung hatte 1999 eine 8,6 Millionen Euro teure Studie bei der Royal Society ('Akademie der Wissenschaften') in Auftrag gegeben. Zur unverhohlenen Enttäuschung der Blair-Regierung offenbarte die kürzlich beendete Untersuchung erhebliche Risiken und Nachteile der "Grünen Gentechnik". Der Leiter der Studie erklärte gegenüber BBC, daß angesichts der Ergebnisse das Gen-Moratorium erhalten bleiben solle.

Bekannt wurde zudem, daß die fünf großen Versicherer in Großbritannien aktuell nicht bereit sind, Haftungsrisiken bei genmanipulierten Pflanzen zu versichern. Seit Mitte September sind GMO (genmanipulierte Organismen) das Top-Thema in der britischen Presse. Nicht allein die Ablehnung gentechnisch veränderter Lebensmittel ist auf 86 Prozent angestiegen, inzwischen sind auch aus der Wissenschaft kritische Stimmen immer lauter geworden. Die Entscheidung der britischen Regierung über Import und Anbau von GMO war für Oktober vorgesehen, wurde nunmehr aber auf 2004 verschoben. Als Gründe nannte die Regierung die offene Haftungsfrage und die unklare Situation in Hinblick auf Koexistenz. Der im Juni wegen seiner ablehnenden Haltung gegen die "Grüne Gentechnik" entlassene britische Umweltminister Michael Meacher stellte öffentlich die Frage, ob eine prosperierende Bio-Landwirtschaft für eine risikobehaftete Gentech-Landwirtschaft geopfert werden solle. Zudem sei der volkswirtschaftliche Nutzen der Gentech-Landwirtschaft fraglich.

Inzwischen wurden auch Details der "GM Nation"-Befragung publik: Deutlich mehr als 80 Prozent der britischen Öffentlichkeit stehen der Einführung von GMO negativ gegenüber. Über 35.000 Fragebögen wurden ausgewertet:

  • 93 Prozent denken, daß die Biotechnologie von Profitinteressen statt vom Interesse für das Gemeinwohl geleitet wird

  • 86 Prozent können sich nicht vorstellen, gentechnisch veränderte Lebensmittel zu essen

  • 85 Prozent denken, daß GMO den Produzenten Vorteile bringen, aber nicht den Konsumenten

  • 84 Prozent sind der Ansicht, daß GMO den natürlichen Stoffkreislauf stören werden

  • 2 Prozent waren mit Gen-Food unter allen Umständen einverstanden

Die Autoren der Studie sehen in dem eindeutigen Ergebnis auch einen Ausdruck des Mißtrauens der Bevölkerung gegen transnationale Unternehmen - denen reine Profitgier zugeschrieben wird - und ein mangelndes Interesse für das Allgemeinwohl. Jegliche Informationen von Seiten der Konzerne würden als "nicht glaubwürdig" angesehen. Auch die Motive der Regierung seien der Bevölkerung verdächtig, da andere Studien belegten, daß von der GMO-Einführung kaum wirtschaftliche Profite zu erwarten seien, und auch wissenschaftliche Kreise diese uneinheitlich beurteilten.

 

Klaus Schramm

 

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