17.01.2001

Genmaisveranstaltung in Kehl

Nichts gelernt aus
BSE?

Gemeinsame Presseerklärung der BUND Kreisgruppe Ortenau und des BUND Regionalverbandes

In den Medien des Ortenaukreises findet sich zu Zeit ein Hinweis auf eine Veranstaltung am 25.1.2001 in Kehl. Der Arbeitskreis Körnermaisanbau und das Amt für Landwirtschaft Offenburg laden herzlich ein zum Thema "Genmais - Chance oder Risiko". Referent ist Dr. Norbert Mülleder von der Firma Monsanto. Er wird über den aktuellen Stand der Forschungen sprechen und über die Zukunftsperspektiven auf diesem Gebiet informieren...

Die Landwirtschaft und deren Zukunft ist zur Zeit aus einem traurigen Anlass in aller Munde der BSE-Skandal beschäftigt die Menschen in diesem Land. Ein Skandal, der nicht zuletzt eine Folge der Auswüchse der industriellen Landwirtschaft ist. Da wurde Tiermehl an Grasfresser verfüttert. Tiermehl, zu wenig erhitzt, um die Gewinne zu vergrößern. Verunreinigtes Futter wurde an ahnungslose Landwirte verkauft. Da wurde verschwiegen, verharmlost, falsch beraten, dereguliert, wurden Kontrollen abgebaut und es wurde gut verdient.

Unter den Folgen dieser Fehlentwicklung leiden am stärksten die Landwirte. Sie stehen öffentlich am Pranger. Diejenigen, die Futtermittel gepanscht, falsch beraten, dereguliert und den Weg in die industrielle Landwirtschaft gebahnt haben, freuen sich über den Sündenbock Landwirtschaft. Hier wiederholen sich die alten Mechanismen, die wir als BUND aus der Vergangenheit (Hormone im Fleisch, Gifte in Futtermitteln....) kennen, nämlich Verschweigen, Verharmlosen, Skandal, Vergessen.

Die geplante Veranstaltung in Kehl zeigt, dass der BSE Skandal nicht zu einem tatsächlichen Umdenken führt. Da gibt es eine Veranstaltung zum Thema Genmais und das Pro und Contra wird von einem Vertreter der Firma Monsanto abgedeckt, die am Genmais verdient. Da könnte man auch im Landtagswahlkampf einen Parteivertreter über die Fehler der eigenen Partei referieren lassen. Das Weglassen der Kritik, die Nichtbeachtung der Kritiker der industrialisierten Landwirtschaft, ist eine Mitursache des BSE-Skandals.

Überall wird öffentlich von einem hin zu einer mehr natürlichen Landwirtschaft gesprochen. Nicht nur der BUND fragt, ob es einen heftigeren Angriff auf die Natur geben kann als Gentechnik in der Landwirtschaft. Genmais mit eingebauter Antibiotikaresistenz. Pflanzen mit Viren-, Bakterien- oder Fischgenen, Nutztiere mit menschlichen Genen. Sieht so für das Landwirtschaftsamt Offenburg der Weg zu einer naturnäheren Landwirtschaft aus? Da freuen sich die Vertreter von Monsanto, Novartis und anderen Konzernen.

Und wenn dann in Sachen Gentechnik in der Landwirtschaft wieder etwas schiefgeht? Wenn Antibiotika beim Menschen nicht mehr wirkt, wenn Herbizidresistenzen auf Ackerwildkräuter übertragen werden und Superunkräuter entstehen, wenn der ausgebrochen Genlachs die Wildlachsbestände vernichtet, wenn Menschen unter Allergien leiden...?

Dann werden wieder einmal die VerbraucherInnen und vor allem aber unsere Bauern den Ärger haben - nicht die Konzerne und Berater.

Ilse Weghaupt, Vorstandsmitglied der BUND Kreisgruppe Ortenau
Axel Mayer, Geschäftsführer BUND Regionalverband Südlicher Oberrhein

 

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